Lasse Sobiech ist der erste Neuzugang des 1. FC Köln für die kommende Saison. Was der Innenverteidiger so kann und welchen Typen wir uns zum effzeh geholt haben, erklärt uns das St.Pauli-Blog “Der Übersteiger”.
Groß, zweikampfstark und charakterlich integer: Das sind die Schlagworte, sobald der Name Lasse Sobiech fällt. Der Kapitän des FC St. Pauli verstärkt den 1. FC Köln nicht nur in der kommenden Zweitliga-Saison, der 27-jährige Innenverteidiger unterschrieb beim effzeh glatt einen Vierjahresvertrag. Doch wer ist der Abwehrhüne, der sich in der Abwehr der Kiezkicker in die Herzen der St. Pauli-Fans grätschte? Wie sieht man am Millerntor seinen Abschied? Welche Stärken hat der 1,96 Meter große Verteidiger, welche Schwächen?
Und was für einen Typen haben wir uns da überhaupt ablösefrei an Land gezogen? Alles Fragen, die es mit einem echten Experten zu klären gilt: Wir sprechen mit FCSP-Fan Maik, der als “Frodo” für den St. Pauli-Blog “Der Übersteiger” schreibt und darüber hinaus am sehr empfehlenswerten “Millernton”-Podcast mitwirkt, über unseren Neuzugang, der beim Stadtteil-Verein nicht nur sportlich ein hohes Ansehen genießt und dem wenige böse ob seines Wechsels ins Rheinland sind.
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Der Transfer von Lasse Sobiech zum 1. FC Köln deutete sich schon länger an, ihr hattet ihn schon früh verabschiedet. Wie weh tut der Abgang eures Innenverteidigers trotz dieses Vorlaufs?
Er wiegt sportlich und menschlich sehr schwer, ist in beiden Fällen ein immenser Verlust. Lasse war, mit zweijähriger Unterbrechung, jetzt seit 2011 im Verein und ist in den letzten Jahren zu einer tragenden Säule geworden. Als wir vor drei Jahren mal wieder tief im Abstiegskampf steckten, rief die Medienabteilung das Motto “Klasse halten” aus, welches nach erfolgtem Klassenerhalt in “Lasse halten” umgewandelt wurde. Es glaubte niemand so wirklich daran, aber am Ende konnten wir die Ausleihe vom Nachbarn tatsächlich in eine feste Verpflichtung umwandeln. Das war 2015 und sein Stellenwert im Team ist seitdem eher größer geworden. Auf der anderen Seite haben wir es als Verein eben nicht geschafft, ihm den nächsten Schritt zu ermöglichen und ihm die Perspektive Bundesliga-Aufstieg aufzuzeigen – dementsprechend finden den Wechsel zwar ausnahmslos alle sehr schade, es dürften aber auch fast alle nachvollziehen können, dass er diesen Schritt geht. Auch wenn es jetzt nur von einem mäßigen Zweitligisten zum anderen ist.
Der 1. FC Köln erhält einen robusten Innenverteidiger, einen Fels in der Brandung, der in dieser Liga im wahrsten Sinne des Wortes ins oberste Regal greift, dabei eben auch noch Torgefahr bei Standards ausstrahlt und Gegenspieler bindet. Auch wenn am Ende die Brechstange ausgepackt wird, kann man ihn als Zielspieler immer nach vorne schicken, der dann dort die Bälle ablegen kann.
Hinter dem FC St. Pauli liegt eine eher ernüchternde Saison mit vielen Schwierigkeiten, aber dem Klassenerhalt am Ende. Wie groß ist der Anteil von Lasse Sobiech an diesen Turbulenzen?
Da reicht ja zunächst ein Blick auf die nackten Zahlen. Mit 2,94 beim “kicker” einer der notenbesten Feldspieler der Liga, wahrscheinlich auch der beste Innenverteidiger. (Der zweitbeste, Anm.d.Red.) Dazu durch seine Kopfballstärke auch bei Standards eine Bank, sowohl defensiv als auch offensiv. Darüber hinaus ist er in der Mannschaft einer derjenigen gewesen, der immer voran gegangen ist, der seinen Körper immer für den Verein reingeworfen hat, sofern es die Verletzungen auch nur annähernd hergaben.
