Folge uns
.

Vorspiel

Kann Baumgart KO? Der 1. FC Köln muss beim FC Fehervar siegen

Der 1. FC Köln tritt heute in der Uefa Conference League zum Rückspiel in Ungarn beim FC Fehervar an. Die Elf von Steffen Baumgart muss siegen, um in die Gruppenphase einzuziehen. Eine Frage von Willen und Qualität.

Kann Steffen Baumgart KO? (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Die ersten 20 Minuten der Rückkehr des 1. FC Köln nach Europa verliefen so, wie sich Tausende es erträumt hatten. Die Zuschauer und Zuschauerinnen im Müngersdorfer Stadion, ohnehin von europäischer Glückseligkeit erfüllt, bestaunten einen FC, der einen Angriff nach dem nächsten forcierte, den Gegner früh und aggressiv unter Druck setzte und schnell versuchte zum eigenen Torabschluss zu kommen. Steffen-Baumgart-Fußball eben. Und welch eine Genugtuung, dass dieser Fußball nun eben auch in Europa für Furore sorgen würde. Dachte man.

Ein Sieg ist Pflicht

So und nun ist es wie es ist. Et is wie et is. Mit 1:2 unterlag der 1. FC Köln schlussendlich im Hinspiel der Conference League Playoffs und musste erkennen, dass ein Spiel eben 90 und nicht 20 Minuten dauert. Doch es gibt eine gute Nachricht: es ist zwar eine KO-Runde, nur der Gewinner zieht in die Gruppenphase ein und kann auf mehr europäische Fußballfeste hoffen, doch es gibt eben ein Rückspiel. Diese KO-Runde besteht aus zwei Mal 90 Minuten. Und darin liegt die Chance für den glorreichen 1. FC Köln. „Letzte Woche haben wir eine gute Leistung gebracht und dennoch nicht gewonnen. Morgen wollen wir gut spielen und gewinnen“, fasste es Cheftrainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel zusammen.

Dass der FC dabei enorm unter Druck steht, ist Fakt. Auch wenn Steffen Baumgart das nicht so gerne lesen will. „Wir sprechen hier wenn überhaupt vom sportlichen Druck. Wir müssen Spiele gewinnen“, so der Coach. Die Herangehensweise ist nachvollziehbar. Dennoch hat Sportchef Christian Keller mehrfach darauf hingewiesen, dass ebenjener sportliche Erfolg notwendig ist, um den effzeh auch wirtschaftlich wieder in sicheres Fahrwasser zu führen. Von nicht geplanten Mehreinnahmen ist dann immer die Rede. Und da das Team von Steffen Baumgart in der ersten Pokalrunde ausgeschieden ist, bleibt eben nur noch die Conference League, um Einnahmen zu generieren, die so nicht eingeplant sind.

Kann Baumgart KO?

Auch für die treuen Anhänger des FC, mehrere Tausend werden heute Abend in Ungarn erwartet, ist ein Weiterkommen natürlich der Wunsch Nummer 1. Klar, die Bundesliga hat Priorität und wird es immer haben. Aber wie geil ist es bitte, den FC quer durch Europa begleiten zu können? Auch emotional und in Sachen Identifikation und Bindung zwischen diesem Team und den Anhängern, ist das Spiel heute Abend um 19 Uhr (live bei RTL+) nicht zu unterschätzen.

Doch kann Steffen Baumgart KO? Auch in dieser Frage steht der Coach mittlerweile ein wenig unter Druck. Ja, es gibt immer Gründe, warum etwas nicht so funktioniert hat, wie man es sich vorgestellt hat. Das war beim kuriosen Ausscheiden aus dem DFB-Pokal in der vergangenen Saison so, als Florian Kainz sich im Elfmeterschießen selbst anschoss, das war auch in dieser Spielzeit in der ersten Runde in Regensburg so, als gleich mehrere Spieler aus elf Metern verschossen – und auch die rote Karte gegen Jeff Chabot im Hinspiel gehört in diese Kategorie. Und dennoch: Baumgart redet oft und gerne von Berlin, von Endspielen, davon, in solchen Wettbewerben etwas erreichen zu wollen und auch zu können. Der Nachweis steht allerdings noch aus.

Florian Kainz ist links absolut gesetzt (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Timo Hübers ist als Abwehrchef beim Unternehmen Auswärtssieg auf jeden Fall gesetzt. Für ihn ist die Herangehensweise keine andere als sonst auch. „Die Zuversicht ist immer noch groß. Wir gehen ins Spiel und wissen, dass wir gewinnen müssen. Das war in den vergangenen Monaten immer unser Schlachtplan. Daran ändert sich nichts.“ Und in der Tat war der FC zuletzt besonders konzentriert, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand. „Wir haben 90 Minuten, um das Ding zu drehen. Wir haben in der jüngeren Vergangenheit viele Spiele gedreht. Trotzdem wollen wir möglichst früh in Führung gehen und so die Niederlage im Hinspiel drehen.“

Helfen soll dabei mal wieder ein etwas überraschender Spieler: Sebastian Andersson steht im Kader, Tim Lemperle dagegen nicht. Rein sportlich betrachtet ist Andersson derzeit eine absolute Wundertüte, bislang ist er in dieser Spielzeit sportlich nicht in Erscheinung getreten. Aber dass Lemperle eben jetzt zum wiederholten Male den Kadereinzug verpasst, hat eben auch seine Gründe. Die Minuten, in denen das große Talent bislang zum Einsatz kam, konnte der 20-Jährige nicht für Eigenwerbung nutzen. Zudem bietet Andersson als Wand- und Kopfballspieler gegen erwartbar defensiv agierende Ungarn nochmal andere Optionen.  „Wir erwarten einen Gegner, der etwas tiefer steht. Seb hat in der vergangenen Woche sehr gut trainiert. Tim braucht etwas mehr Platz vorne, um zum Erfolg zu kommen und deshalb haben wir uns für Seb entschieden.“ Das Angenehme an Steffen Baumgart ist, dass er kontroverse und enge Entscheidungen offen kommuniziert. Eine Art, mit der der Coach auch innerhalb seines Teams viele Punkte sammeln dürfte.

Ganz Köln will weiter Europa

Trotz dieser Aussagen ist Andersson wohl kaum in der Startelf zu erwarten. Die Verteidigung stellt sich ob des Fehlens von Chabot und auch mit dem eventuell bevorstehenden Abgang Ehizibues im Grunde von selbst auf, Kapitän Jonas Hector dürfte im Rückspiel wieder auf die angestammte Linksverteidiger-Position rücken. Und vorne sollten Florian Dietz und Jan Thielmann versuchen für Zählbares zu sorgen. Ganz Köln, alle Mitglieder und Fans werden so oder so jeder Elf die Daumen drücken und sie, ob zu Hause vor dem Empfangsgerät, in der Kneipe oder vor Ort im Stadion, zum Sieg brüllen. Der sogenannte 12. Mann hat sowas von Bock auf Europa. Jetzt fehlt nur noch das ein oder andere Tor dafür, denn das die Mannschaft samt Trainer ebenfalls Bock auf Europa hat, das war nicht zuletzt in den ersten 20 Minuten des Hinspiels mehr als deutlich.

Mehr aus Vorspiel

.