Da ist sie also die erste Niederlage der laufenden Saison. 1:0 verlieren die rot-weißen Halbgötter gegen den Favoritenschreck VfL Bochum. Es hat 15 Pflichtspiele gebraucht um den effzeh zu besiegen. Auch in Bochum kassierte man nicht mehr als ein Gegentor, allerdings ging nach vorne weniger als zuletzt. Dabei setzte Peter Stöger, ab der 75. Minute, alles auf eine Karte und agierte mit vier Sturmspitzen auf Kosten der Defensive. Der Pfosten und Manuel Gräfe wollten jedoch dem FC den Sessionsauftakt vermiesen.
Nach der besten Saisonleistung am vergangenen Montag gegen Union Berlin, bei der man von einem Klassenunterschied sprach, ist der 1.FC Köln in der Wahrnehmung nun auf Normalmaß zurechtgestutzt worden. Auch für die individuell beste Mannschaft der Liga gilt an jedem Spieltag hundert Prozent abzurufen. Mit ein paar Prozent weniger wird es schwer.
Ausgangslage
Der FC fuhr mit einem 4:0 im Rücken und mächtig dicken Eiern zum Auswärtsspiel an die Ruhr. Nach der Gala gegen Union Berlin rief ganz Fußball Deutschland schon den Ausnahmezustand aus, dass dieser FC in einer anderen Liga spiele und kaum zu bezwingen sei. Von einem Klassenunterschied war die Rede. Peter Stöger ließ das Ganze relativ kalt und mahnte vor dem Spiel gegen Bochum, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen könne und man immer 100% abrufen müsste.
Gerade gegen den VfL der zwar saisonübergreifend etwas schwächelt, aber gegen die Mitfavoriten um den Aufstieg stetig punktete -so in Fürth gegen Lautern und bei Union Berlin. Zudem gewann man am letzten Spieltag auswärts in Cottbus – für Peter Neururer der Startschuss zur Verbalattacke gegen seinen Ex-Verein_ „Es wird Zeit, dass der FC ein Spiel verliert“. Am Ende sollte er mal wieder Recht behalten.
Spielverlauf
Peter Neururer ließ die selbe Truppe auflaufen, wie beim 1:0-Auswärtserfolg in Cottbus , genau wie Peter Stöger – der nach dem 4:0 auch sehr wenig Anlass hatte etwas zu korrigieren. Helmes stürmte also wieder von Beginn an, Ujah blieb somit wieder nur der Platz auf der Bank.
In den ersten Minuten zeigte sich schon, dass Bochum nicht vorhatte in Angst zu erstarren, nur weil der Super-effzeh zu Gast war. Im Gegenteil im Spiel nach vorne agierte der VfL wesentlich effektiver als unser effzeh. Ilsö hatte mit zwei Distanzschüssen (6., 17) aber wenig Fortune. Der FC rieb sich auf, verschleppte aber den Ball und somit das Tempo zu oft – somit wurde es schwer die Lücken in der dicht gestaffelten Abwehr der Blau-Weißen zu finden. Als es einmal etwas schneller ging wurde es direkt gefährlich: Risse spielte geschickt Hector in den Lauf, doch Schiri Gräfe entschied auf Abseits. Enge Kiste.
In der 24. und 26. Minute hatte Helmes die besten Möglichkeiten der ersten Hälfte. Beide male verfehlte der Stürmer nur knapp. Ab der 25. Minute verflachte das Spiel dann zunehmend – der effzeh hielt den Ball lange in den eigenen Reihen, Bochum machte die Räume immer enger, so dass es kaum mehr Torchancen gab. Für Taktikfetischisten schön anzusehen, für den gemeinen Fußballfan eher ein durchschnittliches Gekicke. VfLs Ilsö hatte kurz vor der Halbzeit noch einmal so etwas wie eine Halbchance, die aber schnell verpuffte und sich so auch niemand wirklich über den Zwischenstand beschweren konnte.
