90 Minuten Fußball, am Ende ein wohl – auf beide Halbzeiten gesehen – gerechtes Unentschieden mit begeisterndem Fußball in Halbzeit 1 und einem leidenschaftlichen Fight und überragendem Schlussmann in Halbzeit 2. Wer nach so einem Spiel schon einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln abgereist ist, weiß: Der Kölner an sich braucht viel weniger Anlässe, um eine Straßenbahn mit seinen Gesängen zu beschallen. Selbst krachende Niederlagen und tiefgehende Enttäuschungen, an denen die Vereinsgeschichte wahrlich reich ist, nehmen normalerweise nicht die Lust am Singen. Mindestens das “Veedel” wird schon irgendwer anstimmen.
Am Donnerstag war dies anders. Die Straßenbahnlinie L2, die das außerhalb gelegene Stadion mit Flughafen und Innenstadt verbindet, schwieg für die gesamte Zeit der etwa 50-minütigen Rückfahrt. Und dies war weder ein organisierter Stimmungsboykott noch eine Anweisung französischer Behörden, es war schlicht niemandem nach Singen zumute. Die L2 schwieg. Manche schauten Videos und Fotos der vergangenen Randale an, andere versuchten herauszufinden, ob alle Freunde und Freundinnen unbeschadet aus dem Stadion kamen. Wenn doch einmal gesprochen wurde, war eine oft gehörte Aussage “Ich gehe nie wieder in ein Stadion, auswärts schon gar nicht”. Es ist etwas passiert. Nicht nur auf den Rängen, sondern auch mit uns, den normalen Fußballfans, die mit der Ultra- oder gar Hoolszene nichts zu tun haben, keine Kampfsporterfahrung besitzen und vermutlich eher selten solch ein Ausmaß an Gewalt so hautnah erlebt haben.
Die folgenden Worte sollen keinesfalls eine Chronologie des Geschehens darstellen, dazu fehlen dem Autor dieser Zeilen die Quellen und Einblicke. Wer so etwas sucht, findet beispielsweise einen sehr guten Handlungsablauf beim geschätzten Kollegen Marcus Bark auf der Seite der Tagesschau. Hier geht es eher darum, die eigenen Gefühle und Emotionen zu verarbeiten und sie einmal in konkrete Worte zu fassen. Dabei mag jeder Mensch das Erlebte im Stadion anders wahrgenommen haben und seine Gefühlslage anders verorten, aber dies sind die Gefühle des Autoren dieses Artikels, der im Folgenden auch die im Journalismus eigentlich verpönten epischen “Ich” und “Wir” benutzen wird.
Eigentlich schien alles angerichtet für ein Fußballfest
Denn ich war ebenfalls im Stadion, eigentlich mit der Intention, ein wunderbares Fußballfest zu erleben. Von den drei Auswärtsfahrten – Frankreich, Tschechien und Serbien – schien Nizza die entspannteste zu werden, sowohl was Anreise als auch Location an sich angeht. Zwei Tage Urlaub an der Cote d’Azur, Drinks unter Palmen schlürfen, einmal im Mittelmeer schwimmen und das somit von der Bucket List abhaken, noch ein letztes Mal Sonne tanken vor dem deutschen Herbst, mit #GoatdAzur der beste Hashtag der Welt – das klang zu verlockend, um es auszulassen. Es wurde Sonderurlaub genommen, viel Geld wurde an Hotelbetreiber und Airlines überwiesen, eine Nacht in einem dystopischen Kapselhotel im Zürcher Flughafen verbracht, insgesamt fast 25 Stunden gereist: das alles nur für 90 Minuten Fußball.
