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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Daniel Chitsulo – Fußballer zwischen zwei Welten

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Daniel Chitsulo, der aus Malawi den Sprung ins Rheinland wagte und hier neben privatem Glück auch Marco Reus als Freund fand.

Daniel Chitsulo in der Saison 2005/06 Foto: imago images/Eduard Bopp

Wie auch in seinen Stationen zuvor wird Chitsulo auch in Münster zum absoluten Publikumsliebling. Seine temporeichen Dribblings, die zahlreichen Torvorlagen und sein nimmermüder Einsatz tragen dazu bei, aber vor allem auch seine offene, fröhliche Art. Im Preußenstadion gibt es sogar eine „Chitsu-Tribüne“, die den malawischen Nationalspieler regelmäßig mit Gesängen und Sprechchören feiert und Siege ausgiebig mit ihm zusammen bejubelt.

Er entwickelt sich langsam zu einem Aufstiegsgaranten. Immerhin ist dies sein dritter Aufstieg innerhalb von vier Jahren.  Wie ihn Ahlen zuvor begeistert Daniel Chitsulo auch die Münsteraner Fans mit seinen Sangeskünsten. Die animieren ihn immer wieder dazu, Micki Krauses „Schatzi, schenk mir ein Foto“ anzustimmen, und so wird dieses Lied zum Song dieses Aufstiegs. „Man hatte mir vorher gesagt, dass die Menschen in Münster eher reserviert seien und nicht ausgelassen feiern könnten,“ sagt der Münsteraner Publikumsliebling. „Bei der Aufstiegsfeier damals haben sie dieses Vorurteil dann deutlich widerlegt.“

Daniel Chitsulo mit dem Meisterpokal der Regionalliga West am Ende der Saison 2010/11 Foto: imago images/Dünhölter SportPresseFoto

Verletzungsprobleme und das Ende in Münster

Alles scheint gut zu sein im Münsterland, doch dieser Schein trügt. In der Vorbereitung auf die Drittligasaison verspürt Chitsulo immer wieder Schmerzen im Adduktorenbereich. Eine Spritzenkur sorgt dafür, dass die Symptome kurzzeitig verschwinden, er muss allerdings mehrmals mit dem Training aussetzen und merkt, dass ihn die Beschwerden daran hindern, sein Leistungspotential voll auszuschöpfen.

Am 5. Oktober 2011 erzielt er im Pokalspiel gegen ASC Dortmund das 1:0, verspürt jedoch kurze Zeit später einen stechenden Schmerz an der Innenseite seines linken Oberschenkels. Die Verletzung stellt sich später als Adduktorenabriss heraus. Zwei Operationen folgen, ebenso eine langwierige Reha, und mehr als sechs Monate ziehen ins Land, bevor er überhaupt wieder an Training denken kann. Zu einem Einsatz reicht es bis zum Saisonende nicht mehr. Auch ohne ihn gelingt den Münsteranern der Klassenerhalt.

Daniel Chitsulo im Einsatz für Preußen Münster in der Saison 2010/11 Foto: imago images/Dünhölter SportPresseFoto

Chitsulos Vertrag ist zum Saisonende abgelaufen, doch die Verantwortlichen versichern ihm, dass sie ihn nicht fallen lassen wollen. „Sie sagten mir, dass ich eine Chance bekommen würde. Sie wüssten ja, was sie an mir hätten“, berichtet er. Trainer Pavel Dotchev, der bereits im Januar das Traineramt von Marc Fascher übernommen hat, nimmt ihn mit zur Vorbereitung auf die neue Saison. Der malawische Nationalspieler trainiert fleißig, kämpft verbissen und macht sich Hoffnungen auf einen neuen Vertrag – doch vergebens. „Am letzten Tag der Vorbereitung holte mich Dotchev in sein Trainerbüro“, erinnert sich Chitsulo. „Er sagte mir, dass ich ein richtig guter Fußballer sei und auch in der Mannschaft ein gutes Standing hätte. Allerdings plane er nicht mit mir.“

Neustart in Bergisch Gladbach und berufliche Orientierung

Zur neuen Saison steht er ohne Verein da. Ihn beschleicht die Ahnung, dass sich seine Karriere ihrem Ende zuneigen könnte, und widmet sich nun vermehrt dem Gedanken an eine berufliche Ausbildung. „Mir war klar, dass ich einen Beruf ausüben wollte, bei dem ich möglichst oft im Freien arbeiten konnte“, erläutert er. Er erinnert sich an die vielen Stunden, die er mit seinem Vater daheim in ihrem botanischen Garten verbracht hatte. Er hatte es geliebt, ihm bei der Pflege der Blumen und Pflanzengewächse zuzuschauen und hatte später selber dort Hand angelegt.

Die Familie ist inzwischen nach Köln zurückgekehrt. Beim dortigen Grünflächenamt macht Chitsulo ein Praktikum, bevor er 2013 eine zweijährige Ausbildung zum Landschaftsgärtner bei der Diakonie Duisburg beginnt. Mittlerweile spielt er auch wieder Fußball. In der Regionalliga West, beim SV Bergisch Gladbach 09. Trainer Dietmar Schacht hat wie ein Löwe um die Verpflichtung des malawischen Nationalspielers gekämpft, benötigt sein Team doch Verstärkung im Kampf um den Klassenerhalt. Chitsulo trainiert in der Winterpause hart, will es noch einmal wissen.

„Unter Didi Schacht haben wir ungemein intensiv trainiert“, erinnert er sich und fügt lachend hinzu: „Er war schon ein richtig harter Hund!“ Er wird wieder fit, bestreitet für das Team um Rachid Eckert, Bastian Wernscheid, Fatih Salih und Abdelkader Maouel auch 17 Spiele, in denen ihm drei Treffer gelingen.

Er spürt jedoch, dass er an sein vorheriges Leistungsniveau nicht mehr herankommt. Die Leichtigkeit fehlt, das Selbstverständliche. Wo er früher intuitiv das Richtige im Spiel gemacht hat, beginnt er nun zu überlegen, schaltet den Kopf ein. Zum Saisonende hört er in Bergisch Gladbach auf, den Abstieg aus der Regionalliga West konnte auch er nicht verhindern.

Ausklang der Karriere bei der SG Köln-Worringen

Er wechselt zum Landesligisten SG Köln-Worringen. Dort spielt er unter anderem mit Andrew Sinkala, von 2001 bis 2006 Profi beim FC, und Viktor Pasulko zusammen und erzielt in drei Spielzeiten 22 Tore. Seine zweite Tochter, Leona, wird im August 2014 geboren und 2015 schließt er seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner erfolgreich ab. Er findet eine Anstellung beim Amt für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln, wo er nur ein Jahr später einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhält.

Schöne Zeiten im Fußball – aber auch Erfahrungen von Rassismus

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