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Nachspiel

Nachspiel zu #BSCKOE: Stay humble

Nach einer gefühlten Ewigkeit verliert der effzeh mal wieder ein Spiel, was durchaus seine Gründe hatte, allerdings kein Grund zur Besorgnis sein sollte.

Tristeza infinita? Wohl eher weniger (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee, mit dem Verfassen des Nachspiels zur ersten Saison-Niederlage des effzeh zu warten. Sicherlich hilft es, wenn man ein wenig Abstand zu den Dingen gewinnt und sie anschließend richtig einordnen kann. Wäre das Nachspiel direkt im Anschluss an die Partie verfasst worden, wäre der Ton garantiert etwas schärfer, so wird allerdings der Versuch unternommen, die 1:2-Niederlage des 1. FC Köln im Topduell gegen Hertha BSC vor dem Hintergrund der gezeigten Leistung und der nicht beeinflussbaren Aspekte zu beurteilen. Fest steht, dass der effzeh durchaus in einigen Belangen die schlechtere Mannschaft war und dementsprechend verdient verloren hat. Insbesondere in der ersten Halbzeit bestimmten primär die Berliner, was auf dem Feld passierte. Durch intensives Verschiebe- und Zweikampfverhalten schaffte es die Mannschaft von Pal Dardai, die Passqualität des effzeh so einzuschränken, dass die Offensivabteilung quasi von der Außenwelt abgeschnitten war. Dies war insofern keine Überraschung, weil Dardais Mannschaft seit Monaten einen stabilen Eindruck erweckt, der einzig und allein dadurch beschmutzt wurde, dass eine kleine Negativserie gegen Ende der letzten Saison eine direkte Qualifikation für den europäischen Wettbewerb verhinderte.

Fußball tut manchmal weh

Der Smiley-Jubler war auch da (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Der Smiley-Jubler war auch da
(Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Für die ganz in rot gekleidete Kölner Mannschaft war es daher eine direkte und schmerzhafte Erfahrung, auf diese Berliner zu treffen, die auch in diesem Spiel ihrer ekligen Spielweise treu bleiben sollten. Dies ist keinesfalls despektierlich gemeint, da eine gewisse Galligkeit im Fußball Grundvoraussetzung für mannschaftlichen Erfolg ist. Die bereits angesprochene Intensität in den Zweikämpfen und in der Arbeit gegen den Ball verhinderte aber, dass eine formstarke Mannschaft wie der effzeh, die durchaus über Lösungsmöglichkeiten verfügt, diese aber nur unzureichend umsetzen konnte. Dementsprechend ging die erste Halbzeit verdient an die Berliner, da eine Kontersituation zielgerichtet ausgespielt werden konnte. Die Entstehungsgeschichte des Gegentors begann mit einem verlorenen Zweikampf im Mittelfeld von Jonas Hector, der gegen den ehemaligen Kölner Mitchell Weiser (der insgesamt zugegebenermaßen ein ziemlich gutes Spiel machte) verlor und ihm dann nicht folgen konnte. Weisers Querpass auf Ibisevic wurde ebenfalls nicht verhindert, sodass der Bosnier einschießen konnte (13. Minute). Hier zeigte sich auch die an diesem Tag bisweilen mangelnde Handlungsschnelligkeit der Kölner, da sowohl Heintz als auch Mavraj sich in der Strafraumverteidigung zu tief positionierten und dem besten Torjäger der Berliner zu viel Platz ließen. Ein Killer wie Ibisevic nutzt diesen Extra-Raum natürlich ohne nachzufragen aus.

Besseres Auftreten in Halbzeit zwei

Nachdem der effzeh in den ersten 45 Minuten nicht zu seinem Spiel fand, wurde im zweiten Durchgang mit Leonardo Bittencourt ein Spieler eingewechselt, der für die Überraschungsmomente im Spiel des effzeh verantwortlich ist und diese auch relativ zeitnah beim Ausgleich durch Modeste gewinnbringend einbrachte. Eine Kombination über Heintz, Rausch, Hector und Bittencourt fand schließlich den Führenden in der Bundesliga-Torjägerliste, der nur noch einschieben musste (65. Minute). Im Anschluss daran schien das Momentum eher auf Seiten der Kölner zu liegen, die sich in dieser Phase besser aus den engen Situationen lösen konnten und den Berlinern nicht mehr dieselbe Art von Zugriff gewährten, der in der ersten Hälfte noch die Automatismen im Offensivspiel verhinderte. Speziell bei Modestes Kopfball vier Minuten nach dem Ausgleich lag der Führungstreffer in der Luft. Doch auch Berlin blieb gefährlich, sodass sich Horn mehrfach auszeichnen musste. Insbesondere die Parade gegen den Kopfball von Anthony Brooks nach einer Freistoßflanke von Plattenhardt (der Horns Künste ebenfalls mit einem Schuss testete) verdient in diesem Zusammenhang Erwähnung.

