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Ehrentribüne

Lebenswege beim 1. FC Köln: Daniel Chitsulo – Fußballer zwischen zwei Welten

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Daniel Chitsulo, der aus Malawi den Sprung ins Rheinland wagte und hier neben privatem Glück auch Marco Reus als Freund fand.

Daniel Chitsulo in der Saison 2005/06 Foto: imago images/Eduard Bopp

In der Rückrunde zeigt sich, dass mit Chitsulo nun das fehlende Rädchen in einer gut geölten Angriffsmaschine des Vereins aus dem Münsterland zur Verfügung steht. Das Team legt eine Siegesserie ohnegleichen hin, an der der schnelle Stürmer maßgeblich beteiligt ist. In 15 Spielen erzielt er fünf Treffer und legt eine Reihe weiterer Tore auf. Rot Weiß Ahlen grüßt am Saisonende die anderen Klubs von der Tabellenspitze und steigt in die 2. Liga auf.

Die Stadt mit ihren 50 000 Einwohnern steht Kopf. Niemand hat mit diesem Aufstieg ernsthaft rechnen können, dementsprechend ausgelassen fallen die Feierlichkeiten aus. Die Fans rufen immer wieder nach Publikumsliebling „Chitsu“, der sich auch nicht lumpen lässt und mit seiner Version des Xavier Naidoo-Hits „Dieser Weg“ seine Sangeskünste unter Beweis stellt.

Daniel Chitsulo jubelt mit Kevin Großkreutz über ein Tor von Rot Weiß Ahlen in der Saison 2008/09 Foto: imago images/Revierfoto

Ahlener Sturmwirbel mit Chitsulo und Marco Reus

Die Aufstiegseuphorie verhilft den Ahlenern in der neuen Saison zu einem gesicherten Mittelfeldplatz. Seinen beiden Profeinsätzen beim VFL Osnabrück kann Daniel Chitsulo 22 weitere hinzufügen. Am 12. September 2008 erzielt er beim 2:1-Auswärtssieg in Oberhausen seinen einzigen Saisontreffer – gleichwohl einen historischen, denn es ist das erste Tor eines Spielers aus Malawi in einer westeuropäischen Profiliga.

“Er war nicht nur schlank, er war dünn. Seine Oberschenkel hatten ungefähr den Umfang meiner Waden, mehr nicht.”

Sein Nebenmann im Angriff ist ein Jungspund aus dem Nachwuchs des Vereins: Marco Reus. Vom BVB aussortiert hat er in der A-Junioren Bundesliga West zwölf Saisontore für die Ahlener erzielt. Auch bei den Profis weiß er mit seiner überragenden Schnelligkeit und ausgezeichneten Technik zu überzeugen – und kompensiert damit seine mangelnde Robustheit. „Er war nicht nur schlank, er war dünn“, erinnert sich Chitsulo. „Seine Oberschenkel hatten ungefähr den Umfang meiner Waden, mehr nicht. Trotzdem war er mitunter von seinen Gegenspielern selbst durch Fouls nicht zu stoppen.“

Daniel Chitsulo feiert den Auswärtssieg der Ahlener in Oberhausen in der Saison 2008/09 Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Die beiden Offensivkräfte freunden sich an, der 25jährige Malawier steht dem 19-jährigen Linksfuß mit Rat und Tat zur Seite – auch bei der Auswahl der Fußballschuhe. „Durch meinen damaligen Berater hatte ich gute Verbindungen zu Puma“, erzählt Chitsulo. „So kam ich immer an die neusten Fußballschuhe. Marco stand auch auf Puma-Schuhe und hat sich so manches Paar von mir ausgeliehen.“

Der Kontakt zu Deutschlands Fußballer des Jahres von 2012 und 2019 besteht noch heute, Daniel Chitsulo verfolgt Reus‘ Karriere nach wie vor mit großem Interesse. „Seine Leichtfüßigkeit ist ebenso einzigartig wie seine Coolness beim Abschluss“, sagt er. „Wenn Verletzungen ihn nicht immer wieder zurückgeworfen hätten, wäre er ein Kandidat für den FC Barcelona gewesen.“

Man sagt, dass das zweite Jahr nach dem Aufstieg immer das schwerste ist. In der darauffolgenden Saison erfahren das auch die Ahlener, die zum Ende der Spielzeit auf dem letzten Tabellenplatz landen und absteigen müssen.

