Der malawische Internationale dankt ihm diese Förderung mit seiner bis dahin besten Saison in der 2. Mannschaft der Kölner. Bis zur Winterpause erzielt er sieben Tore und eine Reihe von Torvorlagen. Bei den Profis steht Uwe Rapolder nach nur drei Punkten aus den letzten neun Partien unter erheblichem Druck. Er beruft Chitsulo in den Bundesligakader für das Heimspiel gegen Werder Bremen und auch für die letzte Begegnung vor der Winterpause, die der FC auf der Bielefelder Alm gegen die heimische Arminia bestreitet.
“Ich war heiß, wollte unbedingt spielen. Wer weiß, wie meine Karriere verlaufen, wenn Rapolder mich eingesetzt hätte?”
Daniel Chitsulo wähnt sich kurz vor seinem Ziel, ein Einsatz bei den Profis scheint nun zum Greifen nahe. Doch es kommt anders. Er kommt nicht zum Zuge, beide Spiele gehen verloren. Manager Andreas Rettig tritt zurück, auch Rapolder muss seinen Hut nehmen, sehr zum Bedauern des jungen Malawiers. „Ich war heiß, wollte unbedingt spielen“, erinnert er sich. „Wer weiß, wie meine Karriere verlaufen, wenn Rapolder mich eingesetzt hätte?“
Chitsulo läuft in der Rückrunde für die FC-Amateure auf, erzielt noch fünf Treffer, kann jedoch wie auch seine Mannschaftskollegen Thomas Kessler, Silvio Pagano und Mike Wunderlich den Abstieg aus der Regionalliga Nord nicht verhindern. Eine enge Freundschaft entwickelt er mit seinem damaligen Mitspieler Gérard Sambou. Der heutige Spieler von Borussia Freialdenhoven wird 2011 Taufpate von Chitsulos erster Tochter Naomi.
Inzwischen hat Hans-Peter Latour das Traineramt bei den Profis übernommen, findet sich jedoch in einem schier aussichtslosen Abstiegskampf wieder, bei dem er den Torjäger der FC-Amateure aus den Augen verliert. „Für mich war schnell klar, dass mein Weg beim FC zu Ende war“, sagt der sprungkräftige Stürmer. „Hier würde ich den Sprung zu den Profis nicht mehr schaffen.“
Unverhoffter Aufstieg mit dem VfL Osnabrück
Im Gegensatz zu den FC-Amateuren bleibt Daniel Chitsulo in der Regionalliga Nord und wechselt zum VfL Osnabrück. Trainer Pele Wollitz hat in der Saison 2006/07 eine schlagkräftige Truppe zusammen mit Spielern wie Joe Enochs, Markus Feldhoff, Thomas Cichon und Dominique Ndjeng, den es gemeinsam mit Chitsulo vom Geißbockheim an die Bremer Brücke gezogen hat. Mit Addy-Waku Menga, dem wuchtigen Mittelstürmer des VfL, versteht er sich im Nu. Der Nationalspieler der Demokratischen Republik Kongo wird 2015 Taufpate von Chitsulos zweiter Tochter Leona.
Der ehemalige FC-Spieler bestreitet 33 Spiele, erzielt dabei sechs Tore und bereitet eine Reihe von Treffern der besten Torschützen, Thomas Reichenberger und Addy-Waku Menga, vor. Damit trägt er maßgeblich dazu bei, dass das Team aus der Friedensstadt bis zum Schluss in Schlagdistanz zu den ersten beiden Plätzen bleibt, die den Aufstieg in die 2. Liga bedeuten. Am letzten Spieltag benötigt der 1. FC Magdeburg lediglich einen Punkt aus der Partie gegen den FC St. Pauli, unterliegt jedoch, und so steigt der VfL Osnabrück durch einen Treffer, den Thomas Reichenberger in der 89. Spielminute zum 2:1-Sieg bei Rot Weiß Ahlen erzielt, in die 2. Bundesliga auf.
Kaum jemand hat wirklich noch an diesen Aufstieg geglaubt, umso euphorischer wird dieser Erfolg von Mannschaft, Verein und Fans gefeiert. „Wir hatten eine tolle Truppe zusammen, die sich nicht nur auf dem Spielfeld bestens verstand“, erinnert sich Chitsulo. „Auch während der Saison haben wir privat viel miteinander unternommen.“ Pele Wollitz muss nun zu seinem Versprechen stehen, das er dem sprunggewaltigen Stürmer gegeben hat: Sollte der VfL aufsteigen, darf er zwei Wochen länger bei seiner Familie in Malawi bleiben.
Ärger mit Wollitz und Wechsel zu Rot Weiß Ahlen
Ende Juli kommt Chitsulo aus seiner Heimat zurück. Er hat den Trainingsplan, den Wollitz ihm für den Urlaub mitgegeben hat, minutiös eingehalten, hat jeden Tag Kilometer um Kilometer auf seiner Laufstrecke abgespult. Trotz des ganzen Trainingseifers kehrt er jedoch mit vier bis fünf Kilo Übergewicht zurück – und zieht sich den Zorn seines Trainers zu. „Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ein gemütliches Beisammensein ohne zu essen in unserer Kultur gar nicht vorstellbar ist“, erläutert er. „Meine Mutter hat mich bekocht, zahlreiche Einladungen bei Freunden und Nachbarn kamen hinzu. Es wäre extrem unhöflich gewesen, das dabei angebotene Essen abzulehnen.“
Aber alle Erklärungsversuche stoßen beim Trainer auf taube Ohren, Chitsulo verbringt die meiste Zeit auf der Bank. Als er bis zur Winterpause lediglich auf zwei Einsätze in der 2. Bundesliga kommt, zieht er die Konsequenzen. Er wechselt zu Rot Weiß Ahlen, die nach der Hinrunde den 10. Platz in der Regionalliga Nord belegen. „Ich wollte endlich wieder spielen, mich zeigen, das Interesse anderer Vereine wecken“, sagt er.
Von Platz 10 an die Tabellenspitze – und zum Aufstieg
Trainer Christian Wück steht ein ausgewogen besetzter Kader zur Verfügung mit Spielern wie Nils-Ole Book, Deniz Naki, Lars Toborg, Daniel Thioune – und Kevin Großkreutz. „Er war es, der aus der Truppe ein wenig herausstach. Fußballerisch und auch von seiner Mentalität, nie aufgeben zu wollen“, berichtet Chitsulo und lacht. „Aber er war auch damals schon ziemlich verrückt.“
Keine Aufstiegsfeier ohne “Chitsu” – im Sturm mit Marco Reus – über die VdV zu RW Essen