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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Der Lebensweg des Tobias Nickenig: Aus dem Rheinland zum Club seiner Träume, dem 1. FC Köln, harte Arbeit, Verletzungen, eine ereignisreiche Karriere. Nach Erfolgen im Jugendbereich verpasst er den ganz großen Durchbruch in der Bundesliga, spielt in Osnabrück und Aue und wird schließlich Sportdirektor in Thailand. Auch heute noch arbeitet Tobias Nickenig im Fußball-Geschäft.

Tobias Nickenig im Testspiel gegen den FC Grenchen vor der Saison 2006/07 (Foto: imago/Geisser)

Das Spiel gegen die Alemannia geht 0:1 verloren, und als es vier Tage später im Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena nach 55 Spielminuten 3:1 für den Gast steht, scheint die Saison einen ähnlichen Verlauf zu nehmen wie die vorige. Nickenig läuft diesmal als rechter Außenverteidiger auf und erlebt mit, wie der FC durch drei Tore von Adil Chihi das Spiel noch 4:3 gewinnt. In Erinnerung bleibt ihm das Spiel jedoch wegen einer Szene, in der Faryd Mondragon die Hauptrolle spielt. „Bei Jena sollte deren Stürmer Sandor Torghelle ausgewechselt werden. Chihi hatte gerade den 2:3-Anschlusstreffer erzielt, und Torghelle schlich im Zeitlupentempo vom Platz, um noch etwas Zeit von der Uhr zu nehmen. Mondragon sah das, kam wie eine Furie aus seinem Tor und, um das Prozedere zu beschleunigen, zerrte er den Jenenser zur Außenlinie.“ Er schmunzelt. „Mondragon bekam zwar Gelb dafür, seine Aktion hatte uns aber noch einmal so heiß gemacht, dass wir das Spiel noch umbiegen konnten.“

Weitere Einsätze folgen, die Nickenig jedoch nicht ohne Schmerzmittel absolvieren kann. „Ich hatte mir eine Schambeinentzündung zugezogen, wollte aber jetzt, wo ich den Durchbruch geschafft zu haben schien, nicht aussetzen“, erinnert er sich. „Im Nachhinein muss ich natürlich sagen, dass dies ein großer Fehler war. Ich hätte vier, fünf Wochen pausieren sollen, um die Blessur auszukurieren.“ Er schleppt sich durch die Hinrunde, lässt sich schließlich in der Winterpause bei Dr. Ulrike Muschaweck in München operieren. In der Reha merkt er schnell, dass die Beschwerden nicht nachlassen, sondern sich im Gegenteil noch weiter verschlimmern, so dass eine zweite OP bei der Leistenspezialistin nötig wird.

Verletzungen werfen Nickenig zurück – bis “Tscholli” hilft

Monate ziehen ins Land. Nickenig lässt nichts unversucht, holt sich eine zweite Meinung ein, fliegt einmal wöchentlich nach München zu Dr. Müller-Wohlfahrt zur Spritzenbehandlung, sucht einen Osteopathen auf, lässt seine Zähne untersuchen, doch alles scheint vergebens, keine Besserung in Sicht. Christoph Daum rät ihm schlussendlich, die Behandlung durch Dieter Trzolek, den legendären Physiotherapeuten von Bayer Leverkusen, der inzwischen in Diensten des FC steht, fortsetzen zu lassen. „Tscholli hat mich untersucht und sagte mir anschließend, dass ich in 14 Tagen wieder normal laufen könne“, erzählt Nickenig. „Er hat mich dann behandelt, mit Pendel, Räucherstäbchen und Lasertherapie, und tatsächlich, ich konnte nach einigen Wochen ein Aufbautraining beginnen und merkte, wie ich mich immer mehr belasten konnte.“

Tobias Nickenig in seinem Heimdebüt als Profi gegen Alemannia Aachen in der Saison 2007/08 (Foto: imago/T-F-Foto)

Der FC hat mittlerweile den Wiederaufstieg geschafft, sehr zu Nickenigs Freude, und doch fühlt sich etwas außen vor, da er so lange nichts zu diesem Erfolg beisteuern konnte. Im Sommertrainingslager in Österreich soll sich dies ändern, die Einheiten sind hart, doch der blonde Innenverteidiger kann voll mittrainieren. Die Kölner haben mit Pedro Geromel einen weiteren Innenverteidiger verpflichtet und sind auf dieser Position mit Youssef Mohamad, Kevin McKenna und dem brasilianischen Neuzugang sehr gut aufgestellt. Kleinere Verletzungen werfen Nickenig immer wieder zurück, zudem weiß er, dass er gegen die drei starken Innenverteidiger kaum zum Zuge kommen wird.

Im Spätherbst hinterlegt er seinen Wechselwunsch, Tomas Oral, damals Trainer des Zweitligisten FSV Frankfurt, möchte ihn an den Bornheimer Hang holen, doch der FC will ihn nicht ziehen lassen. Am letzten Hinrundenspieltag kommt er schließlich beim 2:1-Auswärtssieg in Bochum zu seinem ersten Einsatz in der 1. Bundesliga. In einer hektischen Begegnung, in der Geromel und Novakovic Gelb-Rot sehen, wird er in der 92. Spielminute für Thomas Broich eingewechselt. Doch auch dieser Kurzeinsatz ändert nichts an seiner Überzeugung, dass er beim FC in einer Sackgasse gelandet ist und sein Glück bei einem anderen Club suchen muss. Dann eröffnet sich plötzlich die Gelegenheit zu einem Wechsel.

Tobias Nickenig im einzigen Bundesliga-Einsatz beim 2:1-Auswärtssieg beim VFL Bochum am 13.12.2008 (Foto: imago/Fishing 4)

„Christoph Daum rief mich in seine Trainerkabine und teilte mir mit, dass der FC Vaduz an mir interessiert sei“, erinnert sich Nickenig. „Ich hatte noch nie von dem Verein gehört, wusste noch nicht einmal, wo Vaduz liegt. Daum sagte mir, dass der Verein in der ersten Schweizer Liga spiele und sich im Abstiegskampf befände.“ Nickenig hält einen Augenblick inne und lächelt. „Und dann erwähnte Daum als zusätzlichen Bonus, dass Vaduz von FC-Legende Pierre Littbarski trainiert werde, der in Deutschland gut vernetzt sei und mich bei guten Leistungen sicherlich zu einem interessanten Klub weitervermitteln könne.“

Der Wechsel zum FC Vaduz – und eine unvergessliche Zeit in Osnabrück

Nickenig fährt mit seinem Berater in die Hauptstadt Liechtensteins und ist sehr angetan vom Weltmeister von 1990, der ihn unbedingt verpflichten möchte. Der blonde Innenverteidiger sagt zu, bestreitet 12 Spiele für Vaduz, kann jedoch den Abstieg nicht verhindern. Die Saison endet Mitte Mai, Nickenigs Vertrag – wie der seiner Mitspieler auch – geht aber noch zum 30. Juni. „Die Trainer fuhren nach dem letzten Spieltag in Urlaub, wir Spieler sollten jedoch bis Ende Juni täglich im dortigen Fitness-Studio trainieren und dabei von einem Physiotherapeuten kontrolliert werden“, erzählt er. „Wenn wir uns dem widersetzen sollten, müssten wir mit erheblichen Gehaltseinbußen rechnen.“ Am Ende einigt man sich gütlich, Nickenig kehrt nach Deutschland zurück.

Stimmungsvolle Pokalabende mit dem VfL Osnabrück und Aufstieg in die 2. Liga

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