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Interviews

Lebenswege beim 1. FC Köln: Siggi Marti – im Fußball zu Hause

Siggi Marti trägt nicht nur den Geißbock im Herzen, sondern arbeitet auch seit deutlich über 40 Jahren im Fußballbusiness, hat sehr viel gesehen und erlebt und erzählt im ausführlichen Lebenswege – Interview über sein Leben als Spieler, Scout, Trainer und Dozent.

Siggi Marti, 2. von links, mit Rainer Thomas, Frank Schaefer und Hans Kirsch 2006 in Bitburg (Foto: privat)

Für alle Spieler des Kaders, die an jenem Nachmittag den Titel eines Deutschen Amateurmeisters gewonnen hatten, war das Endspiel ein unvergessliches Erlebnis vor 7000 Zuschauer im Franz-Kremer-Stadion und im nahen Geißbockheim musste danach auch so manches Kölsch den Flüssigkeitshaushalt wieder normalisieren helfen.

Wirkt dieses eindrückliche Erlebnis eigentlich auch noch nach, auch wenn die aktive Zeit als Spieler längst vorbei ist?

Das kann man wohl sagen. Wir waren damals eine verschworene Gemeinschaft, was sicherlich auch zu unserem Erfolg beigetragen hat, und sind es heute noch. Wir treffen uns jedes Jahr am 3. Oktober, weil dank des Feiertags alle kommen können, auch Trainer Erich Rutemöller, Betreuer Hans Sax und Zeugwart „Büb“ Fuhrmann.

Treffen zum 30jährigen Jubiläum der Deutschen Meisterschaft 2011. Siggi Marti in der 2. Reihe, 3. von rechts (Foto: privat)

Erinnerungen werden lebendig, die uns seit mittlerweile über 40 Jahren begleiten, so manche Anekdote erzählt. Wir schwelgen aber nicht nur in der Vergangenheit, die Hauptsache ist und bleibt, dass jeder sich freut, die anderen zu sehen.

Neben diesem Meistertitel gab es in Ihrer Zeit bei den FC-Amateuren aber noch einige Höhepunkte, die zumeist mit den Spielen im DFB-Pokal zu tun hatten. So sind Sie in der Saison 1979/80 beim damaligen Zweitligisten Rot-Weiß Essen nach großem Kampf knapp mit 1:2 ausgeschieden. Kurios war dabei der Beginn der Partie. Welche Erinnerung haben Sie daran?

Ja, das war wirklich kurios und würde heute wohl nicht mehr vorkommen können. Wir haben in den ersten Minuten zu neunt spielen müssen, weil zwei unserer Spieler der Anweisung des Schiedsrichter Folge leisteten, ihre Stollen zu wechseln. Dieser Austausch fand in der Kabine statt und dauerte länger als vorgesehen.

Der Schiedsrichter pfiff die Partie an, entweder hatte er das Fehlen der beiden Spieler nicht bemerkt oder das Ganze dauerte ihm zu lange. Jedenfalls haben wir die ersten 5 oder 6 Minuten in Unterzahl gespielt und das gegen Klasseleute wie Frank Mill oder Matthias Herget.

Ich erinnere mich aber auch an ein 3:3 nach Verlängerung gegen die Profis von Bayer Leverkusen in der Saison 1981/82. Zwei unserer Tore erzielte dabei Walter Schulze, ein kleiner, sehr beweglicher Stürmer, schussstark und dynamisch, der es trotz seines Talents leider nicht in den Profibereich geschafft hat. Das Wiederholungsspiel in Leverkusen haben wir dann sang- und klanglos mit 0:5 verloren.

Ein eindrückliches Erlebnis der etwas anderen Art war auch das Heimspiel in der 2. Runde des DFB-Pokals in der Saison 1983/84 gegen die Profis des VfB Stuttgart. Vor 4500 Zuschauern im Franz-Kremer-Stadion traten die Stuttgarter mit all ihren Stars an, mit Förster, Buchwald, Sigurvinsson, Kempe, Corneliusson, Allgöwer und Kelsch. Gegen diese Truppe hatten wir nicht den Hauch einer Chance und verloren mehr als deutlich mit 1:8. Das war eine Lehrstunde, wie wir sie nur selten erleben mussten.

