Die Essener gehen mit Spielern wie André Maczkowiak, Denny Herzig, Sascha Mölders, Markus Kurth, Dirk Caspers und Mike Wunderlich als Aufstiegskandidat in die neue Saison, doch trotz eines weiteren Trainerwechsels – Uwe Erkenbrecher ersetzt Thomas Strunz – verfehlen die Essener ihr Saisonziel und landen auf Platz 5.
Trotzdem genießt Sebastian Zinke seine Zeit bei den Rot-Weißen. „Wir hatten eine tolle Kameradschaft, die Atmosphäre im altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion war unvergleichlich, die Zuschauerzahlen hatten klares Zweitliganiveau“, schwärmt er. So verwundert es auch nicht, dass er bei dem Traditionsclub um ein weiteres Jahr verlängert und sich auf die neue Saison freut – leider zu früh. „Wir waren gerade zu unserer Saisonabschlusstour nach Mallorca aufgebrochen, als wir bei 1LIVE hörten, dass Rot-Weiß Essen die Insolvenz angemeldet hatte,“ erinnert sich der frühere Kölner.
Beim WSV verwechselt, bei Lotte hochgeschätzt
Sebastian Zinke muss sich umorientieren und nimmt schließlich ein Angebot des Wuppertaler SV an. Die Mannschaft unter Trainer Michael Dämgen hat durchaus Potential, neben seinen ehemaligen Mitspielern aus Kölner Tagen, Silvio Pagano und Jerome Assauer, zählen Spieler wie Daniel Keita-Ruel, Tom Moosmayer und Markus Heppke zum Kader der Rot-Blauen. „Wir hatten eine Reihe guter Einzelspieler, beendeten die Saison jedoch nur auf einem enttäuschenden Mittelfeldplatz. Ich hatte den Eindruck, dass es irgendwie in der Mannschaft nicht so stimmte, wie es sollte,“ berichtet der Innenverteidiger.
Für ihn persönlich läuft es gut beim WSV, er ist unumstrittener Stammspieler und einigt sich mit dem Verein auf eine Verlängerung seines Vertrags um ein Jahr. Doch auch hier sollte es ganz anders kommen. „Ich fuhr zur Geschäftsstelle, um meine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen,“ erzählt Zinke. „Als ich dort ankam, war alles zu. Am Fenster der Geschäftsstelle konnte ich jedoch jemanden erkennen, mir wurde aber nicht aufgemacht.“ Er hält kurz inne. „Ich habe dann meinen Berater angerufen, der sich auch sofort um die Angelegenheit kümmerte. Nach einiger Zeit erfuhr ich durch ihn, dass der Verein von meinem Vertrag zurückgetreten war.“
Zinke lobt den Zusammenhalt in Wuppertal
Er lacht kurz und schüttelt den Kopf. „Über die Gründe erfuhr ich zunächst nichts. Nach einigen Monaten erzählten mir frühere Mitspieler, dass ich einer Verwechslung zum Opfer gefallen war. Die Verantwortlichen wollten mit einem anderen Spieler nicht verlängern, mit dem man mich einfach verwechselt hatte!“
Die Arbeitslosigkeit bleibt ihm erspart, die Sportfreunde Lotte verpflichten ihn für die Saison 2011/12. Auch dort wird er wieder Stammspieler und trägt nicht unerheblich dazu bei, dass das Team aus dem Tecklenburger Land die Saison auf dem 2. Tabellenplatz beendet. „Das war eine fantastische Zeit in Lotte,“ schwärmt Zinke noch heute. „Wir hatten eine hervorragende Mannschaft mit Spielern wie Tim Gorschlüter, Marcus Fischer, Christian Schlösser und Jerome Assauer, dazu noch Trainer Maik Walpurgis. Im Unterschied zu Wuppertal zeichnete uns ein toller Zusammenhalt aus, und all dies hat in der Summe zu unserem ausgezeichneten Abschneiden geführt.“
Der Verein ist mit den Leistungen Zinkes sehr zufrieden und möchte mit dem früheren Kölner verlängern. Den zieht es jedoch in die Domstadt zurück, allerdings nicht zum FC, sondern zur Fortuna. Seinem besten Freund und Mitspieler aus FC-Tagen, Silvio Pagano, kommt dabei eine wichtige Rolle zu. „Wir spielten mit Lotte gegen die Fortuna und Silvio war mein Gegenspieler,“ erzählt der gebürtige Kasselaner. „Ich wusste, dass man ihn dadurch ziemlich aus dem Spiel nehmen konnte, dass man ihn möglichst früh sehr hart tackelte. Genau das habe ich auch getan, und zwar unmittelbar vor der Trainerbank der Fortuna.“ Die Erinnerung lässt ihn schmunzeln. „Trainer Uwe Koschinat mag sich gedacht haben, dass er genau so einen Spieler brauchen könnte. Somit war das sozusagen mein Bewerbungs-Tackling!“
Tolle Zeiten bei der Fortuna
Bereits in seiner ersten Saison 2012/13 avanciert Sebastian Zinke beim Südstadt-Club zum unumstrittenen Stammspieler. „Bei der Fortuna habe ich die absolut schönste Zeit meiner Laufbahn als Fußballer erlebt,“ schwärmt er noch heute. „Wir hatten eine richtig tolle Truppe, auf und auch neben dem Fußballplatz. So gründeten wir eine Kicker-Mannschaft, die an den Spielen der Kölner Kicker-Liga teilnahm.“ Mit Mitspielern wie André Poggenburg, Thomas Kraus, Silvio Pagano und Lukas Nottbeck landen die Fortunen zum Saisonende auf einem sensationellen 2. Tabellenplatz und verpassen die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 3. Liga hinter dem Meister aus Lotte nur knapp.
„Wir schworen uns, dass wir es in der nächsten Saison packen würden,“ erinnert sich Zinke. Die Mannschaft wird noch einmal durch Spieler wie Ercan Aydogmus, Tobias Steffen, Albert Streit, Florian Hörnig und Kristoffer Andersen verstärkt. Das Vorhaben gelingt, mit sieben Punkten Vorsprung vor den Sportfreunden Lotte und vor Rot-Weiß Oberhausen holt man sich den Meistertitel. „Natürlich hatten wir eine Truppe mit einigen hervorragenden Fußballern, aber das war nicht entscheidend für unseren Erfolg,“ betont der gebürtiger Kasselaner. „Wir waren eine Einheit, ein Team, das sich einfach nicht geschlagen gab, auch wenn wir mal einem Rückstand hinterherlaufen mussten.“ Und so sollte es ja, wie wir wissen, in der Aufstiegsrunde bei den jungen Bayern kommen.
Ein überglücklicher Fortuna-Präsident – Rückkehr zum 1. FC Köln und Karriereende in Hürth