Michael Loch unterschreibt einen Dreijahresvertrag beim Geißbockclub und gehört unter den Trainern Colin Bell und Martin Siegbert zu einer starken B-Jugendmannschaft des Vereins um Spieler wie Tim Jerat, Aydin Bagheri, Marcus Steegmann, Massimo Cannizzaro und Thomas Olschewski. Die Anforderungen in Training und Spiel sind hoch, bei dem Nümbrechter kommmt die schulische Belastung hinzu. „Morgens absolvierte ich schon vor der Schule eine Laufeinheit, ging bis mittags auf das Homburgische Gymnasium in Nümbrecht, aß dann zu Mittag und wurde um 14 Uhr vom Kleinbus des FC abgeholt, der mich nach Köln zum Training brachte, “ erzählt Loch. „Auf der Rückbank lag schon ein Spieler aus Siegen und döste vor sich hin: der ganz junge Patrick Helmes.“ Er lächelt. „Je nachdem, wie anstrengend das Training war, machte ich dann abends noch meine Hausaufgaben – oder eben auch nicht.“
Die Saison 1997/98 verläuft erfolgreich, der Meistertitel am Mittelrhein wird vor dem ewigen Rivalen Bayer Leverkusen geholt und damit die Endrunde um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft erreicht. Dort schicken die jungen Geißböcke den HSV mit einem 7:1 nach Hause, siegen im Achtelfinale mit 4:1 bei Hannover 96 und im Viertelfinale mit 2:1 gegen Werder Bremen, bevor im Halbfinale die B-Jugend von Borussia Dortmund auf die Kölner wartet. „Wir mussten in Dortmund im Stadion Rote Erde antreten,“ erinnert sich Loch. „Der BVB war eine Klasse für sich. Florian Kringe war Dreh- und Angelpunkt des Teams, das uns schlussendlich mit einer 5:2-Niederlage nach Hause schickte.“
Berufung in die U16-Nationalmannschaft
Auch der DFB ist inzwischen auf den ehemaligen Waldbröler aufmerksam geworden, und so erhält er im August 1998 eine Einladung zur U16-Nationalmannschaft. Unter Trainer Erich Rutemöller wird er in den Länderspielen gegen Frankreich, Österreich und die USA eingesetzt. „Das Gefühl, zum ersten Mal das Trikot mit dem Bundesadler überzustreifen, war unbeschreiblich,“ berichtet er. Er gehört nun zu den besten Nachwuchsspielern seines Jahrgangs zusammen mit Spielern wie Thomas Hitzlsperger, Andreas Hinkel – und Florian Kringe, dessen Weg er hier wieder kreuzt.
In der Partie gegen die USA ist Landon Donovan sein Gegenspieler, der später bei Bayer Leverkusen Bundesligaluft schnuppert und von Jürgen Klinsmann zu Bayern München geholt wird. „Gegen ihn hatte ich alle Hände voll zu tun,“ erinnert sich Michael Loch. „Er war damals schon ein Wahnsinnsspieler, nicht von ungefähr wurde er Rekordtorschütze des US-Nationalteams, für das er 157 Einsätze verbuchen konnte.“
In der Saison 1998/99 wird Manfred Schadt Trainer der B-Jugend des 1. FC Köln, die durch Frank Opitz, vormals Borussia Mönchengladbach, und Marcel Ndjeng verstärkt wird. Bayer Leverkusen erweist sich im Kampf um den Meistertitel am Mittelrhein als zu stark, beim Nokia-Debitel-Cup in Rittmarshausen rufen die jungen “Geißböcke” jedoch ihr wahres Leistungsvermögen ab und scheitern erst im Halbfinale am VfB Stuttgart, dem späteren Deutschen B-Junioren-Meister.
Wenig später sitzt Michael Loch im Büro von Manager Hannes Linssen, der ihm einen Amateurvertrag mit Profi-Vorvertrag anbietet. „Ich habe damals auf den Rat von Menschen meines Vertrauens gehört, die mir sagten, ich solle noch nicht unterschreiben, sondern noch ein Jahr warten, weil dann meine Verhandlungsposition wahrscheinlich eine bessere sei,“ erinnert sich der ehemalige Jugendnationalspieler. „Den Vertrag habe ich heute noch,“ sagt er und fügt lachend hinzu: „Nur ist er von keiner der beiden Seiten unterschrieben worden.“ Mit der Mittelrheinauswahl erreicht Michael Loch in diesem Jahr das Finale des Länderpokals, unterliegt dort jedoch der Auswahl des Südwestens.
Eine schwere Verletzung und der Verlust des Flows
Zur Saison 1999/2000 rückt er in die A-Jugend auf, die nun von Martin Siegbert trainiert wird. In einem Punktspiel bei der SG Wattenscheid 09 erleidet er eine schwere Verletzung. „Wir spielten auf Asche in Wattenscheid. Die Altintop-Brüder spielten damals noch bei der SG. In einem Zweikampf habe ich mir einen doppelten Bänderriss und eine Knöchelfraktur zugezogen,“ erinnert sich Michael Loch.
Die Verletzung trifft ihn hart. Fragen über Fragen stürzen auf ihn ein. Wird ihn die Blessur beim FC und in der Nationalelf zurückwerfen? Was wird aus dem Traum, Profi zu werden und mit dem Fußball seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können? Wird er nach der Reha-Phase sein altes Leistungsvermögen wieder erreichen? „Ich habe unzählige schlaflose Nächte damit verbracht zu grübeln,“ berichtet der frühere Waldbröler. „Da war die Karotte, die vor meiner Nase hing, der Profi-Vorvertrag, aber die Verletzung verhinderte, dass ich danach greifen konnte.“
“Dieser Flow war wie ein unbeschreibliches Gefühl, das man geliebt hat. Nun merkte ich, dass mein Spiel diese Leichtigkeit verloren hatte, ich dachte viel zu viel nach.”
In der Reha arbeitet er hart, will möglichst früh wieder auf dem Platz stehen, die Ungeduld treibt ihn an. „Ich habe zu früh wieder angefangen,“ gibt er zu. „Mein Knöchel war noch nicht wieder stabil genug.“ Ein gravierendes Problem kommt hinzu. „Vor der Verletzung waren da diese vielen Momente in meinem Spiel, in denen ich den Flow spürte, den Zustand, in dem man intuitiv das Richtige macht und die Dinge wie von selbst zu laufen scheinen.“
Er hält kurz inne. „Dieser Flow war wie ein unbeschreibliches Gefühl, das man geliebt hat. Nun merkte ich, dass mein Spiel diese Leichtigkeit verloren hatte, ich dachte viel zu viel nach. Meine Aktionen, vorher oft intuitiv, wurden nun zunehmend kopflastig. Kurz gesagt: Ich habe meine Form nicht wiedergefunden und das ausgerechnet in einer Phase, in der in der A-Jugend die Weichen für den Seniorenbereich gestellt werden.“
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