Dadurch, dass du mittlerweile nicht mehr in Köln, sondern im Saarland lebst, bist du auch etwas weiter entfernt von der Kölner Medienlandschaft – was macht das mit dir?
Andrack: Das ist ein großer Vorteil. Wenn ich an den Wochenenden nach Köln komme und dann beim Heimspiel an der Gaffel-Bude stehe, geht es um irgendwelche Transfer-Gerüchte, die sich sowieso nicht bewahrheiten. Und ich muss dann immer nachfragen, ob das wirklich ein Thema ist, weil ich es nicht mitbekomme. Ich lese regelmäßig den „kicker“, die „FAZ“ – und das reicht. Was dort nicht über den effzeh steht, das muss ich nicht wissen. Man muss den „EXPRESS“ ja noch nicht einmal kaufen, um alles mitzubekommen, weil die roten Verkaufsboxen überall zu stehen sind und meistens irgendwo steht „Zoff um XY“. Ich frage mich eben immer, ob man dort überhaupt realisiert, dass man nicht gerne von effzeh-Fans gelesen wird, wenn man immer mit etwas Negativem titelt. Auch die „BILD“ ist extrem unsachlich, was den effzeh angeht.
Manuel Andrack über Medien, Fan-Kommentatoren und Fernsehgelder
Andrack: Ich habe sogar mal gehört, dass sich alle Kölner Fußballjournalisten treffen und einen heben gehen, wenn sie irgendwie wieder geschafft haben, einen Trainer wegzuschreiben. Der Trainer sei dann nicht „kölsch“ genug, hätte generell keine Ahnung von Fußball, man sei nicht nah genug an der Meisterschaft – Stöger ist vielleicht nicht der beste Fußballtrainer gewesen, aber durch seine schnoddrige Art und seine Unernsthaftigkeit konnte man ihm nicht an den Karren pinkeln. Dahingehend war er perfekt für Köln.
Was würdest du denn ansonsten an der Fußball-Berichterstattung ändern wollen?
Andrack: Ich habe bei „Sky“ mal angeregt, dass man den Dreikanal-Ton wirklich ausnutzt und neben dem neutralen Kommentator jeweils einen Fan das Spiel aus gnadenlos parteiischer Sicht kommentieren lässt. Dann hätte man ein wenig mehr Subjektivität und Emotionalität drin. „Tolle Parade von Timo Horn, der damit das 0:5 verhindert, das gibt doch Hoffnung für das nächste Spiel“, oder so ähnlich. Es ist natürlich irre aufwendig, aber ich glaube dass es ein Publikum hätte. Ich würde das gerne vom Sofa und gerne auch aus einem Studio heraus machen.
Welche anderen Pläne hast du für eine Veränderung des Fußball-Geschäfts?
Andrack: Was ich nie verstehen werde: Die Verteilung der Fernsehgelder. Es gab ja mal den Zusammenschluss der Traditionsvereine, obwohl die Währung „Tradition“ natürlich sehr weich ist. Dann sagt Leverkusen: Wir spielen auch schon seit 30 Jahren in der Bundesliga, ist das nicht auch Tradition? Hoffenheim gibt es ja auch schon seit 1899…Ich bin für ein ganz klares Leistungsprinzip, was die Verteilung der Fernsehgelder angeht. Wir sagen, Geld regiert die Welt und ich finde es völlig unverständlich, dass der Tabellenplatz ausschlaggebend für die Verteilung der Fernsehgelder ist.
Kann über Andracks Vorschlag ja mal nachdenken: Christian Seifert | Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images
Warum denn nicht die Einschaltquote wie überall? Wenn ich Moderator bin, der eine Zehn-Millionen-Zuschauer-Show moderiert, bekomme ich wesentlich mehr Geld als jemand, der eine Show beim Hessischen Rundfunk macht, die 500.000 Leute schauen. Das jetzige System bedingt eine geschlossene Gesellschaft, das könnte jedoch abgemindert werden, wenn man das System dahingehend verändert.
Geld nach den Einschaltquoten verteilen
Ein Spiel wie St. Pauli gegen Köln oder Bochum schauen sich wesentlich mehr Leute an als Wolfsburg gegen Hoffenheim. Warum soll dann Hoffenheim viel Fernsehgeld bekommen, nur weil sie Vierter werden? Wo ist da die Logik, auch für „Sky“? Dort müsste es doch eigentlich heißen, dass man denen das Geld gibt, die gute Quote bringen. Das einzige Gegenargument, das ich dann höre, bezieht sich darauf, dass man sagt, die Bayern würden dann noch reicher werden – weil sie die meisten Fans haben in Deutschland. Momentan machen sie ja bei der Platzierung sowieso den größten Reibach, dann kann man sie in diesem System auch noch mit reinholen. Ich würde mich freuen, wenn diese Initiative eine Mehrheit finden würde.
Investoren-Einstieg: Unter 50 Prozent kein Problem für Andrack
Ein anderes Thema betrifft die 50+1-Regelung und mögliche Investoren-Einstiege beim 1. FC Köln. Wie sieht dazu deine Standpunkt aus?
Andrack: Solange alles im Rahmen ist und die Anteile unter 50 Prozent bleiben, habe ich mit einem Investoren-Einstieg kein Problem. Auch eine mögliche Zusammenarbeit mit China wäre in diesem Zusammenhang wichtig. Ich habe Alex Wehrle auch schon vorgeschlagen, den Geißbock nach China zu verkaufen, das sind doch dort alles seelenlose Vereine. Der Geißbock ist so ein sympathisches und starkes Tier, hoch angesehen in China. Warum gibt es nicht Geißbock Shanghai? Wäre doch interessant, würde sicherlich viel Geld bringen.
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