effzeh-Fan und Buchautor Manuel Andrack äußert sich bei uns im Gespräch über die letzte Saison, #DankeAndrack und eine Rückkehr von Lukas Podolski.
Mit seinem Buch “Meine Saison mit dem FC” aus dem Jahr 2005 verfasste Manuel Andrack, bekannt aus der Harald-Schmidt-Show, sein erstes Werk über seinen Lieblingsverein. Im letzten Jahr veröffentlichte er das Buch “Lebenslänglich Fan”, in dem der effzeh-Anhänger aus einer etwas breiteren Perspektive über die Verrückheiten von Fußball-Fans schreibt. Als Dauerkarten-Inhaber besucht Andrack nach wie vor jedes Heimspiel des 1. FC Köln, auch wenn es ihn mittlerweile ins Saarland gezogen hat – während der Sommerpause hatten wir Gelegenheit, ihn zu treffen und über den effzeh zu sprechen. Herausgekommen ist ein Interview über die vergangene Saison, eine Rückholaktion von Lukas Podolski, Zusammenarbeit mit China und natürlich die berühmte Story um #DankeAndrack.
effzeh.com: Hallo Manuel, beginnen wir doch gleich mit der Einstiegsfrage: Vor einem Jahr war die Stimmungslage beim effzeh ein wenig anders als heute, nach der Quali für die Europa League wähnte man sich im siebten Himmel. Seit einigen Wochen ist der effzeh nun allerdings abgestiegen – wie sieht es in dir aus aktuell?
Manuel Andrack: Doch irgendwie entspannter als ich dachte. Irgendwie wirkt der 20. Mai 2017 noch nach bei mir. Ich war an diesem Tag im Stadion in der Präsidenten-Loge, auch dort sind sich die Leute um den Hals gefallen und haben rumgeschrien. Seitdem habe ich auch ein neues Nummernschild – SB-FC-2005. Die Leute fragen mich dann immer: „Was war denn im Jahr 2005?“ und ich antworte, dass es dabei um den 20. Mai geht – das muss man als effzeh-Fan eigentlich wissen. Für mich war diese Saison auch nicht die „Abstiegs-“, sondern die „Europapokal-Saison“. Das Auswärtsspiel in London habe ich leider nicht geschafft, aber alle drei Heimspiele gesehen – Borisov war gigantisch, Arsenal auch. Dann sind wir nach Belgrad geflogen, das war auch toll.
Glaubst du also, dass der 20. Mai für den Abstieg entschädigt?
Andrack: Ja, absolut. Es war so gigantisch… Ich habe auch bei keinem Abstieg so geheult wie am 20. Mai. Es kamen 25 Jahre Frust aus einem raus. Ich gehe seit 1986 ins Stadion und habe trotzdem Dutzende Heimspiele im Europapokal gesehen. Man wurde in ganz Deutschland in den Jahren danach aber immer belächelt, weil der effzeh wieder in der zweiten Liga spielen und eine weitere Ehrenrunde drehen musste. Man war die Lachnummer der Nation und plötzlich wurde man Fünfter.
Warum Manuel Andrack sich auf die zweite Liga freut
Woraus schöpfst du denn ansonsten Hoffnung für die kommende Saison?
Andrack: Nach den anderen Abstiegen waren wir auch nicht so reich wie aktuell, beim letzten Abstieg waren wir ja fast insolvent. Wir können Spieler wie Hector, Horn und Risse halten – bei denen braucht mir auch kein Mensch erzählen, dass sie jetzt mit ihren teils neuen Verträgen in der zweiten Liga weniger Geld bekommen. Es ist einfach cool, jetzt zu sagen: „Komm, wir ziehen das durch und bauen etwas Neues auf.“ Auch wenn man die Reaktion der Fans vergleicht, ist vieles anders: Die Schwarze Wand 2012 hatte mit dem Zuspruch beim Spiel in Freiburg nun mal gar nichts zu tun.
“Ich freue mich richtig darauf und sage, dass wir mit über 80 Punkten aufsteigen werden.”
Das ist schon super – und ohne das jetzt schön zu reden: Ich freue mich auf die zweite Liga. Ich freue mich auf viele Grounds, die ich noch nicht gemacht habe – obwohl ich jetzt nicht nochmal nach Aue oder St. Pauli muss. Ich war noch nicht in Dresden, Regensburg oder Magdeburg. In der Nähe des Saarlandes sind Sandhausen und Heidenheim, da war ich auch noch nicht, genauso ist es mit Union Berlin. Wie gesagt, ich freue mich richtig darauf und sage, dass wir mit über 80 Punkten aufsteigen werden.
>>>Wolff Fuss im Interview über den 1. FC Köln: „Die Frau wechselt, der Klub bleibt“
Seit 2014 war es beim 1. FC Köln nicht ganz so schlecht, es ging eigentlich immer bergauf, das Highlight kam letztes Jahr und jetzt muss man in der zweiten Liga von vorne beginnen – siehst du das genauso?
Andrack: Nein. Bei den anderen Zweitliga-Saisons gab es diesen Neuaufbau wirklich. Damals hatte man immer mal das Gefühl, dass es auch nicht klappen könnte mit dem Wiederaufstieg in die erste Bundesliga – frag’ mal nach in Kaiserslautern oder bei 1860 München. Bei uns hat es trotzdem immer wieder funktioniert. Diese latente Angst, wenn man in der zweiten Liga mal wieder Neunter wurde, habe ich eigentlich überhaupt nicht. Ich habe keine Zweifel daran, weil ich das Führungsgespann immer noch toll finde. Am Anfang hatte ich da Bedenken, weil ich ahnte, dass Toni Schumacher sich vielleicht zu sehr auf populistische Art einmischen würde. Ich habe mittlerweile alle kennenlernen dürfen und halte auch sehr viel von Alex Wehrle.
Das war auch bei Jörg Schmadtke der Fall, aber wenn Männer nicht miteinander sprechen, passiert eben so etwas wie bei seinem Abgang. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bekomme Mails von einem Schalke-Fan, dem es die Tränen der Rührung in die Augen treibt, dass ein Hector in Köln bleibt. Schalke spielt Champions League und dort gehen Spieler wie Max Meyer oder Leon Goretzka, die dort als „Schalker Jungs“ gelten. Es ist geil, dass Hector in Köln bleibt, die Bude wird voll sein und natürlich steigen wir wieder auf.
Über den Abstieg des 1. FC Köln: “Die abgelaufene Saison war ein Versehen”
Beim HSV bin ich mir da noch längst nicht sicher, die müssen erst einmal ihre Erfahrungen machen und sehen, dass auch in Sandhausen Fußball gespielt wird. Wir haben mit Markus Anfang auch den besseren Trainer, der schon Zweitligaerfahrung hat. Ich sehe das Ganze also absolut positiv und glaube, auch ohne Kölsche Überlegenheit, dass wir nach dem Aufstieg nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden – so wie Stuttgart in dieser Saison. Die abgelaufene Saison war ein Versehen. Die drei Punkte nach 16 Spielen, das war ja nicht normal. Ganz Fußball-Deutschland hat uns bemitleidet wegen dubioser Schiedsrichterentscheidungen und dubioser Videobeweise. Wir haben zum Beispiel immer in Stuttgart gewonnen und kriegen dann dort in der 94. Minute das 1:2 – das gibt’s doch gar nicht!
Auf der nächsten Seite: Manuel Andrack über Stöger, Podolski und Anfang