Dass es über die Verbindung der “Wilden Horde” und den “Coloniacs” zur Paris Saint-Germain Ultragruppe “Supras Auteuil” zu Stress mit den Ultras des OGC Nizza kommen könnte, war eine Querverbindung über so viele Ecken, dass sie mir schlicht nicht in den Sinn kam. Vielleicht rückblickend sogar etwas naiv, zu erwarten, dass hier alles glattlaufen würde – gerade wenn man sieht, wie ungenügend bereits das Champions-League-Finale in Paris organisiert war. Aber vielleicht denkt der normale, reiselustige Fan auch gar nicht in solchen Dimensionen. Ja, Belgrad, da könnte es etwas ruppiger werden, die Erinnerungen an die letzte Europapokalsaison gegen Roter Stern sind ja noch nicht so alt. Aber doch nicht in Nizza! Der Stadt an der Cote d’Azur mit dem mediterranen Flair, dem Strand und den Palmen.
Und von Stress war auch lange Zeit nichts zu spüren, als sich ungefähr 8000 Kölner gegen 13 Uhr am Fontaine du Soleil versammelten und fast anderthalb Stunden lang friedlich und ausgelassen den FC, sich, das Leben, eigentlich alles feierten – übrigens in Abwesenheit von Mülltonnen oder Toiletten. Die Franzosen schauten sich das Spektakel freundlich interessiert an, machten breit grinsend Handyvideos oder sprachen uns an: “Woher kommt ihr? Welcher Verein seid ihr? Ach, ihr spielt gegen OGC? Ach, wusste ich gar nicht! Viel Erfolg heute Abend”. Fans des “Le Gym” sah man hingegen so gut wie gar keine. Es war wirklich alles sehr freundlich, ausgelassen, friedlich. Selbst eine laue Brise wehte vom Mittelmeer her und machte die Temperaturen zumindest im Schatten gut aushaltbar.
Eigentlich war alles angerichtet für ein tolles Fußballfest, das die Anwesenden ihren Lebtag lang nicht vergessen würden. Erste Probleme der französischen Behörden mit der Organisation dieses Menschenmassen sickerten zwar durch, als klar wurde, dass wohl eher keine Shuttlebusse zum Einsatz kommen würden und viele der am Fanmarsch Beteiligten wirklich zehn Kilometer – erneut ohne Toiletten oder Möglichkeit, Wasser zu erwerben – laufen würden, aber das war noch kein Vorbote späterer Ereignisse. Zumal man ja nicht gezwungen wurde, mitzulaufen und einfach die Straßenbahn, jene L2, nehmen konnte. Dies funktionierte auch tatsächlich reibungslos.
Da das Stadion ziemlich weit außerhalb liegt, wo nur Rohbauten und ein IKEA zu finden waren, dauerte die Fahrt zwar lange, aber endlich war man nun am Sehnsuchtsort angelangt: dem Stade de Nice. Zumindest dort, wo es zum Heimbereich ging, war auch durchaus Polizeipräsenz vorhanden, die dafür sorgte, dass nur Leute mit Heimtickets in diesen Bereich gelangen konnten. Wir Kölner konnten einfach unbedrängt zum Gästeblock hochgehen. Dass bereits auf diesem Teilstück kurz zuvor normale Kölner Fans von Nizza-Ultras, die sich in einem der Rohbauten auf die Lauer gelegt hatten, mit Schlagstöcken und E-Rollern(!) angegriffen wurden, war uns zu diese Zeitpunkt noch völlig unbekannt.
Die ersten Vorausdeutungen des späteren Ärgers erlebten wir erst, als wir vor Eingang A standen und auf Einlass warteten: Plötzlich fingen Umstehende an zu niesen und die Augen begannen zu tränen. G20-Erprobten in der Reisegruppe war sofort bewusst: Ja, zweifelslos, in der Luft lag der Geruch von Pfefferspray oder Tränengas. Irgendwo musste also irgendwas passiert sein, die Runde macht der Begriff vom “Blocksturm”. Aber gut, das hat die Stimmung noch nicht verhagelt, erstmal reinkommen ins Stadion. Für große Verwunderung sorgte allerdings, dass die Drehkreuze etwa 10 Minuten nach Einlassbeginn komplett offen waren: keine Ticketkontrolle, einfach alle rein da. Zwar wurde man zuvor von der Security abgetastet und Wasserflaschen wurden konfisziert (immerhin: endlich mal ein Mülleimer!), aber in Rücksäcke und Jutebeutel wurde, wenn überhaupt, nur einmal flüchtig hineingeschaut.
