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Späte Ehre für Maurice “Mucki” Banach: Das sagen Fans und Mitwirkende zu Benefizspiel und Sondertrikot

Im November jährt sich der tragische Unfall von Maurice “Mucki” Banach zum 30. Mal. Mit einem Benefizspiel und einer Trikotaktion erfährt die Familie des verstorbenen FC-Stürmers späte Wiedergutmachung.

Vorstellung Tribut-Trikot Mucki Maurice Banach im RheinEnergiestadion 11.03.2021 *** Sports performance tribute jersey Mucki Maurice Banach at RheinEnergiestadion 11 03 2021
Foto: imago images / Herbert Bucco

“Mucki – unvergessen” – so heißt es immer wieder, wenn sich das Gespräch um das Andenken an Maurice “Mucki” Banach dreht. In diesem Jahr jährt sich der Todestag der einstigen Sturmhoffnung des 1. FC Köln bereits zum 30. Mal. Anlässlich dieses traurigen Jubiläums soll dem am 17. November 1991 bei einem Autounfall verstorbenen Banach ganz besonders gedacht werden: Zugunsten der Familie Banach wird es ein Benefizspiel des 1. FC Köln geben – dazu ist bereits jetzt ein Sondertrikot als Andenken an den ehemaligen FC-Stürmer erhältlich.

Das Dress ist auf Initiative von Banachs ehemaligen Mannschaftskameraden Andreas Gielchen entstanden, der einen Aufruf via Facebook startete. Dieser wurde von Frank Wirtz vom Fanclub “Hennes Old School Army” geteilt, sodass letztlich Marc Kaufmann, der die Trikots individuell herstellen kann, auf die Sache aufmerksam wurde. Bewusst ohne Sponsoren – auch um ein Zeichen gegen den steigenden Kommerz und die Vermarktung zu setzen. Etliche Fans wurden befragt, Ideen gesammelt und am Ende ist ein für sehr viele Interessierte gelungenes Gedenktrikot entstanden.

Gedenkspiel in Zusammenarbeit mit dem 1. FC Köln

Zum Zeitpunkt seines Todes stand Maurice Banach auf dem Sprung in die Nationalmannschaft – mit nur 24 Jahren wurde seine Karriere, sein Leben jäh beendet. Mit dem Profifußball hatte der ambitionierte Angreifer noch nicht so viel verdient, dass seine Familie abgesichert gewesen wäre. Zwar war der 1. FC Köln gegen ein solch tragisches Ereignis versichert, doch Banachs Witwe Claudia und die beiden gemeinsamen Söhne Zico und wurden daran nach eigenen Aussagen nicht beteiligt. Und auch sonst kümmerte sich der Verein wenig bis gar nicht, wie Claudia Weigl-Banach beim FC-Stammtisch Talk im Dezember 2009 Ralf Friedrichs erzählte.

Das Trikot soll daher ebenso wie das Gedenkspiel auch eine verspätete Wiedergutmachung sein. Unter anderem deshalb schließt sich auch der FC, dessen Manager Horst Heldt damals auch Teil der Mannschaft war, der Aktion an. “Uns ist wichtig, mit dem Gedenkspiel zu Ehren von Mucki ein weiteres Zeichen der Unterstützung an seine Familie zu senden. Wir hoffen auf ein ausverkauftes Stadion und möglichst hohe Erlöse zu Gunsten von Muckis Familie. Deshalb werden wir das Spiel erst terminieren, wenn wieder 50.000 Menschen ins Stadion kommen können”, sagte FC-Sportgeschäftsführer Heldt bei der Verkündung.

 

Claudia Weigl-Banach blickt auf eine dunkle Zeit zurück, zu der auch der Verein sein Scherflein beitrug. Sie erinnert sich, wie sie kurz nach dem Unfall kaum realisieren konnte, dass ihr Mann tatsächlich verstorben war. Fast zwei Jahrzehnte später beim FC-Stammtisch Talk berichtete sie von weiteren ungewöhnlichen Vorfällen. Neben der im Raume stehenden Nötigung, den Verzicht auf einen Teil der Versicherung zu unterschreiben, war bei der Beerdigung der FC-Delegation die Location der Trauerfeier vermeintlich nicht fein genug, sie zogen sich daraufhin in ein Fünf-Sterne-Hotel zurück. Inzwischen wirkt Banachs Witwe aber versöhnt: “Ich bin begeistert, welche Anerkennung auch heutzutage Mucki bei den Fans genießt. Er war so ein toller Mensch, das hat er absolut verdient. Nach meiner Anwesenheit bei Ralf Friedrichs’ FC-Stammtisch Talk 2009 gab es auch ein paar Hilfestellungen vom Verein. Und mit dem Benefizspiel zum 30. Todestag zeigen die aktuell Verantwortlichen ihre Wertschätzung.”

