Folge uns
.

Kolumnen

Jahresrückblick Teil 4/4 – Vorstand und Verein

Der effzeh ist eine Einheit, der Verein wird professionell geführt und jeder weiß, wo es hingehen soll. Zu Beginn des Jahres war das undenkbar.

© effzeh.com
© effzeh.com

© effzeh.com

Der effzeh ist eine Einheit, der Verein wird professionell geführt und jeder weiß, wo es hingehen soll. Dass es dazu kommen wird, war zu Beginn des Jahres undenkbar – doch harte Arbeit und ein klarer Schnitt erfüllten den Wunsch der Fans und Mitglieder nach Geschlossenheit.

Die Stimmung ist großartig, locker, familiär. Viele Redner sind zu Scherzen aufgelegt, die Zuschauer sind angetan. Mit 96,01% der Stimmen wird die neue Satzung des 1. FC Köln von den anwesenden Mitgliedern verabschiedet, der neue Vorstand nach einem halben Jahr im Amt mit 96,11% der Stimmen entlastet. Kein Chaos, kein Streit – auch wenn bei der abschließenden Diskussion über das Sicherheitspapier der DFL unterschiedliche Meinungen vertreten werden, bleibt der Umgang miteinander stets sachlich.

Dass die ordentliche Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am 11. Dezember 2012 ohne Skandale abläuft, der Verein am nächsten Tag nicht von allen Seiten als „Chaos-Klub“ gebrandmarkt wird, war zu Beginn des Jahres noch unvorstellbar.

Rücktritt von Overath macht Wolf zum Präsidenten

Ein gutes Jahr zuvor, im November 2011, war das Präsidium um Wolfgang Overath nach sieben Jahren im Amt überraschend zurückgetreten. Kaum jemand war unzufrieden über den Fakt, gestritten wurde nur über die Art und Weise. Der Verein, der schon längst nicht mehr bedingungslos hinter dem häufig als „Sonnenkönig“ bezeichneten (ehemaligen?) FC-Idol stand, war mit sich selbst beschäftigt.

So begann das Jahr 2012 mit Dr. Werner Wolf, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, als geschäftsführendem Präsidenten. Vielen Fans war der Geschäftsführer der Bitburger-Brauerei kaum bekannt, doch in seiner ruhigen, unauffälligen Art traf Wolf, zusammen mit seinem Stellvertreter Josef Sanktjohannser, einen Nerv – und eine der wichtigsten Entscheidungen der jüngeren Klubgeschichte.

Alle wichtigen Positionen vakant

Als hätten die Querelen im Verein nicht ausgereicht, die einen Keil zwischen die Fans getrieben haben, ging mit dem internen Machtkampf zwischen Sportdirektor Volker Finke und Trainer Ståle Solbakken in der Rückrunde der Bundesligasaison 2011/12 der freie Fall einher. Konfrontiert mit dieser sportlichen Situation, einem großen Schuldenberg und einer Vakanz auf allen wichtigen Positionen im Verein, entschieden sich Herr Dr. Wolf und die zuständigen Gremien für einen Umbruch und die Suche nach dem hierzu passenden Präsidium.

© effzeh.com

© effzeh.com

Unterstützt durch – der finanziellen Situation angepasst kostenlose – externe Experten fand man unbemerkt von den Medien Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach. Der im Fußball unbekannte Topmanager, die lange Zeit kritisch beäugte Torwartlegende und der belächelte Festkomiteepräsident sollten es richten. Logisch, denn wer in diesem Verein Präsident werden will, musste ein Spinner sein. Oder nicht?

Spinner trotzt Thielen

Brisanz auf den letzten Metern erhielt die Nominierung der Kandidaten vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung durch Karl-Heinz Thielen, der selbst als Präsident kandidieren wollte. Manche sahen die FC-Legende als neuen Heilsbringer, manche als zweiten Wolfgang Overath. Die Meisten aber sahen Licht am Ende des Tunnels und ließen sich von Thielen nicht irritieren: Auf der Mitgliederversammlung im April wurde Werner Spinner mit seinem Team bereits im ersten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit von 91,4% gewählt.

Alles ändert sich

Es war trotz des parallelen sportlichen Niedergangs, der im „unnötigsten Abstieg  der Vereinsgeschichte“ (Horstmann) endete, eine Wiedergeburt des 1. FC Köln. Der neue Vorstand stellte bereits in den ersten Monaten alles auf den Kopf, änderte das Konzept der Mannschaft hin zu einem Verein, der seine Talente fördern und auf junge Spieler setzen will.

Das Vereinsleben wurde durch regelmäßige Stammtische mit Verantwortlichen lebendiger, eine Community-Kommission wurde ins Leben gerufen, um die neuen Medien bestmöglich für den Verein und die Mitglieder zu nutzen.

Gleichzeitig entsprach die Vereinsführung dem Willen der Fans, als sie sich vom Investorenmodell und damit vor allem vom ungeliebten Investor Franz-Josef Wernze löste und stattdessen andere Finanzierungsmöglichkeiten fand. Die Konsolidierung des Vereins hatte plötzlich oberste Priorität, nachdem der Verein jahrelang hohe Investitionen in nie erreichte Ziele getätigt hatte.

Satzung als wichtiger Meilenstein

© effzeh.com

© effzeh.com

Jeder dieser Schritte wurde transparent kommuniziert und so weit es ging mit den Fans und Mitgliedern zusammen entschieden. Es dauerte nicht lange, bis diese Zusammenarbeit sich in einer neuen Satzung niederschlagen sollte, die den Mitgliedern des Vereins auch offiziell mehr Mitspracherechte und bessere Möglichkeiten zur Einflussnahme geben sollte, ohne die Professionalität des Vereins zu untergraben.

Das Ergebnis des „Runden Tisches“, der die Satzung erarbeiten sollte, sei ein guter Kompromiss, erläuterte Präsident Spinner auf der ordentlichen Mitgliederversammlung. Die Mitglieder gaben ihm Recht. Wer dachte, damit wäre das Thema für die neue Vereinsführung erledigt, irrt. „Das wir die neue Satzung so überzeugend durchbringen, hätte doch im Sommer kein Schwein geglaubt. Jetzt wollen wir sie mit Leben füllen. Dazu gehört die Besetzung der Gremien“, sagte Werner Wolf vor Kurzem dem „Express“.

Ausblick

Damit wird das Jahr 2013 voraussichtlich erneut zwei Mitgliederversammlungen bringen, um den Übergang zwischen der Alten und der neuen Satzung möglichst schnell zu vollenden. Mitte des Jahres wird Claus Horstmann seinen Platz als Geschäftsführer räumen und von Alexander Wehrle ersetzt, den er zuvor über Monate einarbeiten wird. Ein sauberer Wechsel in den Gremien, ein sauberer Wechsel in der Geschäftsführung. Ruhe und Geschlossenheit im Verein – vor einem Jahr war das undenkbar.

Anmerkung der Redaktion: Eine gekürzte Version dieses Artikels ist bei spox.com abrufbar.

Mehr aus Kolumnen

.