Doch mittlerweile ist alles anders, in diesem modernen Fußball! Die Bundesliga setzt schließlich seit dieser Saison auf Video-Schiedsrichter. Die Fachmänner am Flachbildschirm nehmen strittige Szenen noch einmal genau unter die Lupe und können den mit lediglich zwei rückständigen, analogen Augen ausgestatteten Kollegen korrigieren, wenn es denn notwendig sein sollte.
Dennoch kann man getrost davon ausgehen, dass sich Sören Storks bereits ziemlich sicher ob seiner Entscheidung war, als er mit den Armen einen Bildschirm in die Kölner Abendluft malte und das jämmerliche Gejaule des Hamburgers noch einmal überprüfen ließ. Das Ergebnis?
Gelb für “Papa” statt Rot für “Cordo-babo”
Papadopoulos’ peinliche Einlage wurde nicht nur aufgedeckt, sondern brachte dem Hamburger auch noch eine gelbe Karte ein. “Die war verdient”, räumt der 25-Jährige mittlerweile ein. Dass die Korrektur der Video-Schiris in der TV-Übertragung einen prominenten Platz einnahm, gab es als Geschenk der Bundesliga-Regie dann noch gratis als Kirsche auf der Torte oben drauf. Die neue Technik muss schließlich zelebriert werden!
Ey, Siri, der hatt m1 Hertz: Kyriakos Papadopoulos | Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images
Und so ergoss sich im Netz nicht viel später die verdiente und wenig überraschende Häme über Papadopoulos. Mitleid muss man mit “Papa” aber nicht haben: Dass die Video-Schiris im Einsatz sein würden, wusste am zweiten Spieltag der Bundesliga-Saison schon jedes Kind im ganzen Land. Und daher müssen zwei Fragen am Ende noch erlaubt sein!
Zwei Fragen bleiben offen
Zum einen: Wie viel Stroh muss man eigentlich im Kopf haben, um so etwas (auch noch mit einer Kapitänsbinde am Arm) sogar dann noch zu probieren, wenn vorher klar ist, dass derartige Versuche ab jetzt nicht mehr ungesühnt bleiben können?
Zum anderen noch ein ganz sachlicher Gedanke: Wenn man dank des Video-Assistenten nun eindeutig beweisen kann, dass ein Spieler mit Schauspielerei probiert, eine rote Karte für den Gegner herauszuholen, wieso wird das dann nicht mit eben dieser bestraft? Der potenzielle Verlust ist für das Opfer doch schließlich ungleich größer, als es die lediglich gelbe Karte für den Täter ist, wenn er bei seiner Inszenierung erwischt werden sollte.
Die neue Technik bietet da doch eine gute Gelegenheit, der Theatralik im Spiel endlich mal ein wenig Einhalt zu gebieten. Dann hätte die griechische Tragödie auf der Müngersdorfer Bühne wenigstens irgendeinen Nutzen gehabt. Mit ewigem Spott geben wir uns im Zweifel aber auch zufrieden.