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Lebenswege beim 1. FC Köln: Sebastian Zinke – mit Podolski beim FC, Aufstiegsheld bei der Fortuna

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Sebastian Zinke, der unter anderem in der Jugend des FC ausgebildet wurde und später zum Aufstiegshelden der Fortuna avancierte.

Foto: Micha Will/Bongarts/Getty Images

Dort gelingt der Aufstieg in die 3. Liga dann endlich. Mit einem Etat, der deutlich niedriger als der mancher Mitkonkurrenten ist, hat man den Traum der Fans erfüllt, aber auch den der Verantwortlichen. „Es war eine riesige Genugtuung für uns alle, die Glückseligkeit unseres Präsidenten, Klaus Ulonska, zu sehen,“ erinnert sich Zinke. „Der Verein war ihm Herzensgelegenheit, er arbeitete Tag und Nacht für die Fortuna!“ Auch das damalige Vorstandsmitglied, Thomas Olschewski, erinnert sich an diesen Moment: „Die Freude der Fans, die uns nach München begleitet hatten, war unvergesslich. Für viele von ihnen ist Sebastian Zinke noch heute der Aufstiegsheld, weil sein langer Ball den entscheidenden Treffer und damit den Aufstieg möglich gemacht hat.“

Die Fortuna spielt nun in der 3. Liga – zunächst ohne den hochgewachsenen Innenverteidiger. Zinke fällt kurz nach Saisonbeginn mit einem Bandscheibenvorfall drei Monate lang aus. Mehr als sechs Spieleinsätze sind für ihn bis Ende Januar nicht mehr möglich. „Dann erhielt ich einen Anruf von Stephan Engels, damals Trainer der U21 des FC,“ sagt der ehemalige Fortune. „Er bot mir einen Vertrag bis zum 30.6.2016 an, wir wurden uns schnell einig.“ Für Sebastian Zinke schließt sich der Kreis, er trägt wieder das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust und läuft für die U21 der Kölner auf. Die Kölner beenden die Saison auf dem 11. Platz der Regionalliga West

Klaus Ulonskas Tränen nach dem Aufstieg der Fortuna | Foto: Micha Will/Bongarts/Getty Images)

Rückkehr zum 1. FC Köln – Karriereende beim FC Hürth

Zur neuen Saison löst Martin Heck, der später mit der U17 des FC den deutschen Meistertitel holt, Stephan Engels als Trainer der U21 ab. Unterstützt wird Heck dabei durch Co-Trainer Patrick Helmes. Das Team um Talente wie Daniel Mesenhöler, Lukas Klünter, Marcel Hartel, Salih Özcan und Lucas Cueto ist jung, möglicherweise zu jung für das körperbetonte Spiel in der Regionalliga West. Zu Beginn der Saison fällt Zinke mit einem Muskelfaserriss lange aus. Das junge Team tut sich schwer, auch die erfahrenen Spieler wie Marius Laux, Maurice Exslager und Sebastian Zinke können nicht verhindern, dass man in Abstiegsnöte gerät. Die letzten Fünf der Tabelle steigen ab, und die Kölner werden Fünftletzter. Nur durch den Aufstieg der Sportfreunde Lotte bleibt dem FC der Abstieg erspart.

Der FC Hürth wird zur neuen Saison Zinkes neuer Verein; Trainer Oliver Heitmann kennt er noch aus alten FC-Zeiten. Beim Mittelrheinligisten kommt er in den nächsten beiden Spielzeiten insgesamt nur auf 13 Einsätze. „Die berufliche Belastung und das Training eines Mittelrheinligisten ließen sich für mich nicht mehr gut unter einen Hut bringen,“ berichtet er. Verletzungen und beruflicher Aufwand zwingen ihn häufig zum Zuschauen.