Weisers Freistoß macht den Unterschied

Es gab durchaus Anlass zu Diskussion (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Es gab durchaus Anlass zu Diskussion
(Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Dass zum Berliner Spiel ebenfalls die Stärke bei eben jenen Standardsituationen gehört, dürfte von Peter Stöger in der Besprechung wahrscheinlich schon thematisiert worden sein. Dennoch sollte nach 74 Minuten eine solche Aktion den Unterschied ausmachen: Dominique Heintz sah nach einem relativ unnötigen Foul gegen Ibisevic die gelbe Karte, den fälligen Freistoß von der halbrechten Seite trat abermals Weiser gut und lang auf den zweiten Pfosten, wo der eingewechselte Schieber an den Ball kam. Geht der Ball in einer solchen Aktion über die meisten verteidigenden Spieler hinweg und wird er dann von einem Angreifer geköpft, brennt es meist lichterloh. Die Kölner machten in dieser Situation den Fehler, ausschließlich ball- und nicht mannorientiert zu verteidigen. Folglich konnten vier Berliner Spieler unter sich ausmachen, wer denn nun den Ball einköpfen soll, schließlich war es Niklas Stark. Peter Stöger löste im Anschluss an das Gegentor und in Vorbereitung der Schlussphase den bis dato existierenden Defensivverbund auf und brachte mit Artjoms Rudnevs einen Stürmer für einen Innenverteidiger (Heintz). Bereits zuvor kam mit Simon Zoller ein torgefährlicherer Akteur als Konstantin Rausch, der das Feld verließ. In der 87. Minute besaß eben jener Zoller die große Chance zum Ausgleich, nachdem er einen weiten Ball von Bittencourt gut kontrollierte, aus spitzem Winkel dann aber nur den Pfosten traf. In der Folgeaktion faustete Berlins Keeper Jarstein den Ball dann fast ins eigene Tor. Das Spiel hatte dann in der Nachspielzeit noch eine Schlüsselszene zu bieten, als Rudnevs den Körper gegen Plattenhardt einsetzte, frei zum Schuss kam und traf, von Schiedsrichter Willenborg jedoch zurückgepfiffen wurde. Eine solche Entscheidung ist natürlich aufgrund ihrer Natur (Nachspielzeit, Verhinderung des Ausgleichstreffers) immer kontrovers, insgesamt geht sie aber schon in Ordnung, da Plattenhardt ohne Rudnevs’ Körpereinsatz wahrscheinlich eher an den Ball gekommen wäre.

Wie soll man denn eigentlich mit einer solchen Niederlage umgehen???

[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Der Mannschaft muss eine solche Niederlage auch einfach mal zugestanden werden und wir müssen uns immer daran erinnern, dass für den Erfolg wirklich alles passen muss.[/perfectpullquote]

Was die Kölner während der knapp sechs Monate auszeichnete, in denen der effzeh kein Spiel verlor, war neben der sportlichen Leistungsfähigkeit in gewisser Weise auch die Form, in der man über sich selbst lachte und sich nicht zu ernst nahm. Daran sollte man sich auch nach der Niederlage in Berlin halten, denn oh Wunder: auch für den 1. FC Köln wachsen die Bäume in der Bundesliga (noch nicht) in den Himmel. Auf diesem Leistungsniveau entscheiden Kleinigkeiten über Erfolg und Misserfolg, bisher hatte der effzeh diese Kleinigkeiten meist auf seiner Seite. Wenn dann eben in einem Spiel in solch gehäufter Form Unkonzentriertheiten auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man gegen eine überdurchschnittlich gute Bundesligamannschaft wie die aus Berlin verliert.

Positiv zu bemerken ist allerdings die erneut gute Reaktion der Mannschaft auf den Rückstand und die nicht ganz so gute erste Hälfte. Der verbesserte effzeh stellte nach dem Seitenwechsel die Hertha ein ums andere Mal vor Probleme und kam in dieser Phase zum verdienten Ausgleich. Dass eine Standardsituation dann eben mal nicht perfekt verteidigt wird – mein Gott, das passiert! Der Mannschaft muss eine solche Niederlage auch einfach mal zugestanden werden und wir müssen uns immer daran erinnern, dass für den Erfolg wirklich alles passen muss. Das tat es am Samstag nicht, von daher ist eine Niederlage immer im Bereich des Möglichen. Die Stabilität des effzeh gibt jedoch keinen Grund zu Besorgnis. Bereits am kommenden Mittwoch bietet sich im Pokal-HEIMspiel gegen Hoffenheim die nächste Chance, bevor der HSV nach Müngersdorf kommt.

Und der Schiedsrichter?

Peter Stöger äußerte sich nach dem Spiel in seiner gewohnt ruhigen Art, dass er sich zu Schiedsrichterleistungen nicht mehr äußern wolle, weil dies nicht so gut ankäme. Da wir (wahrscheinlich) nicht von der DFL belangt werden können, werden wir uns aber zum Auftreten des Schiedsrichters äußern und dabei bewusst die entscheidenden Szenen aufgrund ihrer Komplexität (mögliches Handspiel Weiser, Foul Rudnevs) bewusst aussparen. Wenn ein Schiedsrichter allerdings in einem bemerkenswert nickligen und umkämpften Spiel derart lange wartet, bis er die erste gelbe Karte zieht und damit seine unmittelbare Einflussmöglichkeit auf das Spielgeschehen absichtlich verringert, tut er sich damit keinen Gefallen.

 

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