Die VdV als Sprungbrett für den Wechsel zu Rot-Weiß Essen

Chitsulos Vertrag in Ahlen ist ausgelaufen, er steht zu Beginn der Saison 2009/10 ohne Verein da. Zunächst hält er sich bei Fortuna Köln fit, dann schließt er sich dem Trainingscamp der VdV für vertragslose Profis an. Dort trifft er unter anderem auf Stefan Wessels, Thomas Cichon und Alassane Ouedraogo, mit denen er unter der Anleitung von Karl-Heinz Pflipsen und Christian Hock zweimal täglich trainiert und am Wochenende Testspiele bestreitet. Seine ansprechenden Leistungen in diesen Partien wecken das Interesse von Rot-Weiss Essen.

Daniel Chitsulo in einem Spiel der VdV gegen den 1. FC Köln in der Saison 2009/10 Foto: imago images/Eduard Bopp

Der Traditionsverein aus dem Kohlenpott ist auf der Suche nach einem schnellen und torgefährlichen Stürmer.  Der malawische Nationalspieler unterschreibt in der Winterpause einen Vertrag bis zum Saisonende. In der Ruhrmetropole trifft Chitsulo auf eine Reihe ehemaliger Spieler des 1. FC Köln: Alassane Ouedraogo, Markus Kurth, Sebastian Zinke und Mike Wunderlich trainieren allesamt unter Trainer Uwe Erkenbrecher, der ebenfalls auf eine Vergangenheit beim Geißbockclub zurückblicken kann. Er kommt in der Rückrunde auf 14 Einsätze für Essen, bei denen er einen Treffer erzielt.

Privat gibt es Grund zur Freude für Chitsulo. Er heiratet seine langjährige Freundin Miriam, die er wenige Wochen nach seiner Ankunft in Köln kennengelernt hat. „Sie wollte sich ein Training der FC-Profis anschauen und hat mich nach dem Weg zum Geißbockheim gefragt“, erzählt er. „Wir haben uns dann immer mal wieder beim FC gesehen, zwei Jahre später wurden wir schließlich ein Paar.“ Das Glück der beiden perfekt macht Naomi, ihre erste Tochter, die im Dezember 2010 das Licht der Welt erblickt.

Daniel Chitsulo im Einsatz für Rot-Weiss Essen gegen den SC Verl in der Saison 2009/10 Foto: imago images/Dünhölter SportPresseFoto

Im Sommer meldet sich Marc Fascher bei dem Ex-Osnabrücker. Fascher wollte ihn schon in seiner Zeit als Trainer von Kickers Emden verpflichten.  Chitsulo scheute damals jedoch den Umzug in den hohen Norden, wollte lieber im Westen bleiben. Inzwischen ist Fascher zu Preußen Münster gewechselt und lockt den vertragslosen malawischen Internationalen in die westfälische Universitätsstadt. Der Regionalligist ist ambitioniert und strebt mit allen Mitteln den Aufstieg in die 3. Liga an.

Aufstiegsheld und Publikumsliebling in Münster

Der Stürmer unterschreibt einen Zweijahresvertrag bei den Preußen, wo er mit Dominique Ndjeng auf einen alten Bekannten trifft und mit Spielern wie Jürgen Duah, Babacar N’Diaye und Sercan Güvenisik ein starkes Gerüst vorfindet. Das Mannschaftsgefüge passt, Faschers Elf fährt Sieg um Sieg ein und profitiert dabei auch von den Offensivkünsten Chitsulos, der in 29 Spielen sechs Tore erzielt und zahlreiche weitere Treffer vorbereitet. Die Preußen beenden die Saison an der Tabellenspitze und schaffen den so sehr ersehnten Aufstieg.

Publikumsliebling in Münster – eine schwere Verletzung – der Wechsel zu Bergisch Gladbach

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