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Lebenswege beim 1. FC Köln: Marco Weller – mit dem Ball am Fuß ist die Welt immer in Ordnung!

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Marco Weller, der als Juniorennationalspieler als große Nachwuchshoffnung galt, dem dann aber nie der Durchbruch gelang.

Foto: instagram/mwell10

Auch der frühere U21-Nationalspieler ist froh darüber, über die laufende Saison hinaus die Gelegenheit zu haben, sein Team zu entwickeln, seine Spielphilosophie zu vermitteln. Dass der ehemalige „Zehner“ dabei einen spielerischen Ansatz wählt, kann kaum überraschen. „Meine Spieler sollen Spaß am Fußball haben,“ erläutert er. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man den hat, wenn man aktiv am Spielgeschehen teilnimmt, spielerische Lösungen findet und mit flüssigem Kombinationsfußball zu Torchancen kommt.“

Beruflich in Köln aktiv – und auch für den FC am Ball

Auch beruflich hat Marco Weller eine neue Heimat gefunden. Seit dem 1. Juli 2021 ist er für die Swiss Life Select in Köln tätig und verstärkt dort das Team um die ehemaligen FC-Spieler Thomas Olschewski, Sebastian Zinke und Jerome Assauer. „Mich hat überzeugt, wie vielfältig und interessant die Arbeit dort ist und wie sehr der Kunde dabei im Mittelpunkt steht,“ sagt er. Zum Kundenstamm gehören zahlreiche aktive und ehemalige Fußballprofis, so dass Themen rund um das runde Leder auch bei Beratungsgesprächen immer mal wieder präsent sind.

Marco Weller an seinem 1. Tag bei Swiss Life Select mit Direktor Thomas Olschewski (Foto: Thomas Olschewski)

Ich frage Marco Weller, ob er noch Verbindungen zum 1. FC Köln hat. „Aber ja“, antwortet er und da blitzt es auf, das jungenhafte Lächeln. „Seit 2009 spiele ich in der Traditionself des 1. FC Köln mit ehemaligen Mitspielern wie Carsten Cullmann, Holger Gaißmayer und Thomas Cichon, aber auch mit FC-Größen wie Stephan Engels und Wolfgang Overath.“ Besonders beeindruckt ist er von dem nach wie vor großen Ehrgeiz des Ex-Präsidenten und 81fachen Nationalspielers der Kölner, Wolfgang Overath, den er in vielen der über 100 Spiele, die Weller für dieses Team bislang bestritten hat, erleben konnte. „Er will immer noch jeden Ball“, sagt er. „Wie damals, beim Stützpunkttraining in Hennef, als ich zum ersten Male auf ihn traf.“

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In den 80ern und 90ern trainierten die talentiertesten Nachwuchsfußballer des Mittelrheins und Rheinlands einmal die Woche dort unter der Anleitung ehemaliger Profis wie Ewald Hammes und eben Wolfgang Overath. „Overath nahm jedes Mal am Abschlussspiel teil“, erinnert sich Weller. „Und da wurde dann so lange gespielt, bis Overaths Team gewonnen hatte und das konnte dauern.“ Er schmunzelt. „Das haben wir natürlich irgendwann spitzgekriegt und ein paar Törchen mehr zugelassen als nötig, damit die Partie nicht zu lange dauerte.“

Zahllose Verletzungen, aber auch Schönes als Karrierebilanz

In der Rückschau, wie sieht die Bilanz seiner Karriere als Fußballer aus? Marco Weller muss nicht lange überlegen: „Niemand weiß, was möglich gewesen wäre, hätte es nicht diese zahllosen Verletzungen gegeben. Es gab nicht wenige Spielzeiten, in denen ich deutlich mehr Zeit im Behandlungsraum, beim Arzt und beim Reha-Training verbracht habe.“ Er hält kurz inne. „Aber es hat auch Schönes gegeben. Die Spiele für die U-Nationalteams, die Freistoßtore mit dem Außenrist, die Pässe, mit denen eine ganze Abwehr ausgehebelt wurde. Die Finten, die gelangen, die Tricks. Und auch heute, mit 44 Jahren, juckt es mich immer noch in den Füßen, spiele ich im Training immer mal wieder mit.“ Ein versonnenes Lächeln huscht über sein Gesicht. „Mit dem Ball am Fuß ist die Welt eigentlich immer in Ordnung.“

“Und auch heute, mit 44 Jahren, juckt es mich immer noch in den Füßen, spiele ich im Training immer mal wieder mit. Mit dem Ball am Fuß ist die Welt eigentlich immer in Ordnung.“

Was braucht es, damit aus einer verheißungsvollen Begabung auch eine große Karriere wird? „Manch einer hat Glück und ist zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Ich bin der Meinung, wenn jemand außerordentlich gut ist, wird er sich schon irgendwann durchsetzen. Vorausgesetzt, die Gesundheit spielt mit,“ sagt er. „Vor allem aber braucht es eine eiserne Entschlossenheit, einen unbändigen Willen, es schaffen zu wollen. Günter Güttler zum Beispiel, der Co-Trainer von Peter Neururer in Köln war, hat mit Lothar Matthäus in Herzogenaurach das Fußballspielen gelernt. Es gab nicht wenige Fachleute, die Güttler für das größere Talent hielten, aber nicht er, sondern Matthäus hat eine einzigartige Karriere hingelegt und ist Rekordnationalspieler geworden. Weil er mit jeder Faser seines Körpers wollte und mit größter Konsequenz seine Ziele angestrebt hat, Profi zu werden, Titel zu sammeln und bei den besten Clubs Europas zu spielen.“

Foto: instagram/mwell10

Wenig später beenden wir unser Gespräch. Es war kurzweilig, die drei Stunden, die es dauerte, sind wie im Flug vergangen. Vieles wurde gesagt, Interessantes erzählt, Schönes und Trauriges berichtet. Und doch – ein Satz hallt nach, will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen: Mit dem Ball am Fuß ist die Welt eigentlich immer in Ordnung. Stimmt, denke ich, in Zeiten wie diesen vielleicht mehr denn je. Und der Satz trifft wohl besonders auf denjenigen zu, der ihn geprägt hat, auf meinen Gesprächspartner von eben, auf Marco Weller.

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