Der Schlusspfiff des Unparteiischen schrillte über den Platz und setzte dem verzweifelten Anrennen der U19 des BVB ein jähes Ende. Während die Dortmunder Spieler enttäuscht auf den Rasen sanken und die Köpfe in den Händen verbargen, starteten die Kölner einen Jubellauf in Richtung FC-Tor. Dort kniete ihr Torwart, die Hände triumphal zu Fäusten geballt und schrie seine Freude über den Sieg in den Himmel über dem Geißbockheim. Sekunden später war er unter einer Spielertraube verschwunden. Die Spieler der A-Jugend des 1. FC Köln wussten genau, wem sie den 1:0-Sieg gegen den BVB zu verdanken hatten.
An diesem sonnigen Sonntagmorgen im Frühjahr 2000 hatten sich 400 Zuschauer am Platz 4 des Trainingsgeländes der “Geißböcke” eingefunden, um der Begegnung des Tabellenersten, Borussia Dortmund, gegen die drittplatzierten Kölner beizuwohnen. In der ersten Halbzeit sahen sie eine Partie, in der die Schwarzgelben Katz und Maus mit den Kölnern spielte. Den schnellen Kombinationen, dem Tempo, der Präzision und Eleganz hatte die junge Geißbockelf kaum etwas entgegenzusetzen. So häuften sich dann auch die Torchancen des BVB, und es war nur einer Reihe von tollkühnen Torwartparaden zu verdanken, dass der FC nicht in Rückstand geriet.
Der überragende Mann steht im FC-Tor
Etwas besser kamen die Schützlinge von FC-Trainer Martin Siegbert nach dem Pausentee ins Spiel, ohne allerdings verhindern zu können, dass die mit Jugendnationalspielern gespickte BVB-Elf die Spielkontrolle behielt und weitere hochkarätige Torgelegenheiten herausspielte. Allein – ihnen gelang kein einziger Treffer, selbst einen Foulelfmeter konnten sie nicht verwandeln. Thomas Olschewski, der Kölner Keeper, hielt alles: Flanken, Kopfbälle, Volleys, Schüsse in Tornähe und Versuche aus der Distanz. Er flog durch den Strafraum, parierte, hechtete, faustete. Er war einfach nicht zu überwinden. Als dann auch noch sein langer Abschlag von Markus Steegmann angenommen und humorlos zum einzigen Treffer im Dortmunder Tor versenkt wurde, war er endgültig zum Helden des Spiels geworden. So titelte dann der Kölner Stadt-Anzeiger auch: “Olschewski rettet FC den 1:0-Erfolg“.
Knapp 20 Jahre später treffe ich Thomas Olschewski an einem kalten Januarmorgen in einer seiner Büroetagen im KölnTurm. Er befindet sich gerade in einer Telefonkonferenz, einer von zweien, an denen er an diesem Vormittag teilnimmt. In seinem Anzug sieht er elegant aus, vermittelt aber zugleich einen Touch sportlertypischer Lockerheit. Für einen ehemaligen Torwart ist Thomas Olschewski nicht sehr groß, wirkt jedoch drahtig und durchtrainiert. Im Gespräch erlebe ich ihn als sehr aufgeschlossen, lebhaft und redegewandt, als einen guten Kommunikator, der anschaulich über sein Leben im Fußball und danach zu berichten weiß.
Thomas Olschewski heute | Foto: privat
In Köln geboren, wächst Thomas Olschewski im Pulheimer Stadtteil Dansweiler auf. Mit sechs Jahren schließt er sich dem TuS Blau-Weiß Königsdorf an, wo er zunächst als Feldspieler aufläuft, dann aber ins Tor geht – und dort bleibt. Der Anfang ist allerdings nicht leicht. „Die ersten Spiele im Tor waren alles andere als berauschend“, erinnert er sich. Seine Leistungen werden besser, trotzdem wird er dem runden Leder untreu. Beim TTC Brauweiler spielt er die nächsten zwei Jahre Tischtennis und stellt auch in dieser Sportart beachtliches Können unter Beweis.
Die Anfänge in Königsdorf und in Glessen
In Brauweiler besucht er ab 1992 das Abtei-Gymnasium. Einige seiner Klassenkameraden spielen Fußball beim SC Schwarz-Gelb Glessen, wo er seine Laufbahn als Torhüter wenig später fortsetzt. Er ist ehrgeizig, verbringt auch neben dem regulären Training eine Menge Zeit auf dem Fußballplatz. Er freundet sich mit Tim Jerat an, der damals schon in der Jugend des 1. FC Köln spielt. Das Duo verbindet dieselbe Leidenschaft für diesen Sport, sie trainieren gemeinsam, auch in den Ferien dreht sich bei den Beiden alles um das runde Leder.
T. Olschewski 1993 beim SC Schwarz-Gelb Glessen Foto: privat
„Ich erinnere mich an meine ersten Sommerferien während meiner Gymnasialzeit“, berichtet der ehemalige Torwart. „Als ich frühmorgens mit meiner Sporttasche über dem rechten und einem Ball unter dem linken Arm aus dem Haus ging, sah mich eine Nachbarin und fragte, wo ich denn hinginge. Ich gehe trainieren, war meine Antwort, woraufhin die Frau den Kopf schüttelte: Mach doch mal frei, es sind doch Ferien, sagte sie dann.“
Aber Thomas Olschewski macht nicht frei, er trainiert eisern, tagein, tagaus – und verbessert sich. Sein Freund Tim schießt ihm aus allen Lagen Bälle aufs Tor, der junge Torwart pariert zunächst die haltbaren, dann die schwierigen und schließlich auch einige unhaltbare.
Der Wechsel zum 1. FC Köln, Vorbilder und erste Erfolge