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Lebenswege beim 1. FC Köln: Jerome Assauer – ein Torjäger, der es seinen Trainern nicht immer leicht gemacht hat

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Jerome Assauer, dessen Karriere nicht den erhofften Verlauf nahm, aber der 2018 Weltmeister im Kleinfeldfußball wurde.

Die deutsche Kleinfeld-Nationalelf ist Weltmeister 2018 - Jerome Assauer mit dem Pokal Foto: Lukas Mengeler

Knapp zwei Jahre später bin ich mit Jerome Assauer via FaceTime verbunden. Corona hat das Land noch immer in festem Griff und erlaubt lediglich ein virtuelles Treffen. Assauer sitzt in seinem Büro im KölnTurm, eine sportlich-elegante Erscheinung in Anzug und geschmackvoller Krawatte. Er hat sich gegenüber seiner aktiven Zeit kaum verändert, der Gedanke drängt sich auf, dass er das Business-Outfit jederzeit problemlos mit Trikot, Shorts und Stutzen tauschen könnte. Er ist ein angenehmer, auskunftsfreudiger Interviewpartner, dessen jungenhaftes Lächeln mehrmals in dem Gespräch aufblitzt.

In Köln gebürtig, tut er es Matthias Hemmersbach und Lars Leese nach und schnürt seine ersten Fußballschuhe für den BC Efferen. Schon in den unteren Jugendmannschaften fällt dort sein Talent auf, zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu stehen und Tore zu erzielen, viele Tore – wie dies seinem Vorbild, Fernando Torres, unter anderem bei Atlético Madrid, dem FC Liverpool und in der spanischen Nationalmannschaft mit großer Regelmäßigkeit gelingt. „Er war Mittelstürmer wie ich, ein typischer Ein-Kontakt-Stürmer, der im Sechzehner nicht lange fackelte, sondern sofort den Abschluss suchte“, schwärmt Assauer noch heute.

Assauers großes Idol: Fernando Torres | Foto: imago/Sportimage

Der 1. FC Köln wird auf Assauer aufmerksam, und so zieht er in der Saison 2000/01 das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust über. Seine Leistungen in der D-Jugend des FC unter Trainer Rainer Kubern führen jedoch nicht dazu, dass er in den nächsthöheren Jahrgang übernommen wird.

Jugendzeit bei der Borussia und beim FC

„Wenige Tage später meldete sich Borussia Mönchengladbach bei mir“, erinnert er sich. „Das Angebot war gut, und da mütterlicherseits meine Familie aus Mönchengladbach kommt, war ich nicht traurig über den Wechsel an den Niederrhein.“ Sportlich läuft es bestens für Assauer, der in den vier Jahren dort auf Mitspieler wie Moses Lamidi, Christian Dorda und Robert Flessers trifft und jeweils 15 bis 20 Saisontore erzielt. „Das war eine wunderschöne Zeit bei der Borussia“, schwärmt er noch heute. „Alles war sehr familiär, viele ehemalige Spieler gehörten zum Trainerstab der Nachwuchsabteilung, so auch meine B-Jugendtrainer, Thomas Kastenmaier und Horst Wohlers.“

In seinem letzten B-Jugendjahr bei der Borussia machen sich das intensive Training dort und die täglichen Fahrten von Köln nach Mönchengladbach bei ihm bemerkbar, seine schulischen Leistungen lassen nach und gefährden seine Versetzung. In einem Gespräch kurz vor Ende der Saison 2004/05 eröffnet Nachwuchsleiter Max Eberl Jerome Assauer die Möglichkeit, das Internat der Borussia zu besuchen und so die Belastung für den talentierten Nachwuchsstürmer zu reduzieren. Etwa zur gleichen Zeit meldet sich Stephan Engels, damals als Scout für den 1. FC Köln tätig. „Der FC war an meiner Rückkehr interessiert und bot mir einen Dreijahresvertrag an. Neben der sportlichen Perspektive erkannte ich darin auch einen Lösungsansatz für meine schulischen Probleme, da die vielen Trainingsfahrten an den Niederrhein entfallen würden“, erinnert sich Assauer. „Deshalb unterschrieb ich nach kurzer Bedenkzeit. Die Verantwortlichen der Borussia hatten nicht mit meinem Wechsel gerechnet und waren dementsprechend sauer.“

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Die Saison 2005/06 nimmt für die U19 des 1.FC Köln unter Trainer Frank Schaefer einen durchaus erfolgreichen Verlauf. Die Mannschaft, in der Assauer unter anderem auf Daniel Grebe, Adil Chihi, Manuel Glowacz, Stefan Oventrop und Sebastian Zielinsky trifft,  belegt einen guten vierten Platz in der starken A-Junioren Bundesliga West und feiert im Finale um den Mittelrheinpokal einen 5:0-Kantersieg gegen Bayer Leverkusen. Auch für ihn persönlich läuft es gut an alter Wirkungsstätte, kommt er doch in der Torjägerliste mit 14 Toren ebenfalls auf einen vierten Platz – gemeinsam mit einem gewissen Mesut Özil von Schalke 04.

In der darauffolgenden Saison gelangt der junge Torjäger nicht nur durch seine vier Tore beim 7:0-Sieg bei der U19 des Bonner SC in das Blickfeld der Verantwortlichen des DFB, die ihn zu mehreren Lehrgängen für die deutsche U19-Nationalmannschaft einladen. Beim Lehrgang vor einem Länderspiel gegen Russland steht er kurz vor seiner ersten Berufung ins DFB-Team. „Am letzten Tag des Lehrgangs hat mein Gegenspieler Benedikt Höwedes eine Grätsche ausgepackt, bei der ich mir alle Bänder meines rechten Knöchels gerissen habe,“ erzählt Assauer. Keine Berufung in den Kader für das Länderspiel und auch im Verein fällt er für einige Zeit aus. Nach seiner Genesung spielt er wieder – und trifft. Beim 5:1-Sieg gegen die U19 von Rot-Weiß Ahlen gelingt ihm ein Hattrick. Im April rückt er zur U23 des 1. FC Köln auf und kommt dort in vier Spielen zum Einsatz.

Der Wechsel in die 2. Liga zum SC Paderborn

Im Juni 2007 besteht er am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth sein Abitur – und wird Profi. „Holger Fach war damals Trainer beim Zweitligisten SC Paderborn. Er kannte mich noch aus Gladbach und wollte mich nach Ostwestfalen holen“, erinnert sich Assauer. „Beim FC sprach ich mit Geschäftsführer Michael Meier, der mir auch die Freigabe erteilte, jedoch ein Rückkaufrecht mit den Paderbornern vereinbarte.“

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