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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Marco Weller – mit dem Ball am Fuß ist die Welt immer in Ordnung!

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Marco Weller, der als Juniorennationalspieler als große Nachwuchshoffnung galt, dem dann aber nie der Durchbruch gelang.

Foto: instagram/mwell10

Und doch keimt noch einmal Hoffnung auf, Ende April informiert ihn Tony Woodcock, inzwischen Manager bei Eintracht Frankfurt und sein Nachbar in Königsdorf, über das Interesse der Hessen an einer Verpflichtung des inzwischen 24jährigen Mittelfeldspielers. Weller nimmt mit der Eintracht an einem Turnier in Sevilla teil und kommt in der Partie gegen Bröndby zum Einsatz. „In der Halbzeit gab Trainer Armin Kraaz der Mannschaft Anweisungen für die 2. Hälfte und deutete auf mich, als er dem Team sagte, dass sie genauso agieren sollten wie ich“, erinnert er sich. „Ich war erstaunt, mehr als das, ich war total baff, denn ich hatte noch nie zuvor einen Trainer so etwas über einen Testspieler sagen hören.“

Woodcock fährt unmittelbar nach dem Turnier in Urlaub, sichert Weller aber zu, nach seiner Rückkehr die vertraglichen Dinge zu besprechen. „Noch während seines Urlaubs wurde Woodcock entlassen und Trainer Kraaz kurz danach“, berichtet er. „Vorbei war es mit dem Interesse der Eintracht.“ Spätestens jetzt ist sein Traum von einer Karriere als Profi endgültig ausgeträumt.

Mit dem VfL Hamm und Viktoria Köln im Abstiegskampf

Der VfL Hamm, dem sich Marco Weller zur Saison 2002/03 anschließt, bietet ihm die Möglichkeit, seine Fußballkarriere in Heimatnähe fortzusetzen und gleichzeitig den schon in Siegen begonnenen, dann aber unterbrochenen Zivildienst zu Ende zu führen. Der Klub gehört der Oberliga Südwest an und findet sich recht bald in Nähe der Abstiegsränge wieder. Zwei Trainerwechsel vermögen den Abstieg in die fünftklassige Rheinlandliga ebenso wenig zu verhindern wie Marco Wellers fünf Tore, die er in 30 Einsätzen verbuchen kann. Die Kölner Viktoria, die in der Oberliga Nordrhein beheimatet ist, meldet sich bei dem früheren Spieler des 1. FC Köln und verpflichtet ihn für die Saison 2003/04. Bei dem rechtsrheinischen Traditionsclub trifft Weller mit Trainer Matthias Hönerbach und den Spielern Daniel Oplustil und Umit Kekilli auf Fußballer mit einer FC-Vergangenheit.

Die Viktoria startet gut in die Saison und findet sich zunächst in der Spitzengruppe wieder, bevor das Verletzungspech mit ungeahnter Wucht zuschlägt. „Es fielen acht oder neun Stammspieler mit zum Teil langwierigen Verletzungen aus, so dass die Viktoria mit vielen jungen Akteuren antreten musste“, erinnert sich Weller. „Auch ich zog mir zwei Bänderrisse zu und fiel in der Endphase der Saison aus, als sich das Team mit Macht gegen den Abstieg wehrte, ihn schlussendlich aber nicht verhindern konnte.“

Obwohl er gerade erst 27 geworden ist, arbeitet Marco Weller fortan daran, eine Perspektive außerhalb des grünen Rasens zu finden. Er hat vor einiger Zeit eine Ausbildung zum Speditionskaufmann begonnen, die er 2006 mit einer IHK-Prüfung erfolgreich abschließt. Seine fußballerische Laufbahn setzt er in der Oberliga Südwest bei der SG 06 Betzdorf fort, für die er in den folgenden fünf Jahren seine Fußballschuhe schnüren wird.

Der langsame Abschied als Spieler und Neustart als Trainer

Wie in Hamm und auch bei der Viktoria geht es für Weller mit den Betzdorfern  zunächst um den Kampf gegen den Abstieg. In seiner ersten Saison wird der Klassenerhalt noch so eben geschafft, die zweite endet mit dem Abstieg in die Rheinlandliga. Mit Walter Reitz als neuem Trainer gelingt in der Saison 2006/2007 der sofortige Wiederaufstieg und die Etablierung des Vereins in der Oberliga Südwest, wozu Marco Weller durch 32 Einsätze und sechs Treffer in nicht unerheblichem Maße beiträgt. Freiwillig nimmt der frühere Kölner dann den Abstieg in die Kreisliga A in Kauf, als er sich zur Saison 2009/2010 dem VfB Wissen anschließt, für den er zunächst als Spieler und dann als Spielertrainer die Fußballschuhe schnürt. Schließlich konzentriert er sich ganz auf das Traineramt, erwirbt die Trainerscheine C bis A und verhilft dem Verein zur Saison 2014/15 zum Aufstieg in die Bezirksliga. Für manchen Beobachter überraschend trennen sich Verein und Trainer im November 2014 in gegenseitigem Einvernehmen.

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Nach gut einem Jahr Pause kehrt Marco Weller auf die Trainerbank zurück und übernimmt die Übungsleitung bei einem ihm wohlbekannten Verein, der SG 06 Betzdorf. In den nächsten drei Jahren gelingt es ihm, mit der SG den Klassenerhalt in der Rheinlandliga zu sichern. Nach Ablauf seines Vertrages geht Marco Weller aus beruflichen Gründen nach München und nimmt eine zwei Jahre währende Pause vom Fußball.  In der Winterpause 2020/21 meldet sich sein Jugendverein, die Sportfreunde Siegen, bei ihm und überträgt Weller das Traineramt der U19 des Vereins. Doch inzwischen hat die Pandemie Deutschland fest im Griff und so kommt es zu der kuriosen Situation, dass Marco Weller bis zum Ablauf des Vertrages im Sommer 2021 kein einziges Mal mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz steht.

Foto: Sportfreunde Siegen

Der SV Ottfingen, ein Traditionsverein aus dem Sauerland, verpflichtet Weller zur Saison 2021/22 und ist mit dessen Arbeit so zufrieden, dass sein Vertrag schon nach wenigen Monaten um ein weiteres Jahr verlängert wird. Die Verantwortlichen des „Am Siepen“ beheimateten Klubs begründen diesen Schritt so: „Wir sind von seiner Arbeit sowie seiner Art der Mannschaftsführung sehr angetan und überzeugt. Wie er, trotz der großen Verletztenmisere, die Mannschaft weiterentwickelt hat und wie man seine Handschrift im Spiel sehen kann, spricht für sich.“

Beruflich in Köln aktiv – und auch für den 1. FC Köln am Ball

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