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Nachspiel

Der 1. FC Köln gewinnt 1:0 in Mainz: Gezittert, gebangt und dann doch gewonnen!

Elvis Rexhbecaj schießt den 1. FC Köln zu einem Auswärtssieg bei Mainz 05: Durchaus glücklich, wie auch die Verantwortlichen nach dem Spiel betonten.

Foto: Alex Grimm/Getty Images

Nein, es war keine überschäumende Freude nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Zwayer. Es war vielmehr die Erleichterung über einen 1:o-Sieg beim 1. FSV Mainz 05, der in den letzten Minuten sprichwörtlich am seidenen Faden hing, als die Rheinhessen fast sekundenweise zu Großchancen gekommen waren. Timo Horn reckte beide Fäuste gen Himmel im Bewusstsein, eine starke Leistung gezeigt und den Sieg durch seine Paraden gerettet zu haben. Markus Gisdol rieb sich mit beiden Händen durch sein Gesicht, so, als ob dies das probateste Mittel sei, die Anspannung der Schlussviertelstunde abzuschütteln.

Nur Horst Heldt machte eine Ausnahme. Mit finsterem Blick stapfte er über den Rasen des Mainzer Stadions, von Freude über den Sieg zunächst keine Spur. Sein Weg führte ihn zum Schiedsrichtergespann, mit denen er einige energische Worte wechselte, vielleicht wegen der Überschreitung der vierminütigen Nachspielzeit, möglicherweise aber auch wegen der Gelb-Roten Karte für Ondrej Duda. Erst nach diesem Dialog wollte ein erstes Lächeln über das Gesicht des Kölner Verantwortlichen huschen.

Verteiltes Spiel in Halbzeit 1

Markus Gisdols Team war in unveränderter Formation in Mainz angetreten und hatte das intensive Spiel der Mainzer sofort angenommen. Ein Großteil der Partie spielte sich zwischen den Strafräumen statt, beide Abwehrreihen verwehrten den gegnerischen Stürmern klare Einschussmöglichkeiten, bis Jan Thielmann auf Flanke von Elvis Rexhbecaj zur vermeintlichen Kölner Führung traf (17. Spielminute). Sowohl Schiedsrichter Zwayer als auch der VAR wähnten den Flankengeber allerdings im Abseits und verweigerten dem Treffer die Anerkennung.

Die erste Mainzer Großchance ließ bis kurz vor der Halbzeit auf sich warten. Der Mainzer Stoßstürmer Jean-Philippe Mateta konnte sich zum ersten Mal gegen Sava-Arangel Cestic durchsetzen (41.), schoss den Ball jedoch über das Kölner Gehäuse.

Kölner Führung und eine verpasste Großchance

Nach der Halbzeit führte der erste gelungene Kölner Angriff zur 1:0-Führung. Marius Wolf setzte Ondrej Duda in Szene, der präzise auf Elvis Rexhbecaj flankte. Der Wolfsburger Leihspieler nahm den Ball an, ließ ihn einmal aufprallen, bevor er ihn mit links volley ins rechte Toreck der Mainzer zimmerte (55.). Ondrej Dudas fulminanter Schuss nur 2 Minuten später hätte fast das 2:0 für die Kölner bedeutet, bevor sich dem eingewechselten Anthony Modeste die Chance bot, das runde Leder aus nur wenigen Metern ins leere Mainzer Tor zu schieben (74.).

Foto: Alex Grimm/Getty Images

Eine solche Torchance hätte der Franzose vor einiger Zeit noch mit verbundenen Augen im Tor versenkt, gestern schob er den Ball parallel zur Torlinie am Mainzer Gehäuse vorbei und krönte damit einen seltsam blutleeren Auftritt, schwerfällig, unbeweglich und ohne jeglichen Esprit.

In Unterzahl rettet Timo Horn den Sieg

Zwei Minuten später bekam Ondrej Duda zunächst die Gelbe Karte und nur Sekunden später Gelb-Rot nach einem eher harmlosen Gerangel mit Kevin Stöger, in dem sich der ehemalige Düsseldorfer theatralisch zu Boden fallen ließ. Die verbleibenden 10 Kölner mussten sich nun einer wütenden Schlussoffensive der Mainzer entgegenstemmen und konnten sich dabei auf ihren Torhüter verlassen.

