Thomas Häßler, Bodo Illgner und Olaf Janßen sind Beispiele für Nachwuchsspieler, an deren Wechsel zum FC Sie maßgeblich beteiligt waren. Können Sie sich an Fälle erinnern, wo ein von Ihnen empfohlener Spieler nicht verpflichtet worden ist?
Michael Skibbe war so ein Fall. Christoph Daum hatte mich zu einem B-Jugendspiel von Schalke 04 geschickt, um mir dort Olaf Thon und Michael Skibbe anzuschauen. Nach dem Spiel habe ich Michael Skibbe empfohlen, weil der mir deutlich besser gefallen hatte als Thon. Skibbe kam dann mit seinem älteren Bruder zu einem Gespräch mit Christoph Daum und mir ins Geißbockheim, um einen etwaigen Wechsel zu besprechen. Auch damals war Schalke schon dafür bekannt, seinen Nachwuchsspielern sehr viel Geld zu bezahlen. Und so kam es, dass plötzlich ein niedriger sechsstelliger Betrag als Jahresgehalt für den noch 16-jährigen Michael Skibbe im Raume stand. Der FC konnte und wollte diese Summen jedoch nicht bezahlen, und so hat der Verein Michael Skibbe abgesagt, was aus der Sicht des Vereins keine falsche Entscheidung war, aber möglicherweise unglücklich für Skibbe, denn, wenn er zu uns gewechselt wäre, hätte er nicht an dem Spiel teilgenommen, in dem er sich die Verletzung zuzog, die seine Laufbahn so früh beendete.
Ihre Tätigkeit beim 1. FC Köln war durch eine Reihe von Erfolgen zum Beispiel im Transferbereich gekennzeichnet, aber auch durch das Anstoßen von Maßnahmen im Nachwuchsbereich, die zum Teil bis heute Bestand haben, wie zum Beispiel den GeißbockCup. Trotzdem haben Sie den FC nach nur 15 Monaten wieder verlassen. Wie kam es dazu?
Grund für das Ende meiner Tätigkeit beim FC war ein Streit, den ich an einer einzigen Stelle und an einem einzigen Tag mit dem damaligen Jugendleiter, Kurt Nietzel, hatte. Paradoxerweise waren meine Aktivitäten für den Verein der eigentliche Anlass für das Zerwürfnis. Nietzel ging damals auf die 60 zu und leitete die Nachwuchsabteilung schon seit über 10 Jahren. Er warf mir vor, ich wäre hinter seinem Job als Jugendleiter des FC her. Ihm wäre von unterschiedlicher Seite signalisiert worden, dass ich ja ein geeigneter Mann für seine Nachfolge sei. Das war aber überhaupt nicht mein Bestreben, denn mich interessierte ein ganz anderer Bereich beim FC. Ich konnte Nietzel jedoch nicht von seiner einmal gefassten Meinung abbringen, im Gegenteil, er wurde immer wütender und hat dann schlussendlich verfügt, dass meine Mitarbeit im Nachwuchsbereich des 1. FC Köln beendet sei.
Unglücklicherweise wurde zu gleicher Zeit mein befristeter Vertrag mit der DEVK nicht verlängert. Regionaldirektor Holzapfel, der mich vor Jahresfrist eingestellt hatte, war tödlich verunglückt und konnte seine Zusage, dass ich mir um die Verlängerung meines Vertrags mit der DEVK keine Sorgen machen müsse, nicht mehr einhalten. Ich bin dann zur DKV gewechselt, die Sponsor des 1. FC Köln war, bekam aber nach drei Monaten meinen Einberufungsbescheid zur Bundeswehr.
Wie ging es nach Ihrer Bundeswehrzeit für Sie sportlich und beruflich weiter?
Ich habe dann 1985 bei der ARAG in Wuppertal angefangen und bin 1989 zum Gerling-Konzern gegangen. Gleichzeitig habe ich von 1985 bis 89 als Jugendtrainer und Jugendleiter beim ASV Wuppertal gearbeitet. Zu einem engeren Bezug zum 1. FC Köln ist es dann noch einmal 1990 gekommen, als ich als Senior-Kontakter die Nachfolge von Rolf Rüssmann bei der media-data angetreten habe, die im Bereich Sportmarketing unter anderem für Teile der Stadionwerbung von gleich vier westdeutschen Bundesligisten verantwortlich war, so auch beim 1. FC Köln. Durch diese Tätigkeit bekam ich engeren Kontakt zur damaligen Geschäftsstelle, die zu der Zeit von Wolfgang Schänzler geleitet wurde. Wir haben die Anzeigetafel im alten Müngersdorfer Stadion vermarktet und einige Flächen im Oberrang. Ende 1993 bekam ich die Information, dass die Werberechte beim 1. FC Köln neu vergeben werden sollten, und da bin ich aktiv auf den damaligen Präsidenten, Claus Hartmann, zugegangen. Am Ende eines langen Gesprächs hat er mich dann gebeten, ein Konzept zu entwickeln, um die Werberechte gegebenenfalls beim 1. FC Köln zu behalten und eine eigene Sportmarketing-Abteilung aufzubauen. Ich habe das dann auch gemacht und ihm das Konzept übergeben, und das gärte wohl zwei Monate, der FC hat sich dann aber dafür entschieden, die Werberechte an den Schweizer Sportvermarkter CWL zu vergeben.
