Daniel war mit dabei, als wir mit Nachwuchsspielern eine Ferienfreizeit in Irland gemacht haben. Untergebracht waren wir in einem Sports Activity Center, einem umgebauten alten Bauernhof, der an einem See lag und eigentlich für die Resozialisierung von straffällig gewordenen irischen Jugendlichen vorgesehen war. Wir haben dort mit den Jungs ganz viele, zum großen Teil außergewöhnliche sportliche Aktivitäten durchgeführt.
Christoph Henkel mit der C1 des 1. FC Köln 1996/97. Vorne ganz rechts: Daniel Oplustil (Foto: privat)
Unter anderem haben wir auch Gaelic Football gegen eine ortsansässige Mannschaft gespielt und da ist Daniel in bester Erinnerung geblieben. Egal in welcher Sportart, Daniel hat sich sehr schnell eingefunden hat und war immer vorne dabei. Mit ihm haben wir die irische Mannschaft in ihrem Nationalsport abgezogen, dass es eine wahre Freude war. Daniel war einfach ein außergewöhnlicher Sportler und ein Super-Typ und es ist ganz, ganz schade, dass ein solcher Spieler es aufgrund seiner Verletzungen nicht geschafft hat.
Gegen Ende Ihrer Zeit beim FC sind sie Meister mit der U17 geworden, die von Boris Schommers trainiert wurde. Ein schöner Abschluss?
Absolut! Das war ein tolles Gefühl und ein einmaliges Erlebnis! Gerade vor dem Hintergrund, dass in einer Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln so viele Menschen darauf hinarbeiten, erfolgreich zu sein, ist ein solcher Meistertitel natürlich ein wunderbarer Lohn für all die viele Mühe. In dem Team gab es eine Reihe interessanter Spieler, und nicht wenige haben ja auch eine Karriere im Profifußball gemacht beziehungsweise sind auch da noch dabei. Ich denke da an Mitchell Weiser, Yannick Gerhardt, Jannik Müller, Fabian Schnellhardt, Danilo Wiebe und Daniel Mesenhöler, aber auch an den Siegtorschützen zum 3:2 im Endspiel gegen Werder Bremen, Lukas Scepanik, dessen unglaublicher Meisterschuss dann noch in der Sportschau zum Tor des Monats gewählt wurde. Den Meistertitel in Bremen gegen Werder zu gewinnen, war schon überwältigend, und wir haben ihn anschließend auch gebührend gefeiert.
Ein Jahr später, Ende Juni 2012, haben Sie den 1. FC Köln verlassen und sind zur KAS Eupen gewechselt. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Ich bekam in der Zeit eine Anfrage von Dr. Andreas Bleicher, ehemaliger Leiter des Olympia Stützpunktes Köln/Bonn/Leverkusen und Direktor der Aspire Academy, ob ich mir vorstellen könne, für das Projekt Aspire Football Dreams den Verein AS Eupen aus der 2. Liga in Belgien von Grund auf mit einem integrativen Konzept neu zu strukturieren. Eine Riesenherausforderung natürlich, aber auch eine mit einem großen Charme. Mir war zu diesem Zeitpunkt auch klar, dass, wenn ich etwas Neues anfangen wollte, ich es genau in diesem Moment machen musste.
Christoph Henkel im Wintertrainingslager 2019 mit Neuzugang Youssef Msakni und dem damaligen Trainer Claude Makelélé (Foto: KAS Eupen/David Hagemann)
Das Angebot war verlockend, die Aufgabe überaus reizvoll. Die neue Kultur, der Einstieg in den Profibereich, Sprachen und internationales Flair und das verbunden mit der Möglichkeit, einen Verein von Grund auf nach eigenen Vorstellungen strukturieren zu können. Mein Interesse wurde zusätzlich geweckt durch die Dimension und hohe Qualität des Talentprojektes „Aspire Football Dreams“. Mir war die Arbeit von Aspire durch einen jahrlangen Austausch zuvor bekannt. Mit FC-Jugendmannschaften besuchten wir die Aspire Academy einige Male. All diese Aspekte zusammen haben dann zu der Entscheidung geführt, nach Belgien zu wechseln.
Im Sommer feiern sie ihr zehnjähriges Dienstjubiläum bei der KAS Eupen. Hat sich Ihre Aufgabe dort als so reizvoll herausgestellt, wie Sie vermutet hatten?
Absolut, die Zeit, die ich bisher in Eupen tätig sein durfte, war äußerst erlebnisreich und spannend. Sehr hilfreich dabei war das Engagement von Aspire, denn wir konnten über das Talentprojekt, das im Senegal beheimatet war, talentierte Spieler aus Afrika verpflichten und eine Mannschaft aufbauen, die 2015 den Aufstieg in die 1. Liga schaffte und seitdem die Klasse halten konnte. Strukturen konnten aufgebaut und Konzepte entwickelt werden, die den Verein KAS Eupen bis zum heutigen Tag tragen und in der Region verwurzeln.
Im Präsidium der KAS Eupen sitzen neben Dr. Andreas Bleicher und Tim Cahill, dem ehemaligen Weltklassespieler des FC Everton, auch zwei Persönlichkeiten von Aspire, dem Eigentümer des Klubs. Gleichzeitig sind Sie, Herr Henkel, als General Director hauptverantwortlich für alle wichtigen Bereiche des Vereins, vor allem aber für seine sportliche Entwicklung. War demnach die Entscheidung, Stefan Krämer nach einer langen Niederlagenserie im Februar von seinem Amt zu entbinden, eine Entscheidung, die Sie alleine getroffen haben?
Nein, in unserer Struktur ist das immer so, dass wesentliche Entscheidungen gemeinsam getroffen werden von Direktoren und Präsidium. Wir sehen uns da als Team, das in solchen Situationen überlegt, in welche Richtung das weitergehen soll. Das war eine klare Entscheidung und die haben wir gemeinschaftlich getroffen.
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