Gielchen: “Es war für mich keine Frage, sie mit dieser Aktion zu unterstützen”

Am 11. März fand eigens zur Vorstellung des Sondertrikots eine Pressekonferenz im VIP-Bereich Ost des Müngersdorfer Stadions statt. Andreas Gielchen, der mit seinem Facebook-Aufruf praktisch der Vater der Aktion ist, schilderte dort ihre Entstehung. Vor laufender Kamera bei der WDR-Lokalzeit erinnert er sich wenig später vor dem Geißbockheim an den eigentlichen Skandal: “Es gab damals diese Pflichtversicherungen bei Lloyds. Einmal für den Verein und eine für die Familie. Die damaligen Verantwortlichen des FC haben Claudia dann gedrängt, ihren Teil abzugeben. Unter dem Vorwand, sie müsse sich ja keinen neuen Mann, aber der FC einen neuen Spieler kaufen. Von daher war es für mich keine Frage, sie mit dieser Aktion zu unterstützen.”

Frank Wirtz vom Fanclub Hennes Old School Army e.V., der den Kontakt zu Marc Kaufmann herstellte, erinnert sich an den dramatischen Tag: “Es ist, als wäre es gestern gewesen – auch nach all den Jahren. Nach dem beschissenen Spiel auf Schalke sollte sich die heile Fußballwelt grundlegend verändern. Ich schaute am Sonntag morgen vor unserem Jugendspiel wie immer in den Videotext und konnte es nicht fassen, was dort zu lesen war. Sofort telefonierte ich mit meinen Mannschaftskameraden. Wir verabredeten uns eine halbe Stunde vor unserem eigentlichen Treffpunkt, um uns darüber zu unterhalten. Angekommen am Platz waren alle sichtlich gefasst und sprachlos, jeder weitere Spieler, der dann nach und nach dazu kam, sah die hängenden Köpfe. Diese gespenstische Ruhe und Blicke in den leeren Augen der Mitspieler, meiner Mannschaftskameraden – das alles ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.”

Frank Wirtz – Fanclub Hennes Old School Army e.V. | Foto: privat

Weil sein Fanclub “Hennes Old School Army e.V.” neben dem Luxus zum Fußball zu fahren, auch karitative Zwecke mit einbezieht, war die Teilnahme an diesem Projekt für ihn selbstverständlich: “Da ich sehr überzeugt von der Qualität unseres Fanclub-Ausrüsters bin, haben Marc, Andi und ich sehr schnell die Gespräche aufgenommen”, so Wirtz. Marc Kaufmann betonte, dass die Geschichte ihn sofort emotional gepackt habe und er voller Tatendrang gewesen sei: “Ich habe auf Facebook den sehr bewegenden Text von Andreas Gielchen gelesen, den er am 9. Oktober verfasst hat und der an Mucki Banach gerichtet war, der an diesem Tag 53 Jahre alt geworden wäre. In diesem ausführlichen Text geht Andi sehr ausführlich auf die unrühmlichen Geschehnisse seit Mucki Banachs Tod ein. Der Text hat mich sehr berührt und ich habe mich sofort an den tragischen Unfalltod im Jahr 1991 zurückerinnert, einer Zeit in der ich – damals 15 Jahre alt – noch jeden einzelnen Bundesliga-Spieler mit Vor- und Nachnamen kannte und die Bundesliga einfach das Größte war.”

“Der Text hat mich sehr berührt”

Als er erfuhr, dass es noch kein Erinnerungstrikot zu Muckis Ehren gab, habe er Gielchen sofort Hilfe angeboten, da er mit seinen “Bolzplatzlegenden” selbst über die Möglichkeit verfüge, professionelle Trikots produzieren zu lassen. “Aus einem ersten Gespräch wurde dann ein tolles ganz Projekt, bei dem wir auch die Fans hinsichtlich der Gestaltung des Trikots mitreden lassen wollten. In den ersten Tagen nach Veröffentlichung des Trikots konnten wir schon mehrere hundert Fans von unserem Trikot begeistern und träumen davon irgendwann einmal ganz viele Fans im Mucki-Trikot im Stadion zu sehen.”

Foto: effzeh.com

Gielchen streckte also weiter seine Fühler aus und kontaktiert unter anderem Steffen Schmitz, 2. Vorsitzender bei “Wilder Süden 91”, eines der größten FC-Fanclubs. Der erinnert sich: “In der Saison 1990/91 arbeitete ich in Bonn und besuchte zu der damaligen Zeit fast jedes Heimspiel. Dadurch habe ich die Tragödie im Stadion und dem Umfeld live miterlebt. Den Fans im Stadion merkte man an, dass sie spürten: Jemand Großes ist von uns gegangen. Andreas Gielchen sprach mich vor ein paar Wochen an, ob wir ihn bei der Aktion unterstützen könnten. Dies war für uns eine Selbstverständlichkeit und damit ist eigentlich schon alles gesagt: Kölner lassen keinen alleine, auch wenn sie Exil-Kölner aus dem Süden sind.”