Eigentlich hätte man hier schon ahnen können, dass das nicht funktionieren kann, aber erneut: Ein bisschen Naivität und magisches Denken à la “et hätt noch immer jot jejange” war eben auch im Spiel. Wir nahmen Plätze im Unterrang des Blocks C1, dem eigentlichen Gästeblock, ein. Bereits hier war offensichtlich, dass es keine Trennung zu den Blöcken A und B gab und man sich in diesem Teil des Stadions völlig frei bewegen konnte – aber da hier ja eigentlich nur Kölner waren, wäre das ja an sich kein Problem.
Flucht
Dann aber nahm das Unheil seinen Lauf. Wir saßen noch nicht ganz fünf Minuten, da sah man im Block A eine Bewegung von rotgewandeten Menschen, die sich alle mehr oder weniger einheitlich maskiert hatten und Richtung Heimkurve durchstarteten. Dass sie das einfach so konnten, da es weder bauliche noch sicherheitsdienstliche Maßnahmen dagegen gab, veranlasst zu völligem Staunen. Der FC kennt doch seine Pappenheimer, aus den Ereignissen aus den Jugendspielen in Genk oder in Oberhausen muss man doch irgendwelche Schlüsse gezogen haben, auch wenn diese öffentlich nicht kommuniziert wurden? Warum also stand da keine Polizeikette, die diese Chaoten, die ganz sicher nicht wegen des Fußballs gekommen sind, zumindest mal nicht dazu einlädt, einfach durch das halbe Stadion zu rennen?
Die paar wenigen Ordner, die dort positioniert waren, brachten sich (verständlicherweise) lieber erst einmal selbst in Sicherheit. Von unterbezahlten Ordnungskräften ohne Sicherheitsausrüstung kann man schlicht nicht erwarten, dass sie sich rasenden Kampfsportlern, die unter Einfluss diversester Substanzen stehen, in den Weg stellen. Wer sich ihnen nun aber von der anderen Seite aus kommend entgegen stellte, waren die Nizza-Ultras, so dass man sich etwa in der Mitte der Ségurane-Geraden, wo auch die VIP-Logen mit Steffen Baumgart waren, traf.
Hier kam es zur ersten für uns ersichtlichen Auseinandersetzung und es wurde wild aufeinander eingeprügelt. Wir waren ja weit weg, auf der anderen Seite des Stadions und konnten das so zwar besorgt, aber ohne Angst beobachten, versuchten allerdings direkt Kontakt mit Leuten aufzunehmen, von denen wir wussten, dass sie im A-Block sind. Irgendwann beruhigte sich auch diese Szenerie wieder und die Kölner Gewalttäter verschwanden unerkannt in der Masse der Menschen. Es muss dabei gesagt sein, dass es sich um maximal 100 Menschen gehandelt hat (erst später stellte sich heraus, dass darunter auch Ultras von PSG und wohl auch dem BVB gewesen sein sollen, das war für uns zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht klar).
