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Lebenswege beim 1. FC Köln: Dano Himmelrath – Der Ausstieg aus dem Hamsterrad

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dano Himmelrath, der als Torwart einst in der A-Jugend aussortiert wurde, aber auf eine erfüllte Karriere zurückblickt.

Dano Himmelrath in seinem letzten Spiel für den FC Hertha Rheidt Foto: Bernd Himmelrath

So überrascht es kaum, dass der Verein von Saisonbeginn an im Abstiegskampf steht. Die Unzufriedenheit wächst, bei Spielern, Zuschauern, Umfeld und auch bei den Verantwortlichen. Im März 2017 legt Himmelrath das Traineramt nieder. „Ich wollte dem Verein die Chance für einen Neuanfang geben“, sagt er. „Zudem spürte ich, dass nach fast dreißig Jahren im Fußball der Zeitpunkt gekommen war aufzuhören, endgültig und unwiderruflich. Ich war müde, hatte die Fremdbestimmtheit satt. Ich wollte mehr Zeit für meine Familie haben, die Sonntage anders verbringen, als mittags um 12 den Bus zu besteigen, zum Spiel zu fahren und abends erst um sieben Uhr nach Hause zu kommen.“

Inzwischen ist Dano Himmelrath von der Stadtsparkasse Köln zur Niederkasseler Niederlassung der Kreissparkasse Köln gewechselt, hört jedoch bereits nach einem Jahr dort auf, um 2014 seinen schwer erkrankten Vater bei der Arbeit in dessen Handelsvertretung zu unterstützen. Mit ihm unternimmt er in diesen Jahren zahlreiche Ausflüge. „Es war klar, dass es gesundheitlich weiter bergab gehen würde, und so habe ich versucht, soviel von der Zeit, die uns noch blieb, gemeinsam mit ihm zu verbringen”, sagt er. „Ab Herbst 2017 konnte er nicht mehr Auto fahren. Wir haben uns dann zusammen einen älteren BMW gekauft, um gemeinsam auf unseren Ausflugsfahrten in Erinnerungen zu schwelgen. 2018 ist er dann gestorben. Er war nicht nur mein Vater, sondern auch mein bester Freund.“

Berufliche Neuorientierung – der Wechsel zu kölnticket

Dano Himmelrath nutzt die Zeit auch, um sich beruflich neu zu orientieren. Der Beruf eines Bankkaufmanns hat ihn nicht wirklich ausgefüllt. Schließlich findet er 2015 eine berufliche Heimat beim Ticketing-Dienstleister kölnticket. Dort ist er seitdem im Vertriebsaußendienst tätig und betreut Veranstalter jeglicher Art von städtischen Theatern, über Sportveranstalter und Museen bis hin zu Kulturfestivals. Außerdem ist er der Ansprechpartner für alle Vorverkaufsstellen in Nordrhein-Westfalen, die mit kölnticket zusammenarbeiten.

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Ich frage ihn, inwieweit die Coronakrise das Unternehmen getroffen hat. „Wir gehören wohl zu den Branchen, die die Auswirkungen des Virusgeschehens am unmittelbarsten zu spüren bekommen haben“, antwortet er. „Wir sind mit über 110 Mitarbeitern in Kurzarbeit, die Situation ist schon dramatisch. Wenn überhaupt Veranstaltungen stattfinden, werden sie aus Hygienegründen statt zum Beispiel für 400 Gäste für 40 ausgerichtet. Dadurch, dass wir Endkundenmarke sind, gehört es auch zu unseren Aufgaben, die ganzen Stornierungen und Umtauschaktionen durchzuführen. Ergo haben wir kaum Einnahmen, müssen aber trotzdem diese Kunden zufriedenstellen.“ Auch Dano Himmelrath ist in Kurzarbeit, arbeitet im Home Office und hofft auf das Ende der Pandemie.

In Niederkassel ist er von 2014 bis 2018 Vorstandsmitglied seiner Partei und übt diese Funktion in dieser Zeit auch auf Kreisebene aus. 2018 wird er Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Planung der Stadt Niederkassel. Bei den Kommunalwahlen 2020 erobert Himmelrath einen Sitz im Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises und ist nun auch über die Kommunalebene hinaus politisch aktiv.