Sebastian Zinke im Jahr 2014 im Dress der Fortuna | Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

In der Saison 2018/19 läuft Zinke noch für die zweite Mannschaft des FC Hürth auf und wird von Markus Sabel sowie dem früheren FCler Gregor Kapitza trainiert. Am 5. Mai 2019 nach dem Heimspiel gegen den SV Westhoven hängt er seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Eine Fußballkarriere, die nicht weniger als 30 Jahre umfasst, findet ein für ihn außergewöhnliches Ende: Er steuert einen Treffer und eine Torvorlage zum 5:2-Sieg der Hürther bei.

Bilanz einer Fußballkarriere

Nicht erst durch den Bandscheibenvorfall, den er als Endzwanziger zu Beginn der Saison 2014/15 erleidet, wird Sebastian Zinke bewusst, dass er sich verstärkt um die Themen Vorsorge, Absicherung und Finanzplanung kümmern muss. Er wird Kunde bei Swiss Life Select, dessen Kölner Manager Thomas Olschewski er von der Fortuna her kennt. Im Laufe der Gespräche erwähnt Olschewski die Möglichkeit für Sebastian Zinke, als Trainee bei dem Finanzdienstleister anzufangen.

Zinke findet Gefallen an dem Konzept der Firma, er merkt, dass die vielen unterschiedlichen Aspekte der Arbeit bei diesem Finanzdienstleister und nicht zuletzt auch die Aufstiegschancen ihm zusagen, und schließt sich dem Unternehmen im Januar 2015 an. Mittlerweile ist er Teamleiter eines Teams mit acht Mitarbeitern. Er fühlt sich wohl dort, arbeitet er doch mit weiteren ehemaligen Fußballern wie Pascal Wichmann, Tobias Haitz, Andreas Glöckner, Jerome Assauer und nicht zuletzt Thomas Olschewski zusammen. „Mein Arbeitgeber gibt mir die Möglichkeit, durch das Sport-Sponsoring mit dem Fußball verbunden zu bleiben, dem Sport, der mein Leben so stark beeinflusst hat,“ sagt er.

Was kann man vom Fußball lernen?

Was hat der Fußball ihm gegeben? Sebastian Zinke überlegt einen Augenblick, dann sagt er: “Ich habe durch diesen Sport sehr viel gelernt: mich zu fokussieren, diszipliniert zu sein und Verzicht zu üben, Regeln zu befolgen. Ich habe wunderschöne Momente im Fußball erleben dürfen, die ich nie vergessen werde, und dazu gehört ganz sicher der Aufstieg mit der Fortuna.“ Hat er noch Verbindungen zum FC? „Kontakte gibt es noch über Christian Osebold, einen der Physios der Profimannschaft, und über meinen ehemaligen Trainer, Martin Heck,“ sagt Zinke.

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Nicht nur sportlich und beruflich, sondern auch privat hat er in Köln seine Heimat gefunden. Mit seiner Frau Liesa und den beiden Kindern, Isabel und Philipp, lebt er in Hürth. Philipp ist 18 Monate alt und findet großen Gefallen daran, mit Bällen zu spielen. Würde er seinen Sohn in seinem Wunsch unterstützen, später Profi zu werden? „Ich würde meinen Sohn bei allem unterstützen, natürlich auch, falls er das unbedingt will und das notwendige Talent besitzt, Profi zu werden,“ sagt Sebastian Zinke und lächelt. „Dann müsste ich dafür sorgen, dass er Linksfuß wird, davon gibt es weniger!“

Er begleitet mich noch zum Aufzug im KölnTurm. Als wir uns verabschieden, ist es wieder da, das Lächeln, das im Gespräch so oft über sein Gesicht gehuscht ist. Auch wenn sein Traum, Profi zu werden, sich nicht erfüllt hat, vermittelt Sebastian Zinke den Eindruck, dass das Leben es gut mit ihm meint und er seine Mitte gefunden hat in seinem Beruf, bei seinen Freunden, und ganz sicherlich nicht zuletzt in der Familie.

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