Die anderen 7900 Menschen reagierten so, wie es sich gehört: Sie distanzierten sich sprachlich klar und deutlich von den Krawallmachern: “Wir sind Kölner und ihr nicht”. Und, seien wir ehrlich, das ist auch das einzige, was man an dieser Stelle machen kann. Leute, die zuhause auf dem Sofa sitzen und verlangen, dass man sich den Chaoten in den Weg stelle oder sich irgendwie in Sekundenschnelle organisieren solle, um diese rasenden Irren dingfest zu machen, waren vermutlich noch nie in so einer Situation. Hier geht es den meisten Menschen völlig nachvollziehbarerweise erstmal darum, die eigene Haut zu retten. Und mehr kann man an dieser Stelle von Zivilisten ohne irgendeine Form der Einsatz- oder Kampferfahrung auch nicht verlangen. Dass es überhaupt Mutige gab, die versucht haben, den Randalierenden die Sturmhaube herunterzureißen und die Täter zu filmen, sollte man diesen hoch anrechnen. Jedoch sieht man auf den einschlägigen Handyvideos ja auch, dass sie dies wohl mit ihrer körperlichen Unversehrtheit bezahlen mussten, als mindestens einer der Hools auf dem Absatz kehrt machte und wieder hoch- und auf den Filmenden zu rannte. Das Video bricht genau an dieser Stelle ab, als der Aggressor ihn erreicht hat…
Zwar stand nun die Frage im Raum, ob das Spiel überhaupt angepfiffen werden würde, aber zumindest schien die Gefahr für uns abgewendet und wir hofften einfach, dass es bald mit dem Sportlichen losgehen könne. Da ahnten wir noch nicht, dass es erst jetzt für uns losgehen würde. Denn plötzlich sagte ein Mitglied der Reisegruppe besorgt “Die werden doch jetzt nicht hier rüberkommen, oder?”. Dabei zeigte er auf die Garibaldi-Gerade zu unserer Linken und wir sahen, wie plötzlich von dort schwarzgekleidete, vermummte Gestalten auf uns zu gerannt kamen. Zwar war zwischen uns und ihnen eine Plexiglaswand, aber seien wir ehrlich: Wer da rüber will, kommt das auch – zumal man ähnlich leicht in den Stadiongraben gekommen wäre und von dort in Block C, wie das am gestrigen Freitag auch in Bremen der Fall war. Und außerdem wägt man in so einer Situation auch nicht jedes Detail ab, sondern ab da setzen Instinkte ein. Fight, flight oder freeze.
Unser Instinkt war relativ eindeutig “flight”, also abhauen. So verließen wir erstmal fluchtartig den Block im Glauben, die Nizza-Ultras würden gleich hinter uns auftauchen – viele andere taten es uns gleich. Zunächst versuchten wir uns im Innenraum des Stadions zu sortieren, als nun aber auch von der anderen Seiten rote Sturmhaubenträger angerannt kamen und sich den Ultras des OGC entgegenstellen wollten. In meinem Kopf spielten sich Szenen wie aus Martin Scorseses “Gangs of New York” ab und für uns war klar, wenn wir uns hier nicht schnell wegbewegen, stehen wir genau zwischen den roten und den schwarzen Ultras – ein absolutes Horrorszenario und bis dahin etwas, was keiner von uns je erlebt hatte. Für uns und alle um uns Herumstehenden war klar: raus aus diesem verdammten Stadion!
Wir rannten daher – immer noch im Glaube, die Nizza-Hools wären jetzt im Gästeblock angekommen – zur nächsten Ausgangstür, wo ein verzweifelter französischer Ordner stand, der nicht wusste, ob er die Tür nun offenhalten oder schließen solle. Unseren Rufen, dass die Hools jetzt in unserem Block seien, folgte er zumindest insoweit, dass er die Tür nicht ganz schloss und wir sie mit etwas Körpereinsatz (gegen die Tür, nicht gegen den Herren) offenhalten konnten. Da hinter uns gut hundert Menschen gelaufen kamen, die alle raus wollten, und ich ganz vorne an dieser Tür stand, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn er die Tür geschlossen und die Masse von hinten gedrückt hätte. Auch hier schossen Bilder der Loveparade in meinen Kopf. Vermutlich ist das irrational, und vermutlich läuft der Spielfilm in meinem Kopf auch dramatischer ab, als es in echt war – aber in dieser Situation war mein einziger Gedanke: diese Tür muss offenbleiben und wir müssen da raus.
Schließlich gelangten wir auch ins Freie, wo man sich nun erstmal sammeln musste. Es überwog jetzt das Gefühl, dass diese paar Irren es für uns alle versaut haben. Spielabbruch, Auswärtsblockgeisterspiele, all das Geld und die Zeit in den Sand gesetzt für nichts. Eine ältere Damen brach zusammen und bekam einen Heulkrampf, zwei Herren trösteten sie, ein Vater wollte mit seinem Sohn im Grundschulalter das Areal ganz verlassen, der (weitestgehend alleingelassene) Betreuer des Fanprojektes sowie ehemalige Mitgliederräte versuchten irgendwie, sich einen Überblick zu verschaffen und Informationen zu gewinnen, aber auch hier war einfach kein französischer Ansprechpartner. Hier war nichts außer dem erneuten Geruch von Pfefferspray.
