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Interviews

Manuel Andrack im Interview über den effzeh: “Die Saison war ein Versehen”

Foto: Manuel Andrack

Also bist du schon daran interessiert, dass der 1. FC Köln externe Geldgeber anspricht, um Kohle an Land zu ziehen?

Andrack: Ja, warum nicht? Wenn es keine Grenze überschreitet, ist es absolut in Ordnung. Der 1. FC Köln ist eine starke Marke und damit kann man und muss man auch im Ausland agieren, weil sie dort bekannt ist.

Neben den sportlichen Themen gab es in der Vergangenheit beim 1. FC Köln auch genügend Aspekte im nicht-sportlichen Bereich, die man diskutieren konnte – Kooperation mit China, Stadion-Ausbau und –Neubau.

Andrack: Ein Stadion-Ausbau ist Schwachsinn. Ich hoffe, das hat sich jetzt auch erledigt. Ein bisschen exklusiv muss es ja auch sein. Sportliche Dinge können sich schnell ändern, es kann sein, dass wir den Wiederaufstieg nicht schaffen, dass wir Ewigkeiten um die Goldene Ananas mitspielen – warum sollen da auf einmal 75.000 Leute ins Stadion kommen? Vor allem noch an einem völlig bekackten Standort, den kein Mensch akzeptiert? Unter dem Strich ist Müngersdorf ja auch schon nicht gut, weil es eben nicht direkt neben dem Hauptbahnhof liegt wie in Kaiserslautern oder direkt dort, wo die Post abgeht – wie in St. Pauli. Es ist am Stadtrand – noch ”stadtrandiger“ in Hürth oder Bergheim geht eigentlich kaum.

Die Wahrheit über #DankeAndrack

Eine Anekdote aus dem April 2017 müssen wir noch ansprechen. Damals spielte der 1. FC Köln ein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt und es gab einen Stimmungsboykott der Kölner Ultras in der ersten Halbzeit. Einen Tag nach dem Spiel wurdest du beim „KStA“ dahingehend zitiert, dass du die Ultras wieder dazu animiert hättest, dass sie wieder die Mannschaft unterstützen. Auf Twitter kursierte danach #DankeAndrack. Kannst du etwas Licht in diese dubiose Geschichte bringen?

Andrack: Zuerst einmal: Ich habe damals gesagt, dass ich nicht lesen möchte, dass „Andrack die Ultras wieder zum Singen bringt“ – und genau das stand dann am Ende über dem Interview. Es war sehr still und ich hätte nicht gedacht, dass meine Beleidigungen bis in den Unterrang zu hören waren. Die Vorsänger sind dann in der Halbzeit hochgekommen, es wurde sehr emotional. Ich habe ihnen gesagt: „Ihr habt gesehen, wie die Mannschaft gespielt hat – wie ein Hühnerhaufen. Es geht um entscheidende Punkte für den Europapokal.“ Sie kamen dann und haben gefragt, wieso ich sie beschimpfen würde. Das fand ich dann auch konstruktiv und gut, weil sie sagten, wenn jemand wirklich ein Problem mit ihnen hätte, könnte man runterkommen und mit ihnen sprechen.

Einen Tag später ging ich mit meinem Hund spazieren, als ich einen Anruf aus Köln vom „KStA“ bekam, der eine Story daraus machen wollte – naja.

Danach war es dann aber auch wieder gut, weil die Ausgesperrten ihr Okay gegeben und danach die Ultras die Mannschaft wieder unterstützt haben. Ich bin dann nach dem Spiel runtergegangen und habe mich für den Support bedankt. Einen Tag später ging ich mit meinem Hund spazieren, als ich einen Anruf aus Köln vom „KStA“ bekam, der eine Story daraus machen wollte – naja.

Fansein: “Es braucht dieses Herzklopfen”

Wie stehst zur Ultra-Kultur generell?

Andrack: Prinzipiell ist es eine super Sache, was Choreographien und Unterstützung angeht. Ich würde mir manchmal wünschen, dass es weniger Dauersingsang geben würde. Ein Fußballspiel braucht auch Momente der Besinnung und Trauer. Die Idee, die dahinter steht, ist gut – wenn die Szene nicht rechtsradikal unterwandert wird. Man kennt sich ja auch mittlerweile und mein Verhältnis ist gut. Über das Thema Gewalt brauchen wir nicht reden, aber ich finde, im Umgang mit den Ultras hat sich auch einiges gebessert beim 1. FC Köln.

Cologne's players celebrate with their fans after the UEFA Europa League football match 1 FC Cologne v Arsenal FC on November 23, 2017 in Cologne, western Germany. / AFP PHOTO / INA FASSBENDER (Photo credit should read INA FASSBENDER/AFP/Getty Images)

Foto: INA FASSBENDER/AFP/Getty Images

Wir treffen uns heute auf einer Lesung deines zweiten Buches „Lebenslänglich Fan“, in dem du auch über das Fansein als effzeh schreibst. Was waren denn deine literarischen Einflüsse, wenn es um das Schreiben über Fußball geht?

Andrack: Nick Hornby mit „Fever Pitch“, obwohl es schon ein bisschen autistisch ist, weil es nur seine Sicht darlegt. Das ist in meinem zweiten Buch ein wenig anders, weil es viele Perspektiven bietet. Ansonsten natürlich auch Tim Parks’ „Eine Saison mit Verona“ und alle Bücher von Christoph Biermann.

Was bedeutet Fansein denn für dich – wo fängt es an, wo hört es auf?

Andrack: Natürlich ist man Fan, wenn man sein Smartphone rausholt auf einer Geschäftsreise und das Ergebnis seiner Mannschaft checkt. Man muss keinen 34er machen, um sich Fan nennen zu können. Es braucht dieses Herzklopfen und die tägliche Auseinandersetzung mit Fußball.

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