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Lebenswege beim 1. FC Köln: Dano Himmelrath – Der Ausstieg aus dem Hamsterrad

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dano Himmelrath, der als Torwart einst in der A-Jugend aussortiert wurde, aber auf eine erfüllte Karriere zurückblickt.

Dano Himmelrath in seinem letzten Spiel für den FC Hertha Rheidt Foto: Bernd Himmelrath

Von der Ersatzbank verfolgt er, wie seine Mannschaft in den Qualifikationsspielen um die Deutsche Meisterschaft gegen den BVB und Borussia Mönchengladbach verliert. Nach der letzten Begegnung möchte er sein Torwarttrikot als Erinnerung mitnehmen. Es wird ihm aus der Tasche gezogen mit dem Hinweis, dass man das Textil noch für die kommende Saison benötigen würde.

Himmelrath ist am Mittelrhein als talentierter Keeper bekannt, zudem ablösefrei. Angebote lassen nicht lange auf sich warten. Fortuna Köln und der FV Bad Honnef melden sich bei ihm. Die Kölner Südstädter, damals in der 2. Bundesliga beheimatet, möchten ihn für die A-Jugend verpflichten mit einer Perspektive in Richtung Profikader. Die Honnefer bieten ihm einen Zwei-Jahresvertrag an, A-Jugend im ersten und Oberligakader im zweiten Jahr. Zudem soll er einmal die Woche mit der Oberligamannschaft trainieren können.

Intermezzo beim FV Bad Honnef

Der ehemalige FC-Torwart macht sich die Entscheidung nicht leicht. „Bei der Fortuna hätte ich noch einmal Profiluft schnuppern können. Aber, nachdem ich aus dem Hamsterrad beim FC ‘raus war, wollte ich nicht sofort ‘rein in das nächste“, sagt er. „Schlussendlich hat das den Ausschlag für Bad Honnef gegeben. Zudem wollte ich nach den vier Jahren in Köln wieder ein bisschen mehr Heimatnähe und Nestwärme verspüren. Honnef ist nur wenige Kilometer von Niederkassel entfernt, auch kannte ich einige der Spieler dort von früher.“

“Bei der Fortuna hätte ich noch einmal Profiluft schnuppern können. Aber, nachdem ich aus dem Hamsterrad beim FC ‘raus war, wollte ich nicht sofort ‘rein in das nächste!”

Himmelrath wird Stammkeeper der Honnefer A-Jugend, hätte jedoch liebend gerne Erfahrungen im Seniorenfußball gesammelt. Kurz vor Ende der Saison verletzt er sich schwer, ein Kreuzbandriss setzt ihn für ein halbes Jahr außer Gefecht. „Der Verein hat sich in dieser Zeit kaum um mich gekümmert“ berichtet er. „Medizinische Begleitung und Reha-Maßnahmen musste ich selber organisieren. Von der Einbindung in den Oberligakader war nun nicht mehr die Rede.“

Inzwischen hat Himmelrath die Höhere Handelsschule in Siegburg erfolgreich abgeschlossen und eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Stadtsparkasse Köln begonnen. Kurz vor der Winterpause erhält er einen Anruf von Lothar Paulsen, Vereinspräsident des FV Bad Honnef, und erfährt, dass der Klub sich vom zweiten Torwart des Oberligateams getrennt hat. Ob er sich nicht als Ersatzkeeper auf die Bank setzen könne? Himmelrath hat immer noch einen beträchtlichen Trainingsrückstand, sagt aber dennoch zu, ohne allerdings zu einem einzigen Einsatz zu kommen.

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Der erste Abschied vom Fußball

Anfang März löst er den Vertrag auf und hängt die Fußballschuhe fürs erste an den Nagel. „Die Ausbildung in Köln war knackig, die Perspektive in Bad Honnef eher schlecht, und ich hatte auch zum ersten Mal das Bedürfnis, mein Leben nicht immer nur nach den strikten Regeln eines Leistungssportlers zu gestalten“, sagt er. „Ich war jung, hatte jedoch bis dahin meine Jugend ganz anders verlebt als die meisten meiner Altersgenossen. Die Kontrollanrufe Samstagsabends um 10, die Wochenenden, die sich stets dem Fußball unterordnen mussten, der Verzicht auf so vieles, all das hatte ich einfach satt.“

“Ich war jung, hatte jedoch bis dahin meine Jugend ganz anders verlebt als die meisten meiner Altersgenossen. All das hatte ich einfach satt.”