Und dann: Schweigen
Immerhin drang irgendwann aber lauter Applaus von innen nach draußen – eine Reaktion auf die Rede Jonas Hectors, die wir aber draußen stehend verpasst haben – und so langsam wurde auch klar, dass keine Nizza-Hools in den Gästeblock gelangt waren. Also konnten wir wieder reingehen und unsere Plätze einnehmen. Irgendwann wurde sogar das Spiel angepfiffen, aber so richtig darauf konzentrieren konnte man sich nicht: Es dröhnte immer noch die Frage im Hinterkopf, was nach Spielschluss geschehen würde. Wie käme man hier sicher heraus? Würde es bis dahin irgendwelche Maßnahmen der französischen Polizei geben, um uns sicher nach Hause zu geleiten? Das Stadion liegt nun einmal im Nichts und drumherum sind lauter verwinkelte, dunkle Ecken und Baustellen, aus denen jederzeit irgendwelche Menschen schießen könnten, die auf Blut aus sind. Wie soll man sich da auf das Geschehen auf dem Rasen konzentrieren? Vor allem, wenn dann noch folgendes Bonmot die Runde machte: “Wenn der FC das Ding hier gewinnt, weiß die französische Polizei nicht, wie sie uns hier lebend rauskriegen soll”. Auch hier gilt, wie schon oben: Vermutlich ist das alles überdramatisiert und es wäre auch bei einem Kölner 3:0 einfach gar nichts mehr passiert, aber trotzdem lässt dich dieser eine Gedanke nicht los: “Nutzt Thielmann seine Chancen in der ersten Halbzeit kaltschnäuziger aus, kommst du hier nicht lebend raus.”
Das führt zu der paradoxen Situation, dass man wegen dieser Vollidioten nicht einmal mehr unbeschwert auf einen Sieg seines Herzensvereins hoffen kann, weil es plötzlich um existentialistische Ängste geht. Ein befreundeter Fan, den ich im Stadion traf, wusste nicht, wie er zu seinem Leihwagen kommen sollte, der auf einem unbeleuchteten Parkplatz in der Nähe des Heimbereiches stand – die Polizei ließ auch ihn und seinen Begleiter allein, die Fans mussten sich halt selber aushelfen und Sicherheit durch Masse schaffen. Wir anderen wurden nach dem Spiel zur Tram geleitet, nun unter höchstem Polizeiaufgebot, die auch so oft fuhren, dass wir schnell in eine hineingelangten. Die L2. In der nichts als Schweigen herrschte. Denn auch hier fuhr die Angst in den Klamotten noch mit: Was ist eigentlich, wenn die Hools an der nächsten Haltestelle stehen würden? Die Polizeieskorte und der gesamte Plan für die Abreise endete mit dem Einstieg in die Straßenbahn.
Zum Glück taten sie das nicht, aber das mulmige Gefühl war trotzdem ebenfalls Fahrgast. An diesem Abend ist etwas kaputtgegangen, ein gewisses Urvertrauen, das man als deutscher Normalfan einfach hat: In der Bundesliga kannst du bis auf wenige Ausnahmen in ein Stadion gehen und dir wird schon nix passieren, egal welche Farben du trägst. Dieses Vertrauen existiert seit Donnerstag nicht mehr beziehungsweise es wurde einem schonungslosen Reality Check unterzogen. Für andere vermutlich seit Jahren traurige Gewissheit, für uns nun erstmals greifbar geworden. So war einer der meistgehörten Sätze in der L2 nur “ich fahre nie wieder auswärts”. Sonst war nicht viel zu hören. Keine Lieder, keine Lobpreisungen für Thielmanns gute Bewegungen, Kainz’ erneute Vorlagen oder Schwäbes Monsterparaden. Nur ein ungutes Gefühl – und Schweigen.