Was für einen Spieler erhalten wir? Wo liegen seine Stärken und wo seine Schwächen?
Einen robusten Innenverteidiger, einen Fels in der Brandung, der in dieser Liga im wahrsten Sinne des Wortes ins oberste Regal greift, dabei eben auch noch Torgefahr bei Standards ausstrahlt und Gegenspieler bindet. Auch wenn am Ende die Brechstange ausgepackt wird, kann man ihn als Zielspieler immer nach vorne schicken, der dann dort die Bälle ablegen kann. Schwächen? Naja, der Spielaufbau eines Jerome Boateng ist vielleicht noch etwas besser als bei Lasse, muss man sagen.
Unser Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. Hat er das Zeug zum Stammspieler in einer Aufstiegself? Kann er auch in der 1. Bundesliga eine gute Rolle spielen?
Dies hängt sicher auch davon ab, wer bei Euch alles bleibt, aber grundsätzlich wird er mit dem Anspruch zu Euch kommen zu spielen – und aus meiner Sicht sollte dies auch klappen. Die Erstligareife wird ihm hier von Kritikern gerne abgesprochen, weil er es damals bei unserem Nachbarn nicht geschafft hat. Dazu muss man aber sagen, dass dort ja alle Spieler erst mal pauschal zehn Prozent des Leistungsvermögens einbüßen und er mit damals 22 sicher auch ein völlig anderer Mensch war, als er es jetzt fünf Jahre später ist, in denen er doch ziemlich gereift ist. Will sagen: Ich traue ihm dies absolut zu.
Ihr bekommt da einen Spieler, der durch die verschiedenen Stationen sehr gereift ist, mit beiden Beinen im Leben und auf dem Boden steht und sich innerhalb einer Mannschaft immer positiv einbringen wird. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass er das “Mehr”, welches der FC St.Pauli drumherum bietet, sehr gerne annahm, ohne damit hausieren zu gehen oder es aus Imagegründen zu tun.
Auf und neben dem Rasen gilt Lasse als starker Charakter und war bei Euch Führungsspieler. Wie würdest du ihn als Typ beschreiben?
Wir hatten ihn als Gast für den MillernTon vorgesehen, leider kam dann kurz vor der Zusage doch noch was dazwischen und so haben ich ihn nicht länger sprechen können. Ich glaube aber, soweit man das von außen bewerten kann, dass Ihr da einen Spieler bekommt, der durch die verschiedenen Stationen sehr gereift ist, mit beiden Beinen im Leben und auf dem Boden steht und sich innerhalb einer Mannschaft immer positiv einbringen wird. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass er das “Mehr”, welches der FC St.Pauli drumherum bietet, also die Möglichkeit sich auch in soziale Projekte einzubringen, sehr gerne annahm, ohne damit hausieren zu gehen oder es aus Imagegründen zu tun. Wie gesagt, das ist alles eher von außen betrachtet, hat sich über die Jahre aber so verfestigt.
Aus Hamburg, wo er beim Publikum anerkannt war, geht es nun nach Köln. Glaubst du, er passt zu unserem durchaus verrückten Verein?
Naja, dass er in der Jugend beim BVB war, kommt Eurer Fanfreundschaft ja entgegen… Spaß beiseite: Ich glaube, er hat in den Jahren hier ein Gespür dafür entwickelt, wie man als Spieler sich auch aktiv mit Verein und Fanszene auseinandersetzen kann, ohne die üblichen leeren Gesten wie Wappen küssen oder ähnliches bemühen zu müssen. Wenn er dazu auch bei Euch die Gelegenheit bekommt, wird er dies sicher gerne annehmen und sich entsprechend einbringen können. Und was mediale Aufmerksamkeit anbelangt, da ist der Effzeh uns sicher voraus, aber er ist da auch gut drauf vorbereitet.