Er genießt es, mit Freunden in Köln auszugehen, neue Leute zu treffen, weit weg zu sein vom Fußball, einfach Spaß zu haben und Freude zu erleben, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen. Er ist erst 19, hat aber das Gefühl, sich nun ein Stück Jugend zurückholen.

Dano Himmelrath bei der Spvg Wesseling-Urfeld im Jahr 2008  Foto: Bernd Himmelrath

Im Sommer meldet sich der SV Niederkassel, sein Heimatverein, bei Himmelrath und fragt, ob er sich ihnen anschließen wolle. Der ehemalige FC-Keeper sagt zu und verbringt sein erstes Jahr im Seniorenbereich in der Kreisliga B. „Wir haben ganz knapp den Abstieg in die Kreisliga C vermeiden können“, erinnert er sich und fügt schmunzelnd hinzu: „Und dabei habe ich mir wenige Bälle selber ins Tor reingeworfen.“

Zehn tolle Jahre bei der Spvg Wesseling-Urfeld

Vor der Saison 1999/2000 fragt der SV Wesseling bei Himmelrath an. Unter Trainer Frank Doblhofer spielt der Verein in der Bezirksliga und ist auf der Suche nach einem Torwart. Der ehemalige FC-Keeper nimmt das Angebot an und spielt eine gute Saison. Im Laufe der Saison wird Doblhofer durch den ehemaligen FC-Profi Jürgen Jendrossek ersetzt, der mit über 50 Jahren auch noch einmal auf dem Spielfeld aushilft. Aber auch er kann den Abstieg nicht verhindern. Zur gleichen Zeit steigt auch Blau-Weiß Urfeld aus der Verbandsliga ab, beide Vereine tun sich zusammen und spielen als Spvg Wesseling-Urfeld mit Trainer Dieter Gans fortan in der Landesliga Mittelrhein.

Himmelrath bleibt dem Klub die nächsten zehn Jahre lang treu. „Das war meine schönste Zeit im Fußball“, erzählt er. „Es passte dort einfach alles, sportlich wie menschlich. Zudem hatte ich mit Willi May einen Torwarttrainer, von dem ich viel gelernt habe.“

“Das war meine schönste Zeit im Fußball. Es passte dort einfach alles, sportlich wie menschlich.”

Im Dezember 2001 meldet sich noch einmal Fortuna Köln bei ihm. Stammkeeper Tim Wiese hat den Verein in Richtung Kaiserslautern verlassen und die Sorgen der abstiegsbedrohten Südstädter ein gutes Stück größer werden lassen.  Entsprechend händeringend sucht der Verein nach möglichst gleichwertigem Ersatz und lädt Himmelrath und zwei weitere Torhüter zu einem Probetraining ein. „Die Temperaturen lagen seit mehreren Tagen deutlich unter Null, und so war der Schnee, der den Platz bedeckte, zu Eis gefroren. Der Co-Trainer der Fortunen, Dieter Epstein, knallte die Bälle gnadenlos aufs Tor, ich versuchte zu halten, was zu halten war. Jede Flugparade bezahlte ich mit blauen Flecken und erheblichen Schmerzen.“

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Die Tortur zahlt sich für Himmelrath nicht aus. Ralf Aussem, der Trainer der Fortunen, ist zwar von den Fähigkeiten des jungen Keepers angetan, entscheidet sich jedoch schlussendlich wegen dessen eher schmächtigen Statur gegen eine Verpflichtung. Im darauffolgenden Sommer erhält er einen Anruf von Matthias Hönerbach, damals Trainer von Preußen Köln. Sein Versuch, Himmelrath von einem Wechsel nach Höhenberg zu überzeugen, ist jedoch zum Scheitern verurteilt. Der Wohlfühlfaktor in Wesseling ist einfach zu groß.

Aufstieg mit Wesseling  – Zurück zu den Wurzeln – Der Wechsel nach Rheidt

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