Der 1. FC Köln hat endlich wieder vor heimischem Publikum gewonnen. Fast sieben Monate lang mussten die Fans im Müngersdorfer Stadion auf das Gefühl warten, als Sieger nach Hause zu fahren. Noch der letzte Versuch, die Heimschwäche gegen Hertha BSC zu überwinden, endete in einem Debakel.
Nun stand mit dem SC Paderborn ein weniger klangvoller Name auf dem Programm. Doch die Erinnerungen an die letzten Aufeinandertreffen mit den Ostwestfalen mit Minimalbudget boten dennoch genug Grund für Besorgnis: In zwei Zweitligaspielen und einem Testspiel unterlagen die „Geißböcke“ den Paderbornern in der letzten Saison. Die letzten sechs Pflichtspiele gegen den SCP brachten alle keinen Sieg ein. Und auch die Tabellensituation der aktuellen Spielzeit sorgte nicht unbedingt für weniger Druck für die Elf von Achim Beierlorzer. Das Heimspiel gegen Padernborn war aus Geißbock-Perspektive die erste richtige Pflichtaufgabe der Saison. Und die Kölner, die vor der Länderspielpause auswärts auf Schalke bereits eine gute Leistung gezeigt hatten, lieferten.
VARten auf das Tor
Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images
„Wir haben von Anfang an gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Wir hatten gute Ballgewinne, haben schnell umgeschaltet und kamen zu vereinzelten Chancen“, fasste Simon Terodde den Kölner Auftritt in der Anfangsphase passend zusammen. Der 31-Jährige hatte im Sturm den Vorzug vor Anthony Modeste und Jhon Cordoba erhalten. Bereits nach neun Spielminuten sollte sich dieser Schachzug rentieren: Terodde stand nach einem Eckball bei einem Paderborner Querschläger im Strafraum goldrichtig, versenkte den Ball aus kurzer Distanz in den Maschen und sorgte so schon früh für Jubel in Köln-Müngersdorf.
Der wurde allerdings durch Schiedsrichter Manuel Gräfe jäh gestoppt: Der Linienrichter hatte die Fahne gehoben, der Treffer wurde vom Videoschiedsrichter (VAR) überprüft. Und das sollte, obwohl Terodde eindeutig nicht im Abseits gestanden und Sebastiaan Bornauw niemand ernsthaft behindert hatte, eine kleine Ewigkeit dauern. Nachdem man also geschlagene 2:24 Minuten nach einem Grund gesucht hatte, Teroddes Tor nicht zu geben, gab der Videoschiedsrichter auf der anderen Rheinseite sich doch geschlagen – der effzeh führte tatsächlich und rechtmäßig mit 1:0. „Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht im Abseits stand, deswegen habe ich mich ein bisschen gewundert“, erklärte der Torschütze zur Überprüfung später. „Als dann endlich das Zeichen kam, war es natürlich Freude pur.“
Nach der Pause alles klar gemacht
Freude pur sollte auch etwas mehr als 81 Minuten später herrschen: Die Kölner hatten eine engagierte Leistung gegen die Gäste aus Paderborn gezeigt, die der resoluten Verteidigung um Bornauw und Rafael Czichos nur wenig entgegensetzen konnten und in der eigenen Defensive Chancen für die „Geißböcke“ zuließen. Es dauerte dennoch bis zur 59. Spielminute, ehe Louis Schaub mir seinem ersten Saisontor für die beruhigende 2:0-Führung sorgte. Der Österreicher traf nach guter Vorarbeit von Kingsley Schindler mit einem Kopfball. Fünf Minuten vor Spielende machte Bornauw ebenfalls per Kopf nach einem Eckball den Deckel drauf. Mit fünf Kopfballtoren belegt der FC in dieser Disziplin übrigens nun den ersten Rang in der Bundesliga. Vorher hatten Schindler (65.) und der eingewechselte Jhon Cordoba (84.) zwei Hundertprozentige ungenutzt gelassen.
Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images
„Ich habe ein tolles Spiel von unserer Mannschaft gesehen“, freute sich Trainer Beierlorzer über den durchaus souveränen 3:0-Sieg. „Vor allem in den ersten 25 Minuten haben wir super Fußball gespielt. Wir haben schnell kombiniert, sind immer wieder zwischen die Linien gekommen und dann eben auch in die Spitze hinein.“ Nach der Führung sei man „ein bisschen zu passiv“ gewesen. „Das haben wir in der Halbzeit auch angemerkt“, erklärte Beierlorzer nach der Partie. Die Reaktion seiner Mannschaft sollte nicht ausbleiben.
Schaub: “Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns”
Besonders Grund zur Freude hatte unterdessen Louis Schaub, der nicht nur einen Treffer beisteuerte, sondern einen insgesamt starken Eindruck hinterlassen konnte. „Wir hatten uns für das heutige Spiel viel vorgenommen. Ich glaube, dass man das auch gesehen hat“, erklärte der Österreicher nach der Partie. „Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns.“ Ein Pflichtsieg eben.
Tabellarisch gibt es ebenfalls den verdienten Lohn für die Mühen der Geißböcke: Mit dem Sieg gegen Paderborn springt Köln auf Platz 15 – und verlässt damit die Abstiegsränge. Zudem bietet sich Beierlorzer und seiner Mannschaft nun die Chance, sich mit einer Serie Luft zu verschaffen: Bereits am nächsten Spieltag treten die Kölner bei Mainz 05 an, die Rheinhessen haben mit sechs einen Zähler weniger auf dem Konto als die Geißböcke. Nur eine Woche später geht es für den FC dann nach Düsseldorf – die Fortuna ist mit sieben Punkten nach dem achten Spieltag gleichauf mit den rheinischen Rivalen aus Köln. Nach der souverän erledigten Pflicht folgt nun also die Chance auf eine gute Kür.