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Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Der Lebensweg des Tobias Nickenig: Aus dem Rheinland zum Club seiner Träume, dem 1. FC Köln, harte Arbeit, Verletzungen, eine ereignisreiche Karriere. Nach Erfolgen im Jugendbereich verpasst er den ganz großen Durchbruch in der Bundesliga, spielt in Osnabrück und Aue und wird schließlich Sportdirektor in Thailand. Auch heute noch arbeitet Tobias Nickenig im Fußball-Geschäft.

Tobias Nickenig im Testspiel gegen den FC Grenchen vor der Saison 2006/07 (Foto: imago/Geisser)

Fortuna Düsseldorf, Aufsteiger in die 2. Liga, zeigt vor der Saison 2009/10 starkes Interesse, der ehemalige Kölner trifft sich mit Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner. Die Unterschrift unter den Zweijahresvertrag scheint nur noch Formsache, da zieht die Fortuna plötzlich ihre Zusage zurück. Karsten Baumann, inzwischen Trainer beim Drittligisten VfL Osnabrück, meldet sich bei Nickenig und überzeugt ihn von einem Wechsel an die Bremer Brücke. Tobias Nickenig wird diesen Transfer nicht bereuen. „Neben der Zeit beim 1. FC Köln waren die zwei Jahre in Osnabrück meine schönste Zeit im Fußball“, schwärmt er noch heute. „Es stimmte eigentlich alles, wir hatten speziell im ersten Jahr eine sehr starke Mannschaft mit toller Kameradschaft. Meine körperbetonte Spielweise kam bei den Fans gut an, und sozusagen als Kirsche auf der Torte, hatten wir einen unglaublichen Lauf im DFB-Pokal.“

In der ersten Runde empfängt das Team um Spieler wie Angelo Barletta, Benjamin Siegert, Matthias Heidrich und Torjäger Björn Lindemann den Zweitligisten Hansa Rostock und besiegt ihn mit 2:1. Mit dem HSV wartet ein Erstligist als nächster Gegner, ein starkes Team mit Frank Rost im Tor, den Innenverteidigern David Rozehnal und Joris Mathijsen, Zé Roberto im Mittelfeld und Mladen Petric im Sturm. Der VfL liefert eine tolle Leistung ab und geht schließlich mit 7:5 nach Elfmeterschießen als Sieger vom Platz. „In diesem engen Stadion, unter Flutlicht und unterstützt von unseren fantastischen Fans, war jeder von uns besonders motiviert“, erinnert sich Nickenig.

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Als Favoritenkiller im DFB-Pokal und Aufstieg in die 2. Liga

Im Achtelfinale muss der BVB mit Trainer Jürgen Klopp im Stadion an der Bremer Brücke antreten. Tobias Nickenig hat es mit Lucas Barrios zu tun und kauft dem besten Torschützen der Dortmunder mit konsequenter Abwehrarbeit und kompromisslosen Tacklings den Schneid ab. Die Fans sind aus dem Häuschen, nach dem sensationellen 3:2-Triumph über den favorisierten Erstligisten feiern sie das siegreiche Team, allen voran Angelo Barletta, den zweifachen Torschützen, und ihn, den blonden Innenverteidiger mit der Rückennummer 4, den sie liebevoll „Das Tier mit der Vier“ oder einfach „Big Nick“ nennen.

Tobias Nickenig im Zweikampf mit Lucas Barrios beim 3:2-Pokalsieg gegen den BVB (Foto: imago/osnapix)

Im Viertelfinale misst sich der VfL mit Schalke 04 und scheidet nach großem Kampf durch eine unglückliche 0:1-Niederlage aus. Trost findet Karsten Baumanns Truppe in der Liga, wo durch einen 1:0-Sieg bei Wacker Burghausen der Meistertitel geholt und der Aufstieg in die 2. Liga besiegelt wird. Ganz Osnabrück ist in Feierlaune, vor dem Rathaus heizen Hobbymusiker Tobias Nickenig und Björn Lindemann, sein bester Kumpel, mit professionellen Rap-Einlagen den Fans ein, die Stadt scheint in ein tiefes Violett, den Vereinsfarben des VfL, getaucht zu sein.

Nach dem Aufstieg müssen die Osnabrücker allerdings feststellen, dass in der 2. Liga ein anderer Wind weht, besonders auswärts kassieren sie eine Niederlage nach der anderen und können dies zunächst noch durch ihre starke Heimbilanz kompensieren. In der Rückrunde schwinden dann zunehmend die Kräfte, mit Tobias Nickenig fällt zudem eine sichere Bank in der Innenverteidigung mit einer komplizierten Zehenverletzung lange aus. Am 27. Spieltag ist Schluss für Aufstiegstrainer Karsten Baumann, der zunächst durch Joe Enochs und dann durch Heiko Flottmann ersetzt wird.

 

Abstieg mit Osnabrück und Wechsel in die Türkei

Nickenig wird zum entscheidenden Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt wieder fit und trägt maßgeblich zum 1:0-Auswärtssieg bei, durch den der direkte Abstieg vermieden und die Relegation erreicht wird. In Dresden trennt man sich 1:1, bevor sich die Sachsen dann in einem dramatischen Rückspiel mit 3:1 nach Verlängerung durchsetzen und den VfL zurück in die 3. Liga schicken. Auch für Tobias Nickenig bedeutet dies den Abschied von der Bremer Brücke, da sein Vertrag nur für die 2. Liga gültig ist. Angebote für den ehemaligen Kölner lassen nicht lange auf sich warten, die VVV Venlo zeigt Interesse und auch der FC Reading.

Die lukrativste Offerte kommt jedoch von Orduspor, einem Verein aus der nördlichen Türkei. Nickenig unterschreibt einen Zweijahresvertrag beim Aufsteiger in die Süper Lig. Zu Beginn der Saison 2011/12 hat er allerdings wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, kommt dann jedoch ab dem 6. Spieltag zu sechs Einsätzen und wähnt sich auf einem guten Weg. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, als nach der Winterpause Hector Cuper, der ehemalige Trainer von Inter Mailand und dem FC Valencia, verpflichtet wird und dem großgewachsenen Innenverteidiger in einem Gespräch versichert, dass er ihn als feste Größe in der Abwehr sieht.

Mit Orduspor (goldene Trikots) in der SüperLig. Tobias Nickenig ist der 3. Spieler von rechts. (Foto: Tobias Nickenig)

Umso überraschter ist Nickenig, als der stellvertretende Vorsitzende von Orduspor ihm nur wenig später mitteilt, dass er ab sofort in die 2. Mannschaft versetzt wird. „Ich merkte, dass man mit mir Spielchen spielen und mich rausekeln wollte“, erzählt er. „Hintergrund des Ganzen war, dass damals noch die Ausländerregel galt, ich einen dieser Plätze belegte und Orduspor mit dem spanischen Linksaußen Javito einen Stürmer verpflichten wollte, der den wenig torhungrigen Angriff verstärken sollte.“

Vertragliche Probleme mit Orduspor, Rückkehr in die 2. Liga mit Erzgebirge Aue

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