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Kampagnen, Kritik und Kumpanei: Sport-Medien im Brennglas der Gegenwart

Eine Studie besagt, dass manche Sportjournalisten sich bereitwillig von Vereinen instrumentalisieren lassen. Auch rund um den 1. FC Köln zeigt sich das – zuletzt speziell in der Kampagne gegen Mitgliederratschef Stefan Müller-Römer. Eine Analyse.

HANOVER, GERMANY - JUNE 12: A fan reads a newspaper prior to the FIFA World Cup Germany 2006 Group E match between Italy and Ghana played at the Stadium Hanover on June 12, 2006 in Hanover, Germany. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)
Foto: Shaun Botterill/Getty Images

Die Auswirkungen davon bekam insbesondere Stefan Müller-Römer in den vergangenen Monaten zu spüren. Der Vorsitzende des Mitgliederrats sah sich einer Kampagne ausgesetzt, die in der jüngeren Geschichte ihresgleichen suchte. Los getreten wurde die Kampagne gegen Stefan Müller-Römer vom Geschäftsführer des Sportbereichs. Armin Veh attackierte den Mitgliederrat nach dem Sieg gegen Ingolstadt vor versammelter Presse mit folgenden Worten: “Wir haben schon genügend Leute im Verein, vor allem im Mitgliederrat, die Voll-Amateure sind und meinen, sie müssen den Verein übernehmen. Das ist mehr als unvernünftig. Das ist etwas, das ich selten erlebt habe, dass man in einem Klub an der Spitze zwei solche Leute sitzen hat. Vor allem der eine, der mit dem Doppelnamen, ist unerträglich.”

Beredtes Schweigen des Vorstands nach Veh-Attacke

Das saß. Auch, weil Veh sich bis heute nicht öffentlich für seine Aussagen entschuldigte und inhaltlich nichts zurücknehmen wollte. Zwar suchte der effzeh-Sportgeschäftsführer im Anschluss das Gespräch mit dem Mitgliederrat und verriet nichts Weiteres an die Presse. Die beiden Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums schweigen dazu bis heute ebenfalls. Doch der Schaden war längst angerichtet. Veh, einer der Geschäftsführer der dem Verein untergeordneten KGaA, hatte einen massiven Angriff auf einen unliebsamen Mitgliedervertreter gestartet. Ein Angriff, der vom Vorstand wortlos toleriert wurde. Auch wenn sich die Stimmung zwischen Müller-Römer und Veh nach der internen Aussprache gebessert zu haben scheint: Der gebürtige Augsburger hatte in der Presse eine Welle losgetreten, deren Ziel offenbar die Verhinderung die Wiederwahl des kritischen Mitgliederratschefs war.

Foto: Sebastian Bahr

In eine ähnliche Kerbe schlugen Artikel im „Kölner Stadt-Anzeiger“, in denen sich Christian Löer mehrfach auf Werner Spinners Seite schlug. Der Leiter der Sportredaktion des „KStA“ bezog im Konflikt zwischen dem Mitgliederrat und der Vereinsführung schon früh Position: Anfang August stellte er die Kontrollabsichten Müller-Römers und seines Stellvertreters Carsten Wettich sinngemäß als unangebrachtes Machtstreben in Frage und schrieb über eine angeblich “gepflegte Feindschaft” zwischen den Mitgliederratsvorsitzenden und FC-Präsident Werner Spinner. Letzterem scheint Löer in den Augen vieler Beobachter ohnehin nicht immer allzu kritisch-distanziert gegenüber zu stehen. Die Berichterstattung des Sport-Chefs des “KStA” im Vorfeld der Mitgliederversammlungen bot nicht unbedingt Anlass, an dieser Einschätzung zu zweifeln.

Am Tag der Mitgliederversammlung setzte Löer den Fokus ebenfalls auf Müller-Römer. Er warf dem Mitgliederrarsvorsitzenden vor, Konflikte über Mails auszutragen, deren “Sprengkraft” dieser “offenbar regelmäßig” unterschätze. Spinner dagegen sei in der Lage, sich auch nach einer “unsachlich geführten Schlacht wieder zu vertragen“. Löer ging noch weiter: “Müller-Römers Gestaltungswille ist groß. Womöglich traut er sich sogar zu, Vehs Job mitzumachen.” Eine bewusste wie unfundierte Spekulation, mit der Löer willentlich auf das Gerücht abzielt, Stefan Müller-Römer wolle “den Verein übernehmen” (Armin Veh). Müller-Römer dementierte auf der Mitgliederversammlung ein derartiges Bestreben.

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