Mittlerweile sind Sie nicht mehr im Westen Deutschlands zu Hause, sondern in Sachsen-Anhalt, wo Sie Generalvertreter der HDI in Halle sind. Wie ist es dazu gekommen und haben Sie dort dem Fußball gänzlich abgeschworen?
Ich habe 1991 meine spätere Ehefrau kennengelernt und bin 1994 zu ihr nach Schkopau in die unmittelbare Nähe von Halle gezogen. Dort habe ich wieder für den Gerling-Konzern im angestellten Außendienst gearbeitet, der 2005 von der HDI übernommen wurde. Seit 2007 bin ich selbstständig mit meiner Generalvertretung in Halle ansässig.
So ganz konnte ich vom Fußball auch dort nicht lassen: Durch meinen 1996 geborenen Sohn, der unbedingt im Verein Fußball spielen wollte, bin ich zum VFB IMO Merseburg gekommen, wo ich bis 2009 zunächst als Jugendtrainer und später als Jugendleiter aktiv war. Wir haben es damals geschafft, mit den Jugendmannschaften im A-, B- und C-Jugendbereich in der jeweils höchsten Klasse zu spielen und hatten in Sachsen-Anhalt nach dem 1 .FC Magdeburg und dem Halleschen FC die drittbeste Jugendabteilung. Von 2012 bis 2015 war ich dann noch für den Fußballverband Halle/Saalekreis als Präsidiumsmitglied und Kreisjugendobmann tätig.
Haben Sie eigentlich nach Ihrem Abschied vom FC noch Kontakt zu ehemaligen Nachwuchsspielern des Vereins oder zu den Jugendtrainern gehabt?
Ende der achtziger Jahre hat mich Thomas Gaßmann – zu meiner Zeit B-Spieler bei Roland Koch – um Unterstützung gebeten, als er, mittlerweile Profi beim FC Schalke 04, dort vom Training der Lizenzspieler ausgeschlossen worden war und Einzeltraining machen musste. Ich war beim Gerichtstermin dabei und habe ihn danach bei der Suche nach einem neuen Club unterstützt. Leider kam danach nicht mehr viel, aber er hat ja dann Karriere im Journalismus gemacht. Andreas Gielchen, der zu dem A-Jugendteam gehörte, das 1983 Deutscher Vizemeister wurde, habe ich 1991 durch meine Kontakte zum MSV Duisburg zu einem Engagement dort verholfen.
Und wie ist es heute? Haben Sie noch Verbindungen zum 1. FC Köln und verfolgen Sie den Verein noch?
Vor kurzem habe ich noch ein längeres Gespräch mit Erich Rutemöller geführt, zu Frank Schaefer hatte ich lange Zeit Kontakt, der aber vor einigen Jahren abgerissen ist, und Roland Koch rief mich mal während seiner Zeit in der Türkei an, weil er Infos zu in Deutschland spielenden türkischen Spielern haben wollte, und da habe ich für ihn entsprechendes Material recherchiert.
Ich habe mich beim FC ungeheuer wohl gefühlt, und wer weiß, wenn damals der Streit mit dem Jugendleiter nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht noch heute für diesen Klub tätig.
Natürlich verfolge ich den FC heute noch. Es hat sich durch meine Zeit in der Nachwuchsabteilung eine tiefe Verbundenheit zu dem Verein entwickelt, er interessiert mich deutlich mehr als die übrigen Bundesligisten. Ich habe mich dort damals ungeheuer wohl gefühlt, und wer weiß, wenn damals der Streit mit dem Jugendleiter nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht noch heute für diesen Klub tätig.
Herr Maes, einen ganz herzlichen Dank für diese Einblicke in die Nachwuchsarbeit einer längst vergangenen Zeit und alles Gute für die Zukunft.