 

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ich war jung und brauchte das Geld! 😉 1995 #fc #1fcköln #köln #11freunde #amateurfussball #torwart #goalkeeper

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Hat er noch Verbindungen zum 1. FC Köln? „Ich bin am 30. Oktober 1998 zum letzten Male im Stadion gewesen“, sagt er. „An diesem Abend spielte der FC gegen die Stuttgarter Kickers vor gerade mal 11 000 Zuschauern. Der Grund für meinen Spielbesuch war Markus Pröll, der zum ersten Mal in einem Ligaspiel der Profis eingesetzt wurde. Ich hatte ihn ja einige Jahre in der Jugend begleitet und wollte bei seinem Debüt dabei sein. Damit schloss sich für mich ein Kreis und gleichzeitig das Kapitel ‘1. FC Köln’. Danach bin ich nur noch zu Konzerten im Stadion gewesen.“

Die Bilanz der Karriere als Fußballer

Wie sieht die Bilanz seiner Fußballkarriere aus? „Zunächst einmal bin ich sehr, sehr froh, dass ich diese Jahre so erleben konnte. Auch aus der Zeit beim FC habe ich viele Dinge mitgenommen, die für meinen weiteren Lebensweg sehr lehrreich waren, zum Beispiel wie ungeheuer wichtig Disziplin ist. Ich hatte in der Jugend ziemlich viele Flausen im Kopf und war für jeden Unsinn zu haben. Die Notwendigkeit, als Nachwuchsspieler des 1. FC Köln Regeln zu beachten und sportgerecht zu leben, hat mir da sehr geholfen. Wertvoll war für mich auch die Erfahrung, mich beim FC stets bewähren zu müssen, es dann aber – jedenfalls bis auf die A-Jugendzeit – immer geschafft zu haben.”

“Ich hatte in der Jugend ziemlich viele Flausen im Kopf und war für jeden Unsinn zu haben. Die Notwendigkeit, als Nachwuchsspieler des 1. FC Köln Regeln zu beachten und sportgerecht zu leben, hat mir da sehr geholfen.”

“Auf der anderen Seite wird man als Nachwuchsspieler bei einem Verein wie dem 1. FC Köln aus seiner Jugend herausgenommen, und das darf man sicherlich nicht unkritisch sehen. Das Leben eines normalen Jugendlichen und das eines U17- oder U19-Spielers unterscheiden sich schon sehr. So mussten wir uns etwa an Ernährungspläne halten, die eigentlich alles verboten, was in dem Alter gut schmeckt: Cola, Burger und Kölsch.“

Dano Himmelrath heute Foto: Dieter Hombach

Er überlegt einen Augenblick und fährt dann fort: „Dann denke ich natürlich an die schöne Zeit in Wesseling, das Vertraute, das Gefühl, gebraucht zu werden, die Aufstiege. Auch dort habe ich mir meinen späteren Status in den ersten zwei Jahren erkämpfen müssen, aber danach spürte ich das große Zutrauen, das Verantwortliche, Mitspieler und Zuschauer mir entgegenbrachten. Ich gehörte zum Inventar, war eine feste Größe, und das hat ungeheuer gutgetan. Aber auch die Aufstiege mit Hertha Rheidt waren tolle Erfahrungen, an die ich gerne zurückdenke.“

Dano Himmelrath, ein Mann mit vielen Talenten und noch mehr Interessen. In der Zeit, die ihm neben beruflicher Tätigkeit und politischen Aktivitäten übrig bleibt, restauriert er Oldtimermopeds, spielt Schlagzeug und bringt jedes Jahr ein Turmfalkenpärchen, das an seinem Haus nistet, durch die Brutphase. In Niederkassel, da, wo er auch aufgewachsen ist, ist er zu Hause mit seiner Frau Christiane, die er seit frühsten Realschulzeiten kennt und 2008 geheiratet hat sowie den beiden Töchtern Anna (12) und Lotta (4). Er hat im Fußball vieles erlebt, die große Bühne war ihm nicht vergönnt. Aber Erlebnisse, die er nicht missen möchte, und ein Leben, das ihm sehr viel Spannendes bietet, Tag für Tag. „Eigentlich hat der Tag zu wenig Stunden“, sagt er zum Abschied und lächelt dabei.

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