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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Stefan Oventrop – oder ganz einfach: Ove

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Stefan Oventrop, der die Schuhe noch nicht an den Nagel gehangen, aber beruflich einen äußerst interessanten Weg eingeschlagen hat.

Stefan Oventrop heute | Foto: Inka Englisch

Wie sieht die Bilanz von Oves Fußballkarriere aus? „Das Positive überwiegt deutlich“,  sagt er. „Ich habe dem Fußball unvergessliche Erlebnisse zu verdanken, wie zum Beispiel eine zweiwöchige USA-Reise mit der Mittelrheinauswahl, als ich als 18-Jähriger Las Vegas sehen und durch Arizona reisen durfte. Oder ein Turnier auf Teneriffa, wo wir mit der A-Jugend des FC ein Spiel gegen unsere Altersgenossen von Real Madrid bestritten, bei dem mir in einer Situation zwei Beinschüsse gelungen sind.“

Er hält einen Moment inne. „Ich habe durch den Fußball tolle Menschen kennengelernt und nachhaltige Freundschaften geschlossen. So bin ich etwa mit meinem besten Kumpel aus den Jugendtagen beim FC, Manuel Glowacz, auch heute noch befreundet. Auch zu Jürgen, seinem Vater, ist der Kontakt nie abgebrochen. Zudem hat mich der Fußball geprägt, hat einen erheblichen Anteil daran gehabt, wer ich jetzt bin. Aber natürlich gab es auch Negatives. Die dunklen Gedanken nach dem Kreuzbandriss, die Wut und Trauer nach dem Pokalspiel in Leverkusen. Sicherlich frage ich mich manchmal, wie meine Laufbahn verlaufen wäre, wenn ich nicht so oft verletzt gewesen wäre und mich in einigen Situationen diplomatischer dem jeweiligen Trainer gegenüber verhalten hätte. Wer weiß?“

Stefan Oventrop ist in der mittleren Reihe der dritte von rechts (Foto: privat)

Hat er noch einen Bezug zum FC?  „Mein Herz hängt am FC!“, kommt die prompte Antwort. „Ich bin kein großer Fußballfan mehr und schaue mir lieber mit meiner Frau zusammen American Football im Fernsehen an, aber ich fiebere immer noch mit, wenn der FC spielt, und versuche, mindestens einmal im Jahr im Stadion zu sein.“

Noch hängen die Fußballschuhe nicht am Nagel

Hängt er nach der laufenden Fußballsaison die Fußballschuhe an den berühmten Nagel? Er zögert kurz. „Nein“, sagt er dann. „Ich gehe davon aus, dass wir aufsteigen, und dann möchte ich mit Spich noch eine gute Saison in der Landesliga spielen.“ Er dreht das Glas Mineralwasser in seinen Händen. „Mit Trainer Stefan Bung, mit dem ich in der B-Jugend beim FC gespielt habe, meinem Kumpel Sebastian Hecht und mit den übrigen Mitspielern haben wir eine prima Mannschaft zusammen“, sagt er dann.

„Wir verstehen uns gut auf dem Fußballplatz und auch außerhalb. Es herrscht einfach eine tolle Atmosphäre dort, die Familien sind eingebunden; all dies möchte ich noch ein Jahr genießen.“ Die Bedeutung des Teams – bei GEDANKENtanken und beim 1. FC Spich! „Allerdings gibt es auch Herausforderungen“, räumt Oventrop ein. „Spielen kann ich eigentlich nur mit Schmerzmitteln. Die Schulter und der Rücken schmerzen, die Ferse tut eigentlich ständig weh. Ich trainiere nur so viel, dass es zum Spielen am Wochenende reicht.“

Foto: 1. FC Spich

Plötzlich huscht ein Lächeln über sein Gesicht. „Außerdem werde ich im August Vater eines Sohnes.“ Seine Vorfreude ist beinahe greifbar. „Da bin ich mal gespannt, ob ich das alles unter einen Hut bekomme. Aber meine Frau hat versprochen, mich bei meinem Vorhaben unterstützen, eine weitere Saison zu spielen.“ Hat er mit seiner Frau zusammen schon einen Vornamen ausgesucht? „Ich möchte ja, dass er Ove heißt.“ Wieder lächelt er. „Aber da muss ich bei meiner Frau noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten!“

Teamplayer, Business Coach – und bald Vater

Wir verlassen das Restaurant und gehen noch ein Stück gemeinsam. Es ist später Abend geworden, die Lichter der Neustadt-Nord hellen das Dunkel auf, der Wind hat aufgefrischt. Stefan Oventrop zieht den Reißverschluss seiner Jacke hoch. „Mein Vater hat mich immer unterstützt und mir viel Vertrauen entgegengebracht“, sagt er unvermittelt. „Er hat mir nie hereingeredet, weder in meine Fußballkarriere noch in meine Berufswahl.“ Er hält einen Augenblick inne. „Ich würde mir wünschen, dass ich das bei meinen Kindern auch so hinbekomme.“

Wir verabschieden uns, dann taucht er ein in das Gewusel dahinhastender Passanten. Ich schaue ihm nach, bald ist er aus meinem Blickfeld verschwunden. Er, Stefan Oventrop – Ex-FC’ler, Mentalitätsspieler, eloquenter Widerspruchsgeist, Teamplayer, Business Coach, bald Vater – oder ganz einfach: Ove.

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