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Nachspiel

Nach der Augsburg-Niederlage: Moralische Aufbauarbeit ist gefordert

Eine ernüchternde Leistung gegen den FC Augsburg lässt den 1. FC Köln mit 0:3 verlieren – Stögers Mannschaft muss sich vor London und Dortmund schnell aufrichten.

Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Eine ernüchternde Leistung gegen den FC Augsburg lässt den 1. FC Köln mit 0:3 verlieren – Stögers Mannschaft muss sich vor London und Dortmund schnell aufrichten.

Vor der Kür in London folgte erst einmal die Pflicht in Augsburg: Der 1. FC Köln reiste am dritten Bundesliga-Spieltag zum Angstgegner in den Südwesten Bayerns – im dritten Saisonspiel gab es auch dort nix zu holen. Angetreten in der ästhetisch sicherlich diskussionswürdigen Kombination aus schwarzem Trikot und gelber Hose war es ein ernüchternder Nachmittag für alle effzeh-Fans, die in voller Vorfreude auf das Spiel in London nach Augsburg gereist waren. Durch einen Dreierpack von Alfred Finnbogason verlor die Mannschaft von Peter Stöger mit 0:3 und findet sich dementsprechend auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Ohne auch nur einmal unter der “Doppelbelastung” aus Europa League und Bundesliga-Alltag gelitten zu haben, hat der 1. FC Köln also seinen Saisonstart gehörig verpatzt – jetzt ist guter Rat erst einmal teuer.

Dass sich der Verlauf des Spieles in Augsburg in gewisser Weise vorhersagen ließ, hatten wir ja bereits in unserem Vorspiel angedeutet. Und so ging es ja dann auch rein in die Partie – der effzeh war auf Spielkontrolle aus, was der FCA aber gut zu unterbinden wusste. Mit Höger im defensiven Mittelfeld neben Lehmann hoffte der effzeh auf Präsenz und Zweikampfstärke, Jonas Hector nahm dafür seinen angestammten Platz als Linksverteidiger ein, um von dort aus das Spiel des effzeh zu beeinflussen. Problematisch daran war nur, dass vielen Spielern momentan ein wenig die Form fehlt – viel beunruhigender ist jedoch, dass viele Abläufe, die den effzeh in der Vergangenheit stark gemacht hatten, schlichtweg nicht funktionieren.

So zum Beispiel nach etwa 20 Minuten, als die Defensive des effzeh komplett die Kontrolle verlor und im Minutentakt Torchancen zuließ. Der Zugriff auf die Gegenspieler fehlte komplett, sodass am Ende Finnbogason nach einer Flanke von Philipp Max völlig unbedrängt einnicken konnte.

Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Tore gegen den effzeh zu schießen ist momentan nicht schwer

Bereits gegen den Hamburger SV wurde den gegnerischen Akteuren das Toreschießen viel zu leicht gemacht, was Peter Stöger auch nach dem Spiel gegenüber Sky bemängelte: “Wenn man es dem Gegner so leicht macht, hat der es leicht, seine Qualität auszuspielen. Wir haben im Gegenzug unsere glasklaren Möglichkeiten nicht genutzt.” Nationalspieler Jonas Hector sah das ähnlich: “Wir haben mal wieder die Gegentore zu einfach hergegeben und waren vorne nicht konsequent genug.” Das 2:0 fiel nach einem Foul von Hector an Heller, was Schiedsrichter Stieler als elfmeterwürdig einstufte – Hector dazu: “Ich bin im Zweikampf mit ihm, der Kontakt ist da – der Schiedsrichter hat gepfiffen, daher kann ich nichts gegen sagen.”

Wenn man es dem Gegner so leicht macht, hat der es leicht, seine Qualität auszuspielen. Wir haben im Gegenzug unsere glasklaren Möglichkeiten nicht genutzt.

