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Vorspiel

Köln im Heimspiel gegen Aue: Zwischen Schönheit und Grauen

Der 1. FC Köln trifft auf Erzgebirge Aue. Die endgültige Realisierung der Zweitklassigkeit. Vertraut Markus Anfang für das Geduldsspiel auf zwei Kopfballspezialisten?

Foto: Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images

Der 1. FC Köln hat ein Heimspiel am Samstagmittag gegen Erzgebirge Aue. In den Ohren des heimatliebenden Touristen klingen diese Worte wohltuend. Reiseführer schwärmen von den sanften Hügeln des Mittelgebirges und den schroffen Felsen des angrenzenden Elbsandsteingebirges. Von den zahlreichen Kurorten mitsamt, von den alten Eisenbahn-, den unzähligen Wanderstrecken. Das kleine Örtchen Aue inmitten der Gebirgskulisse in einem tiefen Talkessel am Zusammenfluss von Schwarzwasser und Zwickauer Mulde. Erzgebirge Aue.

Aus den Mündern der großmännischen Fußballfans der deutschen Metropolen mit grandiosen Träumen, aber mit immer seltener grandios spielenden Fußballteams, hört sich dieser Ausruf wie eine Beleidigung an. Mit Missachtung und tief nach unten verzogenen Mundwinkeln sprechen sie von Aue. All die Kölner, Hamburger, Berliner, Frankfurter, Stuttgarter und die anderen Traditionalisten, die ihr Team auf Ewig in den Top-5 der Bundesliga sehen.

Aue der ultimative Ausdruck von Zweitklassigkeit

Aue als der ultimative Ausdruck von Zweitklassigkeit. Nicht auszumalen, wie oft in den letzten Monaten wohl in Kölner Haushalten der Spruch “Dann fahren wir halt wieder nach Sandhausen oder Aue…” gefallen ist. Stets begleitet von einem tiefen Seufzen, in dem bittere Enttäuschung sitzt. Aue können Eltern ihren Kindern nicht mehr als großen Hit verkaufen. Gefühlstechnisch also alles eher miserabel.

Und dann noch ein Verein mit Erzgebirge im Namen. Das klingt schon irgendwie so nach großen Abwehrschränken und biederen Fußballarbeitern. Nach dem sprichwörtlichen “auf Granit stoßen”. Nach einer Art gallischem Dorf auf der deutschen Fußballlandkarte ohne mit SAP arbeitenden Computern und Red Bull trinkenden Informatikern, die diese bedienen. Kurzum ein Ort, in welchem die Vermarktungsmaschinerie von DFL und DFB noch nicht wirklich angekommen ist und aus welchem die nach höherem strebenden Vereine ganz schnell wieder raus wollen.

Erzgebirge Aue: Eigentlich sympathisch

Nun ist es wieder soweit. Der 1. FC Köln empfängt eben jenes Erzgebirge Aue. Und obwohl uns dieser kleine Verein aus Sachsen mit seinem schnuckeligen Stadion ja eigentlich sympathisch ist und wir ihm auch mitnichten etwas Böses wollen, läuft uns doch beim Gedanken an das Duell ein eiskalter Schauer über den Rücken.

Das Spiel gegen den VfL Bochum ließ sich ja noch als Traditionsduell verkaufen und Eisern Union verfügt schließlich über Erstligaambitionen inklusive Star-Glamour durch Kroos-Bruder Felix (der, verfolgt man Twitter, übrigens viel lustiger zu sein scheint als sein Bruder). Aber Aue. Aue ist die endgültige Realisierung, dass du unten bist.

Nicht Fisch, nicht Fleisch beim 1. FC Köln

Der effzeh selbst weiß ja auch noch nicht so recht, ob und wie er denn jetzt in der zweiten Liga angekommen ist. Die beiden ersten Spiele? Nicht Fisch, nicht Fleisch. Die Auftritte waren nicht wirklich schlecht, aber auch nicht mitreißend.

Sie waren vielmehr die schmerzliche Erinnerung daran, dass dieser Verein die 2. Liga nicht auseinandernehmen wird, was ja auch kein vernünftig denkender Anhänger je wirklich erwartet, aber in seinem tiefsten Unterbewusstsein vielleicht, ganz vielleicht, ein wenig gehofft hatte.

Aufstieg in Aue: 2005 feierten Feulner, Bröker und Stevens | Foto: Christian Fischer/Bongarts/Getty Images

Die unlustigen Neuanfangs-Sprüche? Mittlerweile auch verbraucht. Nüchternes Fazit: Der effzeh ist solide gestartet und hat gegen zwei der auf dem Papier besten Zweitligateams respektable Punkte eingefahren. Das System des Neutrainers ist klar erkennbar, wenn auch noch nicht perfekt ausgeführt. Einige Spieler machen Lust auf mehr, andere haben noch Luft nach oben. Nichts Neues nach zwei Spieltagen.

Auf-die-Schnauze-Fall-Duell im RheinEnergie Stadion

Nun folgt eines dieser typischen Auf-die-Schnauze-Fall-Duelle, in denen du als Favorit eigentlich nur verlieren kannst. Aue reist mit einem Punkt, einem Gegentor und keinem eigenen erzielten Treffer aus den ersten beiden Spielen an. Für den seit dieser Saison in Sachsen tätigen Trainer Daniel Meyer kommt es zu einem frühen Wiedersehen mit dem Verein, der ihn nach zwei Jahren als Leiter des Nachwuchszentrums auf dessen Wunsch hin ziehen ließ.

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Meyer vertraute bei Aue – überraschend – in den beiden ersten Spielen auf eine geordnete Defensive, in welcher der bereits 36-jährige Routinier Christian Tiffert den Fixpunkt bildet. Im Müngersdorfer Stadion würde eine andere Herangehensweise sehr überraschen. Die Gäste werden dem effzeh die Initiative überlassen, womöglich sehr tief verteidigen – obwohl es den Kölnern im letzten Heimspiel gegen Union schon weh tat, wenn sie früh unter Druck gesetzt wurden.

Kopfballmonster Koziello gegen lange Kerle

Dementsprechend steht der effzeh vor der nächsten Herausforderung, seine üppigen Offensiv-PS auch ins letzte Angriffsdrittel zu bringen. Gerade das war in den beiden Auftaktspielen noch ein großes Problem. Gut möglich, dass bei der Bewältigung dieser Aufgaben Vincent Koziello und Simon Terodde helfen.

Der Franzose und der zweifache Zweitligatorschützenkönig holten sich mit starken Leistungen im DFB-Pokal-Thriller gegen BCF Dynamo neues Selbstvertrauen und könnten im Angriff für neuen Schwung sorgen. Und gerade so einen kopfballstarken Spieler wie Koziello braucht man für diese Duelle. Diese Geduldsspiele. Gegen Aue.

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