Auch an die Zeit unter Heinz Hornig (der später mein sehr geschätzter Kollege im Scouting wurde) erinnere ich mich nicht wegen überragender sportlicher Erfolge, sondern wegen der Tatsache, dass hier Freundschaften aus unserer Porzer Fahrgemeinschaft mit Rainer Thomas, Robert Hemmerlein und Achim Grün entstanden sind, die trotz größerer Entfernungen bis heute Bestand haben.

Kehren wir noch einmal kurz zum Jahr 1981 zurück. Neben der Deutschen Amateurmeisterschaft gewannen Sie einen weiteren Meistertitel. Wie das?

Ich hatte 1978 das Studium zum Diplom-Sportlehrer an der Sporthochschule in Köln aufgenommen und gewann mit der Spoho-Mannschaft die Deutsche Hochschulmeisterschaft im Endspiel gegen die Uni Stuttgart. Zu meinen Mitspielern zählte mein Mannschaftskamerad Hans-Peter Lipka von den FC-Amateuren sowie die späteren Bundesligatrainer Peter Neururer, Wolfgang Jerat und Seppo Eichkorn.

Das gleiche Kunststück gelang uns dann 1985 zum zweiten Mal mit einer Mannschaft um Hans Faust, Gerd Kehrberg, Armin Reutershahn, Gerd Merheim und Hermann Hummels, den Vater von Mats. Dass es mir vergönnt war, diesen Titel zweimal holen zu dürfen, war schon etwas wirklich Besonderes.

Vor der Saison 1988/89 sind Sie dann zum Bonner SC gewechselt und haben dort eine Reihe alter Bekannter getroffen.

Erich Rutemöller war damals dort Trainer, Hans Faust ein Mannschaftskamerad aus dem Meisterteam von 1981, einige andere Spieler kannte ich aus den Nachbarduellen mit dem FC. Ich kann mich allerdings auch an zwei sehr gute afrikanische Spieler erinnern, Max Lunga und Henry McKop. Hans-Robert Viol, der Mäzen und spätere Präsident der Bonner, hatte gute geschäftliche Kontakte nach Simbabwe und über einige Mittelsmänner die beiden verpflichtet.

Maxwell Lunga war ein ausgezeichneter Stürmer, schnell und schussstark. Er ist dem BSC lange treu geblieben und noch heute in der Gegend als Trainer tätig. Henry McKop war ein hervorragender Innenverteidiger, der tolle Anlagen hatte, aber auf dem Platz sehr zurückhaltend war und sich vielleicht auch deshalb nicht richtig durchsetzen konnte. Später hat er noch bei Vereinen in England und Österreich gespielt.

Die Verpflichtung von Spielern aus fernen Ländern war wohl so etwas wie Viols Steckenpferd, Ende der Neunziger hat er bekanntlich die kubanische Nationalmannschaft für den Bonner SC verpflichtet, die dann aber wegen formaler Probleme kein Pflichtspiel für den Verein bestritten hat.

Nach zwei Jahren hat es Sie dann wieder näher an Ihre Heimatstadt Köln verschlagen und Sie haben sich als spielender Co-Trainer dem SV Wesseling angeschlossen. Deutete sich damit schon das Ende Ihrer aktiven Spielerkarriere an?

Nein, ich wollte schon noch einige Jahre spielen. Der Wesselinger Trainer, Bernd Winkhold, mit dem zusammen ich im Jahr zuvor den Fußball-Lehrer-Lehrgang absolviert hatte, verließ den Verein zur Winterpause und da habe ich übernommen – als Spielertrainer. Am Saisonende war es der Wunsch der Wesselinger, dass ich nur noch als Trainer fungieren sollte.

Mittelrheinmeister mit der U19  und der U17 des 1. FC Köln

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