Egal, ob berechtigter Elfmeter oder nicht – was der 1. FC Köln über weite Strecken in Augsburg anbot, war beunruhigend. Die Schlüsselszene ereignete sich noch beim Stand von 0:1, als Cordoba gegen Hinteregger einen Ball erkämpfte und danach wenig selbstsicher den Querpass auf Osako versuchte. Dieser misslang, der fast sichere Ausgleich war futsch und das Spiel für Cordoba danach noch schwerer als zuvor – wenn man eine derartig große Chance vergibt und quasi im Gegenzug das 0:2 fällt, nagt das an einem Spieler. Nach dieser Szene misslang Cordoba einiges, obwohl der Kolumbianer nach wie vor bemüht war und Einsatz zeugte. Der 1. FC Köln hat dieses Spiel auch nicht aufgrund von Cordoba verloren. Und ja, er hat 17 Millionen € gekostet.

Offensiv und defensiv: Stögers Team bleibt vieles schuldig

Wille zum Verteidigen, Intensität in der Arbeit gegen den Ball und das nötige Maß an Aggressivität fehlten dem effzeh an diesem Tag, weshalb die Niederlage komplett in Ordnung geht. Nachdem die “Geißböcke” in den vergangenen Jahren durch eine solide Defensivarbeit zu einem ernstzunehmenden Bundesligisten werden konnten, scheint diese Stärke in dieser Saison komplett zu fehlen – sieben Gegentore aus den Spielen gegen Gladbach, Hamburg und Augsburg sprechen Bände. Die beiden kommenden Gegner Arsenal und Dortmund haben in der Offensive wesentlich größere Qualität und werden entsprechende Lücken noch viel strenger ausnutzen – daher gilt es für Stöger und sein Trainerteam, in den kommenden Tagen Aufbauarbeit zu leisten.

Cordoba und Osako bilden bislang ein unglückliches Duo | Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Auch offensiv blieb vieles Stückwerk: In Augsburg zur Pause mit 0:2 zurückzuliegen ist für viele Vereine eine schwierige Aufgabe und man hatte beim effzeh eigentlich nie das Gefühl, dass die Mannschaft von Peter Stöger noch einmal ins Spiel zurückfinden würde. Zwar sah der Österreicher “glasklare Chancen” für sein Team, die Entscheidungsfindung vor dem Tor war allerdings meistens falsch. Beispiele dafür waren der eingewechselte Guirassy, der sich erst auf rechts durchsetzte und es dann aus spitzem Winkel versuchte, anstatt den Pass in die Mitte zu suchen. Leonardo Bittencourts Abschlüsse misslangen komplett, der Flügelspieler blieb meistens hängen. Bei vielen Spielern war deutlich zu erkennen, wie eindimensional das Spiel tatsächlich ist, wenn man auf eine gute Aktion hofft und diese dann nicht in einem Geniestreich von Anthony Modeste endet.

Stöger ist jetzt in erster Linie als Psychologe gefragt

Nach 14 Jahren startet der 1. FC Köln also wieder einmal mit drei Niederlagen in die Saison und es wird nicht einfacher: Das Spiel in London wird für viele Fans zwar ein großes Erlebnis, aufgrund der momentanen Form kann man allerdings nur mit dem Schlimmsten rechnen. Selbiges gilt für das Spiel in Dortmund am kommenden Sonntag. In der Kürze der Zeit jetzt taktische Dinge anzusprechen und die nötigen Veränderungen dann im Trainingsbetrieb zu simulieren wird alleine aus zeitlichen Gründen schwer. Viel wichtiger wird es sein, dass Stöger jetzt als Psychologe aktiv wird und den Spielern das nötige Maß an Selbstsicherheit zurückgibt, damit ein bisschen mehr Stabilität in die Mannschaft zurückkehrt – ansonsten blüht dem 1. FC Köln ein stürmischer Herbst, und das trotz der Reisen nach London und Osteuropa.

Der Spieler des Spiels: Jorge Meré

Der spanische U21-Nationalspieler wurde zu Pause für Frederik Sörensen eingewechselt und gab damit sein Bundesliga-Debüt für den 1. FC Köln. Der junge Innenverteidiger wurde in einer für seine Mannschaft schwierigen Situation eingewechselt, machte seinen Job aber dennoch gut: Er verteidigte, was er verteidigen konnte, spielte ordentliche und brauchbare Pässe. An manchen Tagen reicht das schon.

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