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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Hermann Knöppel – “Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!”

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Hermann Knöppel, der 17 Jahre lang und in etwa 500 Spielen für den 1. FC Köln aktiv war.

Hermann Knöppel in Aktion | Foto: privat

Vor der nächsten Auswärtspartie in Dortmund eröffnet Michels dem jungen Innenverteidiger in einem Einzelgespräch, dass er von Beginn an zum Einsatz komme, was den Express zu der Schlagzeile „Rinus holt den Knüppel aus dem Sack“ inspiriert. Er lässt ihm sogar die Wahl, entweder gegen Attli Edvaldsson oder Manni Burgsmüller zu spielen. „Burgsmüller war mir zu umtriebig, so dass ich mich für den kopfballstarken Edvaldsson entschied,“ erinnert sich Knöppel.Im Westfalenstadion macht der FC ein gutes Spiel und führt lange 2:1, bevor Mirko Votava vier Minuten vor Schluss der Ausgleich für den BVB gelingt. Hermann Knöppel spielt die vollen 90 Minuten und spürt gegen Ende der Partie, dass ihm die Beine doch sehr schwer werden. „Das Tempo und die Intensität des Spiels war doch wesentlich höher als bei den Amateuren,“ erläutert er.

Der “einzig wahre” deutsche Amateurmeister

Von der Bundesliga geht es für ihn direkt zu den beiden Halbfinalbegegnungen um die deutsche Amateurmeisterschaft gegen den 1. FC Paderborn. Im Heimspiel tun sich die FC-Amateure schwer und erreichen gegen die Ostwestfalen lediglich ein mühsames 2:2. „Im Rückspiel in Paderborn haben wir dann das Spiel unseres Lebens gemacht,“ erzählt mein Gesprächspartner. „Wir haben 5:0 gesiegt und erzielten dabei eines der Tore nach einem fünffachen Doppelpass. Manni Breuckmann, der draußen auf der Tribüne das Spiel für den WDR kommentierte, flippte regelrecht aus und schrie: ‘Das habe ich ja noch nie gesehen, das ist ja unglaublich!’, und zwar so laut, dass man es auch noch auf dem Platz hören konnte!“

“Wir haben 5:0 gesiegt und erzielten dabei eines der Tore nach einem fünffachen Doppelpass.”

Gegner im Finale, das im heimischen Franz-Kremer-Stadion ausgetragen wird, ist der FC St. Pauli, der mit einer starken Mannschaft um Walter Frosch, Uwe Mackensen und Joachim Philipkowski an den Rhein reist. Erich Rutemöllers Team plagen Verletzungssorgen, Stürmer Hans-Peter Lipka und Mittelfeldspieler Karl-Heinz Brendel fallen aus, Christoph Daum sitzt nach langer Rekonvaleszenz nur auf der Bank.

Hermann Knöppel mit Trainer Rutemöller | Foto: privat

„Wir spielten nicht ganz so gut wie in Paderborn, gewannen aber letztlich ungefährdet mit 2:0,“ erinnert sich der frühere Jugendnationalspieler. Der Jubel nach dem Schlusspfiff ist unbeschreiblich, die Freude überschäumend. Es dauert allerdings ein wenig, bis es den Spielern dämmert, dass sie mit dem Titelgewinn etwas Einmaliges geschafft haben – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir waren, wenn man so will, der einzig wahre deutsche Amateurmeister, denn wir hatten diesen Titel in einem Wettbewerb mit den Tabellenersten der höchsten Amateurligen errungen, und nicht, wie davor und danach, gegen die jeweiligen Tabellenzweiten,“ erläutert Knöppel.

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„Der Grund dafür war, dass 1981 die bis dato bestehenden beiden 2. Ligen zur eingleisigen 2. Bundesliga zusammengefasst wurden. Im Zuge dieser Zusammenlegung hatte der DFB verfügt, dass es in diesem Jahr keine Aufsteiger aus den Amateurligen gab. Somit spielten die Vereine, die sonst in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gestanden hätten, mit uns um den Meistertitel.“

Die Entscheidung gegen den Profivertrag

Auch den Verantwortlichen des Vereins wird bewusst, welches Potential in der frischgebackenen Meisterelf steckt, und so bieten sie vier Spielern zur neuen Saison Profiverträge an: Grabosch, Faust, Lipka – und Hermann Knöppel. „Die drei wurden Profis“, erinnert sich der ehemalige Innenverteidiger. „Sie waren Anfang 20, Studenten und hatten nichts zu verlieren. Ich dagegen war Mitte 20 und stand mitten in einem Beruf, den ich nicht aufgeben wollte. Zudem hatte der FC zur neuen Saison Paul Steiner vom MSV Duisburg verpflichtet, der in dem Jahr auch Nationalspieler wurde. Meine Einsatzchancen waren minimal, deshalb unterschrieb ich nicht.“

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