In Halbzeit Zwei änderte sich sowohl personell wie auch spielerisch wenig. Beide Mannschaften standen hinten gut und ließen kaum etwas zu. Was auch daran lag, dass das Tempo in die Spitzen nicht wirklich vorhanden war. Dass sah auch Peter Stöger und brachte ab 60. Minute mit Tony Ujah einen weiteren Stürmer. Gerade als der FC optisch die bessere Mannschaft wurde und bemüht war um Torgefahr, schlug das sechste Gegentor der laufenden Saison hinter Timo Horn ein. Risse verlor den Ball an Acquistapace, dessen Flanke Sukuta-Pasu zum 1:0 für Bochum einköpfte (65.).
Der effzeh warf nun alles nach vorne Stöger brachte sogar noch Pritsche und Golobart fürs Sturmzentrum aber außer einer Gerhardtchance aus spitzem Winkel (69.) und ein abgefälschter Schuss von Patrick Helmes kam nicht viel dabei raus . Brenzlig wurde es noch einmal in der Nachspielzeit, als Pritsche im Strafraum von Luthe gefoult wurde, die Pfeife von Gräfe aber nicht ertönte. Und wer weiß, ob ein Elfmeter den effzeh auch wirklich weitergebracht hätte.
Insgesamt hat das glücklichere Team gewonnen. Das muss man so hinnehmen und das kann man auch.
Fazit
Diese Niederlage ist kein Weltuntergang auch wenn sie völlig unnötig war. Klar hat Peter Neururer seine Mannschaft im Rahmen der Möglichkeiten clever eingestellt, dennoch muss der Anspruch des effzeh sein, auch diese Bochumer Mannschaft zu bezwingen. An diesem Tag jedoch nicht, da zu viele Faktoren nicht so gegriffen haben wie in meisten Teilen der laufenden Spielzeit. Im Kollektiv waren unsere Helden um ein paar Prozent schwächer als im Schnitt. Das Spiel wurde oft zu sehr verschleppt und es ließ an Schnelligkeit und Zielstrebigkeit vermissen. Trotz allem hatte man genügend Möglichkeiten das Spiel für sich zu entscheiden oder aber zu mindest einen Punkt mitzunehmen.
Es bleibt dabei, spielt der effzeh seinen technisch feinen und schnellen Fußball mit der nötigen Aggressivität wird es schwer diese Truppe zu schlagen – gehen ein paar Prozent davon flöten reicht es nicht immer. Diesmal hat es nicht gereicht, man kann sich aber sicher sein, dass man daraus auch seine Lehren zieht. Die junge Truppe lernt schnell – nun also auch wie sich eine Niederlage anfühlt.
Sehr oft wird man hoffentlich in dieser Saison nicht mehr zu diesem Genuss kommen.
In zwei Wochen gegen Ingolstadt kann man das Ganze schnell korrigieren.
Kölle Alaaf!
Spieler im Fokus
Am 14. Spieltag ist es unmöglich einige Spieler als besonders gut oder besonders schlecht zu beurteilen. Alles im Allen war das zu wenig für heiß laufende Bochumer. Im Kollektiv war die Leistung am gestrigen Spieltag nicht gut und das hätte es es gebraucht, um sich auf Platz Zwei etwas Luft zu verschaffen.
Stimmen zum Spiel
Peter Stöger: „Die Niederlage fühlt sich ähnlich an, wie so ein Spiel wie in Paderborn, was wir ja noch glücklich unentschieden gestalten konnten. Ich bin nicht zufrieden. Das war ich auch schon öfter nur da konnten wir den Rückstand noch korrigieren. Wir haben zwar viel investiert in der letzten halben Stunde – davon hat man die ersten 60 Minuten zu wenig gesehen. Von den Spielanteilen hätten wir es möglicherweise verdient gehabt einen Punkt mitzunehmen.
Ich bin gern erster, ich lasse mich gerne jagen – noch viel lieber Erster mit vier Punkten Vorsprung, als ein paar Mannschaften in Schlagdistanz zu haben. Die Möglichkeit haben wir heute leider liegen lassen. Vielleicht ist die Lage auch ganz gut so, so dass wir nicht ganz so euphorisch durch die Stadt marschieren. Es gibt noch viel zu tun und es ist noch ein sehr langer Weg.“
Jörg Schmadtke: „Da war wenig Bewegung drin. Wenig Zielstrebigkeit drin. Wir haben wenig Situationen geschaffen, die den Gegner vor Probleme gestellt haben. Die haben hinten drin gestanden und da war das Ding so dicht, dass wir einfach keine Lösung gefunden haben!