FC-Fan Khaled Daftari mit Maurice Banach (Fotocredits Daftari)

Viele FC-Fans und durften Banach noch live erleben, ein Ereignis, das sich ins Gedächtnis gebrannt. Zeitzeuge Khaled Daftari erinnert sich: “Muckis Tod war für mich – wie für alle Fußball- und FC-Fans – ein Schock. Ich war damals 14 Jahre alt und konnte es gar nicht verarbeiten, als ich es im Radio gehört habe. Er war neben Pierre Littbarski mein Lieblingsspieler beim FC und wäre bestimmt Nationalspieler geworden. Er stand am Anfang einer super Karriere. Mit Muckis Tod hat für mich auch der Absturz des FC begonnen, der bis heute anhält. Die Trikot-Aktion ist eine Supersache, weil er ein großer Bestandteil der FC-Historie ist und für immer unvergessen bleibt. Ein ganz großer Dank an Andi Gielchen, den ich oft im Stadion treffe, was er für Mucki und seine Familie da geleistet hat. Leider hat der FC sich bei der ganzen Geschichte nicht mit Ruhm bekleckert.”

Banner in der Südkurve (Credits Wilde Horde 96)

Auch unter FC-Fans, die damals noch gar nicht geboren waren, genießt Banach hohes Ansehen. Regelmäßig werden in der Südkurve Banner mit der Aufschrift “Mucki unvergessen” hochgehalten. Und mit der Ultragruppe Wilde Horde 96 hat sich eine weitere große FC-Fangemeinschaft der Aktion angeschlossen: “Neben dem sportlichen Geschehen ist es insbesondere der Verein mit seinen aktuellen und auch vergangenen Geschichten, die unsere Verbundenheit mit dem 1. FC Köln prägen. Seien es die Erfolge in der Meisterschaft oder im Pokal, die Verärgerung um die anhaltenden sportliche Misere oder eben auch der Verlust eines Spielers. Es sind die positiven wie negativen Erlebnisse, die eine Fangemeinde zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen lassen. Ähnlich wie beim Tod von Maurice ‘Mucki’ Banach, der generationsübergreifend Schock und Trauer auslöste. Anlässlich dazu waren in den vergangenen Jahren Spruchbänder zu lesen, die an ihn erinnerten. Für uns bleibt er unvergessen”, so ein Sprecher der Ultras auf effzeh.com-Anfrage.

Das Faszinierende am FC: Die enorme Kraft seiner Fangemeinde

Die Entstehung der Teilnahme an der Aktion und die Dynamik, die durch Zusammenarbeit von FC-Fans unterschiedlichster Coleur entstehen kann, schildert er wie folgt: “Als wir im letzte Jahr auf die Aktion von Andreas Gielchen aufmerksam wurden, war für uns klar: Da sind wir dabei und versuchen den guten Zweck bestmöglich zu unterstützen. Dazu haben wir Anfang des Jahres Kontakt zu Andreas aufgenommen und die Impulse aus diesen Gesprächen in die Fanszene zurück gespiegelt. Schnell war klar, dass hierbei alle Beteiligten auf der gleichen Welle funkten. Kurze Zeit später entstand ein Arbeitskreis mit Vertretern unterschiedlicher Richtungen. Neben Andreas und Mark Kaufmann als Stellvertreter des Herstellers kamen Organisatoren aus verschiedenen Fanclubs zusammen, um diese Aktion gemeinsam und uneigennützig zu unterstützen. Losgelöst von all den negativen Schlagzeilen um unseren Verein ist somit ein Projekt entstanden, welches das Faszinierende rund um den 1. FC Köln verdeutlicht: Die enorme Kraft seiner Fangemeinde, die Hand in Hand geht und als Gemeinschaft ein positives Ausrufezeichen setzt.”

Caludia Weigl-Banach mit ihren Söhnen beim FC-Stammtisch-Talk von Ralf Friedrichs (Credits privat)

Neben Fanclubs haben sich auch etliche Einzelpersonen aus der Fanszene des FC wie beispielsweise “FC-Stammtisch Talk”-Moderator und effzeh.com-Autor Ralf Friedrichs der Aktion angeschlossen. “Ich begrüße, dass alles sich uneigennützig voll eingebracht haben. Das Thema ist eine quasi bald 30 Jahre lang offene Wunde, die endlich verschlossen werden muss und da sind wir – Fanszene und der FC selbst – auf einem guten Weg”, betont Friedrichs. Einer Ansicht, der sich auch der Vorstand des 1. FC Köln anschließt: “Wir wollen alles geben, um diese offene Wunde endlich zu schließen. Wir freuen uns, dass auch von Fanseite Aktionen für dieses Spiel gestartet worden sind.”, verkündete das Präsidium in seinem Newsletter.

Das Gedenktrikot derweil kann schon vorbestellt werden (hier klicken) – zunächst werden nach Angaben der “Bolzplatzlegenden” bis Ende April die Bestellungen gesammelt, um im Anschluss die Produktion freigeben zu können. “Wir wissen, dass dieses Vorgehen nicht perfekt ist, da wir dieses Projekt jedoch in einer kleinen Runde auf die Beine gestellt haben und nicht absehen können, wie groß das Interesse am Trikot sein wird, halten wir dies dennoch für das beste Vorgehen”, teilt der Hersteller mit: “Sobald wir die ersten 1.000 Trikotbestellungen erreicht haben, werden wir für diese Menge die Produktion sofort freigeben und nicht bis zum Ende des Bestellfensters mit der Produktionsfreigabe warten.”

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