Bevor wir mit dem eigentlichen Nachspiel loslegen, lassen wir den Sportchef des 1.FC Köln zu Wort kommen. Armin Veh reagierte nach dem Spiel nämlich ähnlich ungehalten wie zahlreiche Anhänger: “Das Spiel war einfach grottenschlecht. Die Gründe kann ich in der Kürze gar nicht analysieren, das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich kann nur sagen, dass man so nicht spielen kann. Und dass man, wenn man aufsteigen will, etwas ändern muss, was das anbelangt” so der 57-jährige.
Und weiter: “Wir hatten im Endeffekt eine Torchance gehabt, die ja auch nicht herausgespielt war, und haben immer wieder mit Fehlpässen, die für mich unverständlich sind, dem Gegner ermöglicht, dass er aufkommen kann. In der zweiten Hälfte haben sie es dann auch mehr gewollt als wir. Ich habe nicht gesehen, dass wir unbedingt den Sieg wollten. Und das ist sehr enttäuschend. […] Das Wichtigste ist, dass wir es einordnen, dass wir es besser machen. Das können wir selbst regeln. Wir müssen nicht immer schauen, was alles außen passiert. Erst mal müssen wir schauen, dass wir intern was regeln und dass wir besser Fußball spielen. Das ist entscheidend.”
Egal, ob man Armin Veh hinsichtlich der Beschreibung seiner Aufgaben zustimmen soll oder nicht: Seine Bewertung des Spiels trifft zu. Wer Vehs Wortwahl an mancher Stelle für überzogen hält, kann das Spiel nicht gesehen haben. Was der effzeh in Hamburg zeigte, war unterirdisch.
Die Systemfrage stellt sich nicht mehr
Eins ist jedenfalls in Hamburg klar geworden: Über das angeblich so komplexe Spielsystem des Trainers, das die Mannschaft erst noch erlernen muss, kann niemand mehr ernsthaft sprechen. Darum geht es längst nicht mehr. In den letzten vier Ligaspielen zeigte die Mannschaft nicht einmal mehr sogenannte Basics wie Kampfbereitschaft, Disziplin und Aggressivität. Dafür spielte sie lasch und uninspiriert nach vorne, verteidigte hinten unkonzentriert und wirkte in jedem Mannschaftsteil fünf Stundenkilometer langsamer als die Gegenspieler. In dieser Verfassung ist der Aufstieg nur ein unrealistischer Traum. Es liegt einzig und allein an der teilweise fehlenden Qualität der Gegner und Timo Horn, dass der effzeh bis dato überhaupt mehr als 20 Punkte holen konnte.
Das Spiel war einfach grottenschlecht.
Alle Gegner in den letzten Ligaspielen pressten weit vorne und zwangen den effzeh so zu ungenauen langen Bällen, die zum Ballbesitz für den Gegner führten. Das ist keine komplexe Art, zu verteidigen, sondern eine bekannte und recht simple Taktik. Gegen den effzeh wurde sie mehrfach eingesetzt und war zuletzt immer erfolgreich. Seit Wochen ist zudem nicht erkennbar, dass Markus Anfang einen Plan hat, wie er mit dieser Spielweise umgehen soll. Es wird einfach so weitergemacht wie vorher – egal, ob es funktioniert oder nicht. Und das uninspirierte Ballgeschiebe in der Defensive ist nur ein Aspekt. Die vielen Fehlpässe, die schlechte Abstimmung und riesigen Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, die planlose Offensive… man könnte die Liste um vieles erweitern. Auch die Tatsache, dass Rafael Czichos und Dominick Drexler offenbar niemals ausgewechselt werden sollen, wirft Fragen auf.
Das Gerede über zu hohe Erwartungen muss aufhören
Wer nach so einem Spiel noch etwas über die angeblich zu hohe Erwartungshaltung im Umfeld jammert, sorgt spätestens spätestens seit dem gestrigen Spiel für Stirnrunzeln. Spieler wie Marco Höger, Dominick Drexler und Rafael Czichos ließen sich in der jüngeren Vergangenheit nicht nur über angeblich zu hohe Erwartungen aus. Drexler zog nach dem Remis in Kiel auch über ahnungslose Fans her, die nur für zwanzig Euro in der Kurve stünden. Den Spielern ist zu raten, dass sie weniger nach außen kommunizieren und den Job erledigen, für den sie sehr gut bezahlt werden.
Auf die meisten Fans, die den effzeh gestern nach Hamburg begleiteten, trifft das im Verhältnis zur Mannschaft wahrscheinlich nicht zu. Sie haben sich trotzdem zwei Tage frei genommen, Dienstpläne getauscht oder sonst was erledigt, um hunderte Kilometer nach Hamburg zum Auswärtsspiel fahren zu können. Als Lohn dafür mussten sie sich eines der schlechtesten Spiele der letzten Jahre ansehen, das eine Elf des 1.FC Köln ablieferte – und das trotz der vergangenen Saison. Auch gegenüber ihnen war es mindestens unangemessen, so aufzutreten.
Welche Konsequenzen die sportliche Leitung ziehen wird, ist ungewiss. Es scheint, dass die Mannschaft in der Liga seit Wochen das von der Vereinsspitze vorgelebte Motto exekutiert, dass alle anderen Schuld hätten, wenn es schlecht läuft und man selbst nichts falsch gemacht habe. Ob ein Trainerwechsel dabei helfen kann, zumindest sportlich den Kurs zu wechseln oder nicht, ist schwer einzuschätzen. Fest steht nur: So darf es nicht weitergehen.