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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln Spezial: Christoph Henkel – Grenzgänger vom Geißbockheim zum Stadion am Kehrweg

Im Lebenswege-Spezial interviewt effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs diesmal keinen ehemaligen Jugendspieler des 1. FC Köln, sondern den ehemaligen FC-Nachwuchschef Christoph Henkel, der mittlerweile seit zehn Jahren in Belgien bei der KAS Eupen in Verantwortung steht.

Christoph Henkel im Stadion am Kehrweg (Foto: KAS Eupen/David Hagemann)

Wenn man sich den Kader der ersten Mannschaft der KAS Eupen anschaut und den der U 21 und der Jugendteams im Leistungsbereich, dann hat es den Anschein, als wäre der Klub von der Einbindung talentierter afrikanischer Nachwuchsspieler aus dem Projekt „Football Dreams“ abgerückt. Täuscht der Eindruck?

Nein, der Eindruck täuscht keineswegs. Das Projekt „Aspire Football Dreams“ ist inzwischen ausgelaufen. Die letzten Spieler haben ihre Ausbildung im Senegal beendet und die Academy ist inzwischen geschlossen. Die Aspire Zone Foundation ist allerdings weiterhin Besitzer der KAS Eupen. Derzeit finden Gespräche zwischen allen Beteiligten statt, die eine Neuausrichtung zum Ziel haben.

Sie arbeiten nun seit fast zehn Jahren in Belgien und sind Zeuge des Aufschwungs geworden, den der belgische Fußball in dieser Zeit genommen hat. Die „Rode Duivels“ belegen in der Weltrangliste der Nationalmannschaften den ersten Platz. Das suggeriert, dass in Belgien vieles richtig gemacht wird, vor allem wenn man den Vergleich zur DFB-Elf anstellt, die zehn Plätze dahinter auf Platz 11 liegt. Was läuft in Belgien besser als in Deutschland?

Da muss ich etwas ausholen. Belgien ist ein kleines Land, in dem es den Wettstreit zwischen Flamen und Wallonen gibt, zweifellos eine Rivalität, die aber auch befruchtend sein kann und dies hier auch ist. Belgien ist aber auch ein sehr internationales Land mit sehr guten Verbindungen zum afrikanischen Kontinent, mit vielen Einwanderern und einer Mischung unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen. All diese unterschiedlichen Facetten haben dazu beigetragen, dass sich auch im Umgang mit dem Fußball im Vergleich zu Deutschland eine andere Kultur entwickelt hat. Der Fußball als Leistungssport steht in Belgien hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Bedeutung nicht auf einer ähnlich hohen Stufe wie in Deutschland. In der Wahrnehmung der Menschen hier kann das Spiel mit dem runden Leder durchaus schön, interessant und spannend sein, aber es gibt für sie auch noch viele andere Dinge im Leben, die schön, interessant und spannend sind. Alles ist ein wenig runtergedampft und der Fußball nicht ganz so überdreht und außergewöhnlich, wie das teilweise in Deutschland den Anschein hat.

Christoph Henkel und Eupens Torwarttrainer Javier Ruiz (Foto: KAS Eupen/David Hagemann)

Und dies wirkt sich, meines Erachtens, auch auf die jungen Spieler aus, ermöglicht ihnen vielleicht einen etwas unverkrampfteren Zugang zu diesem Sport. Gewiss, auch sie arbeiten sehr hart, um erfolgreich zu sein und haben eine sehr gute Mentalität. Vor allem aber verspüren sie große Freude an dem, was sie tun. Am offensiven Spiel, am Attackieren, am Nutzen der Freiräume, die ihnen gewährt werden. Hier möchte ich besonders das Verhältnis Trainer-Spieler als Schlüssel für eine gute Entwicklung betonen. Möglicherweise bilden die jungen Spieler hier nicht ganz so viele Automatismen aus und sind taktisch vielleicht eine Spur weniger geschult. Aber dafür wird ihnen von den hiesigen Trainern sehr viel Raum gegeben, um sich entwickeln zu können, um ihre individuelle Qualität herauszubilden. Dieser Spaß am Spiel, die Freude an der Finte, am gelungenen Dribbling oder am perfekten Spielzug ist das, was in Belgien im Vordergrund steht und den Fußball hier so stark gemacht hat.

Bedeutet dies, dass man in der Nachwuchsförderung in Belgien eine andere Idee vom Fußball verfolgt als zum Beispiel in Deutschland?

Keine völlig andere Idee natürlich, aber doch unterschiedlich in bestimmten Bereichen. So ist für mich das Verhältnis Trainer-Spieler ein anderes, die Fehlerkorrektur ist eine andere, und diese Keimzelle Trainer-Spieler ist meines Erachtens das wichtigste überhaupt. Das muss ein Verhältnis sein, in dem der Spieler vom Trainer begeistert ist und mit ihm gerne lernen will, in dem der Trainer aber auch die richtigen Visionen vorgibt.

Auf der nächsten Seite: Die etwas andere Idee einer Nachwuchsförderung in Belgien

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