Foto: imago images/Werner Schmitt

Zunächst drückte er Quaisons Versuch über die Latte (81.), dann rettete er gegen Fernandes’ abgefälschten Flachschuss (85.), bevor er Onisiwos Kopfballversuch parierte (90.+4). In den letzten Sekunden kamen die Mainzer noch zu zwei Großchancen, aber wie vor zwei Wochen in Dortmund lächelte “lady luck” den Kölnern erneut zu und ließ sie als Sieger den Platz verlassen.

Die Stimmen zum Spiel

Markus Gisdol war voll des Lobes über die Leistung seines Teams: “Ich kann sagen, dass bei uns große Freude über das Ergebnis herrscht. Es waren in den vergangenen Wochen keine Floskeln, als wir gesagt haben, dass wir kurz davor sind, das Ruder herumzureißen. Es tut gut, dass wir das jetzt mit Punkten belegen können. Timo Horn war heute hervorragend. Es freut mich, ihn so zu sehen. Nicht nur seine Paraden, auch wie er die Mannschaft von hinten geführt hat. Und wir haben zu Null gespielt. Auch das freut mich für ihn. Wir haben mit viel Energie die drei Punkte geholt. Jetzt fahren wir glücklich nach Hause. Aber das war erst der elfte Spieltag. Wir müssen weiter konzentriert arbeiten.”

Aber wir haben auch schon viel Scheiße erlebt in den ersten Spielen der Saison. Da tut es heute auch mal gut, dass das Glück heute auf unserer Seite war.

Timo Horn sprach den Faktor Glück an: “Wir sind überglücklich. Wir wussten, wie wichtig das Spiel gegen Mainz ist – gerade mit Blick auf die kommenden Aufgaben gegen Leverkusen und Leipzig, die absolute Top-Mannschaften haben. Das heute war ein ganz wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Am Ende hatten wir Glück, weil Mainz in Überzahl Riesenchancen in der Schlussphase hatte. Da spielt man nicht alle Tage zu null. Aber wir haben auch schon viel Scheiße erlebt in den ersten Spielen der Saison. Da tut es heute auch mal gut, dass das Glück heute auf unserer Seite war.”

Elvis Rexhbecaj betonte den guten Zusammenhalt im Team und dachte schon an das nächste Spiel gegen Leverkusen: “Wir sind als Team in den vergangenen Wochen, als wir ständig kritisiert wurden, nochmal enger zusammengerückt. Wir stehen zusammen, egal was passiert. Das zeichnet uns aus. Und wir haben mittlerweile auch das notwendige Glück in engen Spielen. Das hat uns in den ersten Saisonspielen gefehlt. Ich will heute als Torschütze auch gar nicht hervorgehoben werden. Es ist scheißegal, wer das Tor macht. Wir nehmen die drei Punkte mit nach Hause. Das zählt. Wir haben heute in der Schlussphase gezeigt, dass wir auch in Unterzahl gut verteidigen können. Das üben wir auch im Training. Und jetzt fahren wir glücklich zurück nach Köln. Am Mittwoch geht es schon weiter. In die Partie gegen Leverkusen werden wir mit demselben Willen und Einsatz gehen, wie wir es heute gegen Mainz und auch zuvor in den Spielen getan haben.”

Der Blick auf das nächste Spiel

Am Mittwochabend steht die Partie gegen Bayer Leverkusen an. Das Team von Peter Bosz ist in der Bundesliga bisher ungeschlagen und überzeugt national wie international mit intensivem Pressing, schnellen Kombinationen und diszipliniertem Abwehrverhalten. Für den 1. FC Köln stellt diese Begegnung eine Mammutaufgabe dar, zumal Markus Gisdol auf den starken Ondrej Duda verzichten muss.

Gewiss, vor 14 Tagen reiste man als krasser Außenseiter nach Dortmund und holte drei Punkte. Damit dies gegen die Werkself aus Leverkusen gelingen soll, müsste sehr viel zusammenkommen: ein Gegner, der nicht seinen besten Tag hat, eine außergewöhnliche Teamleistung der Geißböcke, ja, und das Spielglück müsste den Kölnern erneut hold sein. Wird dies so eintreffen? On verra, sagt der Franzose, man wird sehen.

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