Es ist für jede Mannschaft schwierig wenn du auf eine tiefstehende Abwehr aufläufst – da brauchst du viel Bewegung, viel Gegenbewegung und Kreuzbewegungen und die kriegst Du nicht jedes mal hin. Und so war es heute. Das Tiefstehen ist gegen uns kein Allheilmittel, aber heute hat es gereicht um die erste Niederlage herbeizuführen. Es sind noch 20 Spieltage und es bleibt ein langer Weg. Man muss immer bis zum Anschlag gehen und immer auch Lösungen für den jeweiligen Gegner finden und heute haben wir keine Lösungen gefunden. Das Ende zeigt auch, dass wir eher eine fußballerische Mannschaft sind – wenn wir dann die Brechstange herausholen sind wir ein bisschen ungeschickt. Das nehmen wir mit, so dass wir bei einer ähnlichen Situation vielleicht dann klüger agieren und die Bälle nicht aus dem Zentrum in den Sechzehner kloppen, sondern vielleicht erstmal ins Halbfeld , um von da präziser zu flanken. Im übrigen fände ich es unangemessen und unangebracht wenn jemand auf die Idee käme unsere Mannschaft wäre zu locker in das Spiel gegangen und hätte den Gegner nicht ernst genommen – das wäre fast schon unverschämt! Ich finde die Mannschaft hat bis zum Schluss alles versucht und wir hatten heute nur nicht die richtigen Antworten auf die Probleme die uns gestellt wurden.“
Dominic Maroh: „Die erste Halbzeit war schon nicht gut. Wir waren nicht griffig genug und waren relativ ideenlos im Spiel nach vorne. Zweite Halbzeit war besser, da hatten wir die super Chance vom Pat, danach der Eckball , wo Hacki nicht hinkommt – wenn er den Kopf nimmt ist das Ding drin. Dann bekommst du halt nach so einem Konter ein Tor, das passiert manchmal. Zum Schluss hatten wir dann noch zwei, drei gute Situationen, aber im Endeffekt fehlte uns heute die Durchschlagskraft. Es sind noch so viele Spiele, das die Serie mal reißt war ja klar, mich nervt es nur wie letztes Jahr wieder hier. Damals war auch so ein komisches Spiel. Es war einfach zu wenig heute.“
Daniel Halfar: „Wir haben heute allgemein nicht unser bestes Spiel gemacht. Viele Fehler waren im Spiel und wenig aggressiv. Bochum hat es vorgemacht wie man über den Kampf kommt. Wir wollten den Kampf auch annehmen aber heute war es einfach zu wenig. Die Niederlage war völlig unnötig, hätten wir den Kampf über 90 Minuten so angenommen wie wir es in den letzten 20 Minuten gemacht haben, wäre das Spiel anders ausgegangen. Wir sollten aber jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir sind immer noch Tabellenführer, es ist also nicht viel passiert. Wir haben leider es verpasst uns noch ein Stück weiter abzusetzen.“
Timo Horn: „So eine Niederlage ist sehr enttäuschend. Das war man ja gar nicht mehr gewohnt. Das ist schon bitter weil wir eigentlich auch hier die Qualität haben drei Punkte zu holen. Heute haben wir von Beginn an nicht das gezeigt was wir die letzten Wochen gezeigt haben. Bochum hat natürlich auch sehr tief gestanden und haben uns das Leben schwer gemacht, aber wir haben heute einfach nicht so schnell in die Spitze gespielt wie in den letzten Wochen. Für die Fans tut es mir wahnsinnig Leid, wie sie uns auch heute wieder unterstützt haben. Das gibt es bei keinem anderen Verein in der 2. Liga!“
1. FC Köln: Horn – Brecko (77. Przybylko), Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt (85. Golobart) – Risse, Halfar, Peszko (62. Ujah) – Helmes
VfL Bochum: Luthe – Freier, Maltritz, Fabian, Acquistapace – Tiffert, Jungwirth – Tasaka (70. Bulut), Ilsö (78. Latza), Cwielong (62. Bastians) – Sukuta-Pasu
Tore: 1: 0 Sukuta-Pasu (65.)
Gelbe Karten: Maltritz | Golobart
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Zuschauer: 27.555