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Moment der Saison: Lauf, Yuya, lauf!

Unvergessliche Szenen an einem Samstag um Viertel nach Fünf: Als Yuya Osako alleine auf das Mainzer Tor rannte, lief die gesamte jüngere Vergangenheit vor den Augen der effzeh-Fans ab. Unser effzeh.com-Moment der Saison.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Unvergessliche Szenen an einem Samstag um Viertel nach Fünf: Als Yuya Osako alleine auf das Mainzer Tor rannte, lief die gesamte jüngere Vergangenheit vor den Augen der effzeh-Fans ab. Unser effzeh.com-Moment der Saison.

Es ist ein etwas komischer, aber irgendwie auch faszinierender Trend in den sozialen Medien geworden: Sobald in einem wichtigen Fußballspiel entweder in der Nachspielzeit oder im Elfmeterschießen der entscheidende Treffer erzielt wird, finden sich nur Stunden später Videos von genau jenem Moment im Internet. Zusätzlich zu den emotionalen Szenen, die deutlich sichtbar und nach kurzer Zeit schon Jedermann bekannt sein dürften, wird das Ganze noch mit der Musik des unvergänglichen Songs “My Heart Will Go On” von Céline Dion unterlegt. Der Song ist die Titelmelodie zum Film “Titanic”, der die Geschichte eines eigentlich unsinkbaren Schiffs erzählt. Letztlich war die Titanic aber genauso unsinkbar wie der 1. FC Köln unabsteigbar – nämlich gar nicht.

Doch zurück zum Wesentlichen. Der grandiose Twitter-Account @titanicgoals hatte es sich in der Vergangenheit zur Aufgabe gemacht, bedeutsame und weniger bedeutsame Tore mit der Melodie des Songs von Céline Dion zu unterlegen, um dem Ganzen eine gesteigerte Dramatik zu verpassen. Leider haben die Betreiber des Accounts zu Beginn des Jahres 2017 ihre Arbeit eingestellt, was aber die ganzen digitalen Trittbrettfahrer nicht davon abhält, ebenfalls schräge Kompilationen von entscheidenden Toren über die sozialen Medien zu verbreiten.

Epochale Tore und die Musik von Titanic

Verdeutlichen wir das Ganze mal: Arsenal ist am vergangenen Samstag FA-Cup-Sieger in England geworden. In einem engen Spiel gegen den Stadtrivalen Chelsea war es erst ein spätes Tor des Walisers Aaron Ramsey, das den Erfolg brachte. Der untenstehende Tweet zeigt, welche epochale Wucht die Kombination aus einem Siegtreffer in einem Pokalfinale mit der Filmmusik von Titanic entfalten kann. Sobald der Ball ins Tor geht, setzt Céline Dion richtig an – die Emotionen gehen Gassi.

In der jüngeren Vergangenheit hat es beim effzeh wenig geschichtsträchtige Tore gegeben, die den Ausgang einer ganzen Saison bestimmen oder mal für einen Titel sorgen. Okay, der Derbytreffer von Marcel Risse war nicht ganz so schlecht (siehe Tor der Saison), aber ansonsten waren hochemotionale Momente zum Saisonende doch rar gesät. Im letzten Saisonspiel gegen Mainz jedoch gab es einen solchen Moment: Nachdem Jonas Hector in der ersten Halbzeit den effzeh in Führung schoss, hatte man ein gutes Gefühl. Das Gefühl war aber nicht so gut, dass man hätte sagen können, dass der 1. FC Köln sicher auf der Siegesstraße gewesen wäre –weit gefehlt. Mit einem Ausgleichstor hätte Mainz für große Tristesse in Köln sorgen können, weil der effzeh dann auf Rang acht zurückgefallen wäre.

So bedurfte es eines zweiten Tores, um absolut sicher sein zu können, dass nach 25 Jahren der Misere endlich wieder eine Europapokal-Teilnahme für den effzeh als Quintessenz unter einer Saison stehen durfte. In der 87. Minute, wir schrieben 17:13 Uhr Ortszeit, fing Milos Jojic einen Pass des Mainzer Verteidigers Hack in der eigenen Hälfte ab. Der Serbe setzte darauf zu einem kurzen Dribbling an, in dem er sich selbst in eine bessere Position brachte und darauf wartete, dass der Japaner Yuya Osako in den freien Raum startete. Nach einem kurzen Moment entsandte Jojic den japanischen Ballvirtuosen auf dessen Reise, die am Ende den größten Erfolg des 1. FC Köln in der Post-Moderne bedeuten sollte.

Es ist schon auch eine leichte Ironie des Schicksals, dass an dem Moment der Saison 2016/2017 ausgerechnet die zwei Spieler entscheidend waren, die bisher in Köln nicht immer den leichtesten Stand gehabt hatten. Yuya Osakos Qualitäten standen nie zur Debatte, dem Japaner fehlten einzig Spielpraxis und Selbstverständlichkeit, um endlich zu voller Blüte zu gelangen. Ähnlich war es bei Milos Jojic, der zwischenzeitlich schon komplett abgeschrieben war, dann aber gegen Ende der Saison aufdrehte und zu einem wichtigen Faktor im Spiel des effzeh wurde. Beide verdienen den Ruhm deswegen, weil sie wieder einmal zeigen, dass auch Fußball-Fans mit ihren Helden Geduld haben müssen.

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Ein Schuss macht die jüngere Vergangenheit vergessen

Der Zeitraum von Jojic’ Passabgabe bis hin zum erlösenden Moment, in dem der Ball zum 2:0 ins Tornetz flog, spielt sich vor meinem geistigen Auge immer noch drei- bis viermal stündlich ab. Ich habe dabei das Gefühl, dass es eine halbe Ewigkeit dauerte, bis Osako das Ding endlich reingehauen hatte. Es war ein wenig so, als würde man die ganzen schlimmen Momente der jüngeren effzeh-Vergangenheit in diesem Moment an seinem geistigen Auge vorbeiziehen sehen. Ich sah den Zypern-Deal, die 0:5-Niederlage in Essen, das brasilianische Duo André und Tiago, die schwarzen Rauchwolken nach dem Abstieg 2012. Ich hoffte darauf, dass mit diesem Treffer diese hässlichen Momente zwar nicht verschwinden, aber zumindest verblassen würden, um Platz zu schaffen für eine neue Zukunft des effzeh.

Doch nach einem kurzen Sprint, einer guten Ballkontrolle und einem guten Abschluss war er da, der Moment – der 1. FC Köln führte kurz vor Schluss mit 2:0. Die Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase stand fest, der Rest war Jubel.

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Auf der nächsten Seite: Das Saisonende als ein einziger großartiger Moment.

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