Auch Bundesligavereine interessieren sich mittlerweile für ihn, beim Länderpokal der Saison 2001/2002 wird er von Thomas Schumacher, dem damaligen U19-Trainer des 1. FC Köln, angesprochen. Der Geißbockclub intensiviert seine Bemühungen, Thomas Schumacher kommt sogar nach Kassel, um Sebastian Zinke und seinen Eltern das Angebot der Kölner zu unterbreiten. Im Herbst 2002 unterschreibt Zinke einen Vertrag beim 1. FC Köln, der ab der Saison 2003/2004 für drei Spielzeiten gilt.
Der Weg nach Köln ist für den gebürtigen Kasselaner nicht unbedingt vorgezeichnet, denn in seiner Jugend ist er Fan von Werder Bremen, deren damaliger Manager, Klaus Allofs, sich bei ihm im Dezember 2002 meldet. „Hätten sie sich früher bemüht, wäre ich vielleicht in die Hansestadt gegangen,“ erinnert sich Zinke. „So habe ich Allofs mitgeteilt, dass ich schon in Köln unterschrieben hatte, und damit war die Sache dann auch für mich erledigt.“
Im Sommer 2003 ist es dann soweit, Zinke verlässt sein Elternhaus und bezieht ein Zimmer im Sportinternat Köln. „Für meine Eltern war mein Auszug von zu Hause sicherlich schwerer als für mich,“ berichtet der frühere Defensivspezialist. „Schließlich bedeutete der Wechsel nach Köln für mich einen wichtigen Schritt zur Erfüllung meines Traums, Profi zu werden.“ Er teilt sein Zimmer mit Enis Alushi, der von den Sportfreunden Siegen zum Geißbockclub gewechselt ist. Die Beiden freunden sich an und helfen sich gegenseitig bei der Eingewöhnung in das Leben einer Millionenstadt fernab von der Heimat.
Mit Podolski beim FC
Zur Saison 2003/04 hat sich einiges geändert für die U19 des 1. FC Köln: So misst sie sich jetzt in der A-Junioren Bundesliga West mit den besten Nachwuchsteams des Niederrheins, aus Westfalen und vom Mittelrhein. Zudem werden auch die Kölner wie die anderen teilnehmenden Bundesligavereine zur Gründung eines Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) verpflichtet. Beide Maßnahmen (neben der Bundesliga West gibt es nur noch zwei weitere Bundesligen für den U19-Bereich: Nord/Nordost und Süd/Südwest) sollen zu einer Optimierung der Nachwuchsförderung führen und sind als Teil der Reaktionen des DFB auf das enttäuschende Abschneiden der Nationalelf bei der WM 1998 und der EM 2000 zu verstehen.
Auch auf der Trainerbank hat es einen Wechsel gegeben: Thomas Schumacher übernimmt die U17 des FC und wird durch einen alten Bekannten abgelöst: Frank Schaefer, der von Bayer Leverkusen zum 1. FC Köln und damit zur alten Erfolgsstätte zurückkehrt. Er findet einen Kader vor, der mit Jugendnationalspielern und weiteren vielversprechenden Talenten gespickt ist: Thomas Kessler, Kevin Schöneberg, Sebastian Zinke, Lukas Sinkiewicz, Enis Alushi, Daniel Grebe, Rajabu Müller, Silvio Pagano, Christian Schlösser, Denis Epstein – und Lukas Podolski.
Am ersten Spieltag der Saison 2003/2004 muss Schaefers Team bei Alemannia Aachen antreten. Einer der beiden Kölner Innenverteidiger verspätet sich, und so kommt Sebastian Zinke, der als linker Außenverteidiger verpflichtet wurde, auf der für ihn bis dahin ungewohnten Position zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz für den 1. FC Köln, der das Spiel bei den heimstarken Kaiserstädtern mit 3:2 für sich entscheidet.
In der Vorsaison hat die U19 den Mittelrheinpokal gewonnen, der zur Teilnahme am DFB-Junioren-Vereinspokal 2003/04 berechtigt. In der 1. Runde siegen die Kölner mit 2:0 beim SC Freiburg, in der 2. Runde gewinnen sie mit 5:0 beim HSV Barmbek-Uhlenhorst, bevor sie dann im Viertelfinale zu Hause der Frankfurter Eintracht mit 0:1 unterliegen.
Viele Talente beim Nachwuchs des 1. FC Köln
In die neugegründete A-Junioren Bundesliga West startet der 1. FC Köln sehr vielversprechend und platziert sich beständig unter den ersten Dreien der Tabelle. Die Offensive der Kölner entwickelt einen veritablen Torhunger, nach acht Spieltagen stehen bereits 25 Treffer zu Buche, von denen der beste Torschütze, Lukas Podolski, alleine acht Tore erzielt hat.
„In der Mannschaft waren neben Lukas auch noch andere große Talente.”
Sebastian Zinke erinnert sich: „In der Mannschaft waren neben Lukas auch noch andere große Talente. Was ihn aber zusätzlich zu seinen fußballerischen Qualitäten damals schon ausgezeichnet hat, war sein unbedingter Wille, sich durchzusetzen und das Maximum aus seiner Begabung herauszuholen. Das hat sicherlich entscheidend dazu beigetragen hat, dass er es in den Profibereich schaffte und nicht nur beim FC, sondern auch bei Bayern München, Arsenal London und Inter Mailand gespielt hat und 130facher Nationalspieler wurde.“
Am 11.11.2003 unterschreibt Podolski seinen ersten Profivertrag beim 1. FC Köln und erzielt nur elf Tage später im Auswärtsspiel bei Hansa Rostock seinen ersten Bundesligatreffer, dem er noch neun weitere in dieser Saison folgen lässt.
Sebastian Zinke hat unterdessen einen festen Stammplatz in Frank Schaefers Team, das sich trotz Podolskis Wechsel zu den Profis einen erbitterten Zweikampf mit dem VfL Bochum um den Meistertitel liefert und die Saison nur knapp hinter den Bochumern auf dem zweiten Tabellenplatz beendet. Auch neben dem Fußballplatz bleibt Sebastian Zinke mit dem Geißbockclub verbunden. So leistet er bei Christoph Henkel im Nachwuchsbereich sein Freiwilliges Soziales Jahr ab und wird der erste FSJler beim FC.
Erste Schritte im Seniorenbereich bei den FC-Amateuren
In der folgenden Saison rückt der frühere Baunataler zur zweiten Mannschaft des 1. FC Köln auf, die von Christoph John betreut wird. Zu seinen Mitspielern zählen Lars Leese, Tobias Nickenig, Marius Laux und Giovanni Federico. Die Saison verläuft für ihn etwas enttäuschend, so gehört er in 37 Begegnungen in der Regionalliga Nord lediglich achtmal zur Startformation. „Roland Benschneider von den Profis war Linksfuß wie ich und wurde häufig auf meiner Position bei der zweiten Mannschaft eingesetzt,“ erläutert Zinke.
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