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Interviews

Lebenswege beim 1. FC Köln: Siggi Marti – im Fußball zu Hause

Siggi Marti trägt nicht nur den Geißbock im Herzen, sondern arbeitet auch seit deutlich über 40 Jahren im Fußballbusiness, hat sehr viel gesehen und erlebt und erzählt im ausführlichen Lebenswege – Interview über sein Leben als Spieler, Scout, Trainer und Dozent.

Siggi Marti, 2. von links, mit Rainer Thomas, Frank Schaefer und Hans Kirsch 2006 in Bitburg (Foto: privat)

Er war Spieler, Scout, und Trainer, hat als Dozent an der Deutschen Sporthochschule sein fußballerisches Wissen weitergegeben, ist in Köln geboren und hat seither immer in Porz-Libur gelebt. Er arbeitete als Chefscout in der Bundesliga bei Werder Bremen und Mainz 05 und übt diese Tätigkeit seit 2019 für den belgischen Erstligisten KAS Eupen aus. Mit dem 1. FC Köln ist Siegfried „Siggi“ Marti seit über 37 Jahren verbunden, zunächst aktiv als Spieler, der 1981 half, den Titel eines Deutschen Amateurmeisters an das Geißbockheim zu holen, und später als Trainer im Nachwuchsbereich und als Scout für NLZ und Lizenzabteilung. Köln ist seine Heimat, doch der grüne Rasen und die Fußballstadien im In- und Ausland sind seit langem sein Zuhause.

effzeh-com: Sie sind am 10. Mai 1959 in Köln-Wahn geboren und haben einen Fußball miterlebt, der in den in den 60er und 70er Jahren die Massen begeisterte und von dem noch heute viele schwärmen. So verwundert es nicht, dass das runde Leder auch Ihr Leben ganz wesentlich geprägt hat. Wie hat das alles angefangen?

Siggi Marti: Ich bin in eine fußballbegeisterte Familie hineingeboren, mein Vater spielte in Libur und bei der SpVg Porz, er war ein richtiger Allrounder und hat von Torwart bis zu Linksaußen dort alle Positionen bekleidet. Dazu war er im Handball unterwegs, spielte für den TV Jahn Wahn, vor allem auch im damals sehr populären Feldhandball. Er war, was man heute als Multitalent bezeichnen würde. Von ihm haben mein jüngerer Bruder und ich das Talent und die Liebe zum Sport geerbt. Die Vielseitigkeit meines Vaters hat auch auf mich abgefärbt, bis zum heutigen Tag bin ich in allen Sportarten unterwegs, in denen der Ball im Mittelpunkt steht. Im Fußball war mein Bruder der talentiertere von uns beiden, besaß aber nicht ganz denselben Ehrgeiz wie ich.

Aber als Kinder interessierte ihn wie auch mich nur eines: Möglichst schnell die Hausaufgaben erledigen und dann raus auf unseren Bolzplatz in Libur, dem südlichsten Stadtteil von Köln-Porz, wo wir damals wohnten und immer noch wohnen. Bis zum Abend wetteiferten wir dort mit den Nachbarkindern und verfeinerten so unsere Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball. Eines Tages sprach der Jugendbetreuer der SpVg Lülsdorf-Ranzel meinen Bruder, mich und drei weitere Jungen an und fragte, ob wir Interesse hätten, im dortigen Verein zu spielen.

Ich war 13 damals, spielte in Lülsdorf noch ein halbes Jahr C-Jugend und wurde dann zur B-Jugend hochgezogen. Berufungen in die Kreisauswahl ließen nicht lange auf sich warten und bei einer dieser Partien hat mich Jupp Kettwig, der damalige Betreuer der A2 des FC, entdeckt.

Dadurch und aufgrund der Vermittlung meines langjährigen Lehrers Norbert Friedrichs, ein Bekannter von A-Jugendtrainer Jupp Röhrig, bin ich zu einem Probetraining beim FC eingeladen und schlussendlich verpflichtet worden. Mit den beiden Juniorennationalspielern Heinz Pape und Jürgen Willkomm, mit Manfred Lefkes sowie Norbert Schmitz habe ich in der Saison 1976/77 in einer schlagkräftigen A-Jugend des 1.FC Köln zusammengespielt.

Vor dieser Saison konnte Hennes Weisweiler als Trainer des 1. FC Köln verpflichtet werden und das hat für eine ungeheure Euphorie rund um das Geißbockheim gesorgt. Wie haben Sie seine Rückkehr zum FC wahrgenommen?

Hennes Weisweiler! Schon allein sein Name elektrisierte die Fans. Wobei ich gestehen muss, dass ich erst mit dem Wechsel nach Köln zum FC-Fan wurde. Bis dahin war ich Fan von Borussia Mönchengladbach. Ihr Offensivfußball mit Stürmern wie Allan Simonsen und Ulrik Le Fevre hat mich begeistert, ja fasziniert.

Und natürlich auch der Spiritus Rector des Ganzen, Trainer Hennes Weisweiler, der sich so lange gesträubt hatte, zu seinem Heimatverein zurückzukehren. Deshalb hat mich sein Wechsel zum FC ungemein gefreut. Und das aus gutem Grund, denn ihn aus nächster Nähe bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz am Geißbockheim sehen zu können, war wirklich faszinierend.

Die Profis des FC konnten die Saison 1976/77 mit dem Gewinn des DFB-Pokals krönen. Auch Sie hatten mit der A-Jugend die Chance, einen weiteren Titel ans Geißbockheim zu holen im Endspiel um die Mittelrheinmeisterschaft.

Ja, und ausgerechnet in meinem letzten Spiel für die A-Jugend des FC haben wir das Endspiel gegen Alemannia Aachen mit 0:1 verloren. Wir waren hoch überlegen, konnten aber unsere Chancen nicht nutzen und fingen uns durch einen Konter den entscheidenden Treffer ein.

Ich war bitter enttäuscht über die Niederlage und konnte auch nicht von meinen Eltern getröstet werden, die extra nach Mariadorf zum Finale gekommen waren, um mich nach dem Spiel ins Auto zu packen und nach Frankreich zu bringen, wo sich meine Klasse auf Klassenfahrt befand.

Wie ging es dann für Sie beim 1. FC Köln weiter?

Ich habe mit der ersten Amateurmannschaft unter Trainer Gero Bisanz trainiert und bin im ersten Jahr hauptsächlich für die Zweiten Amateure unter Trainer Charly Reitz aufgelaufen. Aber diese Saison 1977/78 war natürlich auch für uns alle beherrscht durch den Gewinn des Doubles und den dramatischen Kampf um die Meisterschaft am 29. April 1978. Das war aber auch eine tolle Mannschaft um Spieler wie Toni Schumacher, Bernd Cullmann, Heinz Flohe, Herbert Neumann und Dieter Müller.

Zwei Stützen des Double-Teams von 1978: Dieter Müller und Toni Schumacher (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Wie gut sie wirklich waren, habe ich einige Male aus nächster Nähe mitbekommen bei Testspielen mit den Profis und bin auch ein- oder zweimal mit den jüngeren Profis in der Nachwuchsrunde zum Einsatz gekommen. Gelegentlich wurde ich mit einigen Mitspielern zum Training der Profis hochgezogen, wenn es dort Verletzungsprobleme gab, einfach um die Trainingsgruppe aufzufüllen.

Deutscher Meister 1981 mit den FC-Amateuren

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