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Nachspiel

#KOESVW: Gelaufen, geliefert, geliebt

Der effzeh legt im wichtigsten Spiel der jüngeren Klubgeschichte los wie die Feuerwehr und gewinnt nach einer wahren Achterbahnfahrt mit 4:3 gegen Werder. Die dunklen Wolken der letzten Jahre sind endgültig verzogen.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Der effzeh legt im wichtigsten Spiel der jüngeren Klubgeschichte los wie die Feuerwehr und gewinnt nach einer wahren Achterbahnfahrt mit 4:3 gegen Werder. Die dunklen Wolken der letzten Jahre sind endgültig verzogen.

Jörg Schmadtke brachte es nach dem Spiel am Sky-Mikro auf den Punkt: “Wir mussten heute liefern. Und wir haben geliefert.” Mehr musste man nicht sagen. Schon vor dem Spiel hatte effzeh-Trainer Peter Stöger in ungewohnt klarer Manier gesagt, dass voll “auf Sieg” gespielt werden würde. Und seine Mannschaft ließ nach einem unglücklichen (Hoffenheim) und einem glücklichen (Dortmund) Unentschieden von Sekunde Eins an nicht den Hauch eines Zweifels daran aufkommen, dass sie verstanden hat, worum es jetzt geht und bereit ist, für den Sieg und das neue große Saisonziel Europa an die Grenzen und darüber hinaus zu gehen.

Grenzen schien es dabei zu Beginn gegen Werder nicht zu geben, der effzeh ging vor atemberaubender Kulisse 2:0 gegen die Gäste von der Weser in Führung. Doch das Team der Stunde (elf Spiele in Serie zuvor ungeschlagen) schlug zurück und spätestens nach dem Ausgleich war wohl jedem effzeh-Fan im Stadion, in der Kneipe oder zu Hause klar: Das hier könnte eine ganz verrückte Nummer werden. Ohne Aufregung macht es der Klub vom Rhein einfach nicht – im positiven wie im negativen Sinne.

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Müngersdorf singt und liegt sich in den Armen

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Es wurde die verrückte Nummer: Kurz vor und kurz nach der Pause schlugen die Stöger-Jungs durch Modeste und Zoller blitzschnell zu, der alte Abstand war wiederhergestellt, im Stadion kochte die Stimmung. Müngersdorf sang und feierte, der Funke sprang vom Team und seiner leidenschaftlichen Leistung voll auf die Ränge über. Vergessen die dürftigen, lethargischen Auftritt gegen Hamburg, Gladbach und Augsburg vor wenigen Wochen. Auf dem Rasen standen gegen Bremen elf Spieler, die bereit waren, alles für den Sieg zu geben. Das wichtigste Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte wurde auf dem Rasen als genau das wahrgenommen.

Ob nun Fans und Mannschaft permanent daran dachten, dass es an diesem historischen Freitag-Abend auf den Tag genau fünf Jahre her war, dass der effzeh mit einer Heimpleite gegen die Bayern den bitteren Gang in die 2. Liga antreten musste und Teile der Anhängerschaft erst die Südtribüne und dann das ganze Stadion in eine schwarze Rauchwolke gehüllt hatten, weiß man nicht. Unterbewusst war diese Sternstunde der Stöger-Ära exakt fünd Jahre nach der “Schwarzen Wand” sicher aber ein Katalysator für Stimmung, Einigkeit und ein beeindruckendes Wir-Gefühl von 50.000 Zuschauern in Müngersdorf und elf Spielern auf dem Rasen. Die Schlussphase des Spiels wird in die effzeh-Geschichte eingehen.

Taumelnder Boxer

Denn nachdem Werder auf 4:3 rangekommen war, machten sie mit ordentlich Luft in der Schlussphase Druck auf das effzeh-Tor. 50.000 Kehlen auf den Rängen schufen eine einzigartige, selbst in Müngersdorf selten gehörte Stimmung. Der Support trieb die Mannschaft dazu, über das Äußerste gar hinauszugehen. Modeste fightete um jeden Ball, so wie alle anderen auch. Der effzeh wirkte in der Schlussphase teilweise wie ein angeknockter Boxer und taumelte. Aber: Er fiel nicht. Was fiel, waren nach Schlusspfiff alle Zurückhaltungen.

Minutenlang schallte es ohrenbetäubend durch Müngersdorf, die Mannschaft war lange nach Abpfiff noch auf dem Rasen – der effzeh und seine Fans: An diesem Abend gab es für den Moment nichts anderes als Einigkeit und Glücksgefühle. Fünf Jahre nach einem der schwärzesten Tage der Klubgeschichte erlebte eine große Fußballfamilie eine der leuchtendsten Stunden seit sehr langer Zeit. Viele Faktoren, natürlich auch Glück, spielten hier eine Rolle, der wichtigste war jedoch die heißen Herzens vorgetragene Leistung des Teams. Genug geschrieben. Lassen wir die Helden der magischen Nacht von Müngersdorf zu Worte kommen:

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Die Stimmen der Helden

Anthony Modeste: “Wir haben tolle Fans, die uns die ganze Saison unterstützen. Mit diesen Fans kannst du hoffentlich Europapokal spielen. Das war ein komisches Spiel. Wir haben zu viele Tore kassiert. Das war gut für die Fans, aber für uns ist das ein bisschen – sorry – scheiße. Heute haben wir gezeigt, wer mehr Hunger hat. Wir wollen Europa League spielen.”

Peter Stöger: “Es war ein außergewöhnliches Fußballspiel. Das hat Spaß gemacht. Wir wissen, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben. Aber wir haben noch zwei Spiele.”

Jörg Schmadtke: “Besser als die erste halbe Stunde können wir kaum spielen, dann hat uns aber etwas die Ruhe gefehlt. Am Ende haben wir aber verdient gewonnen. Respekt für die Mannschaft, denn die Situation war nicht so einfach.”

Bremens Coach Alexander Nouri zollte beiden Teams höchsten Respekt und sprach trotz Niederlage begeistert in die Mikros: “Wir haben zwar verloren, aber alle Zuschauer haben gewonnen. Sie haben ein fantastisches Spiel gesehen. Es ist zwar bitter, dass wir verloren haben, aber ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben eine unglaubliche Moral und Willensleistung gezeigt, waren aber insgesamt zu fehlerhaft.”

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