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Nachspiel

Is` jetz`ma`Ruhe?

Effzeh holt aus einer stabilen Abwehr heraus den ersten Sieg gegen die Löwen seit 27 Jahren. Dazu bedurfte es einer mannschaftlich geschlossenen Leistung.

© effzeh.com

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Der aktuelle Siebte gegen den aktuell Zwölften der Zweiten Liga – dahinter vermuteten wahrscheinlich zunächst die wenigsten Fans die Partie der Münchener Löwen gegen die Kölner Geißböcke. Dennoch  wurde beiden mit der Anpfiffzeit um 20.30 Uhr an einem Freitagabend die große Bühne geboten. Auf dieser großen Bühne – die 1. Liga steigt aufgrund des Länderspiels unter der Woche  erst am Samstag in den Spieltag ein – fühlten sich die Gäste scheinbar etwas wohler. So gewann der effzeh mit einer taktisch disziplinierten Leistung verdient mit 2:0 gegen die 60er

Ausgangslage

Die letzten Kickereien waren grottig. Okay. Außer dem Weiterkommen im Pokal gab es keine ertragreichen Ergebnisse. Dennoch befremdete in den letzten Tagen die Berichterstattung der Printmedien über den effzeh – von Vorstand über Trainer und Betreuer bis hin zu den Spielern wurde fast niemand verschont – jeden treuen Anhänger. Konsens hingegen bestand darin, dass es besser werden musste. Da kam die spielstarke Truppe der Blauen aus München gerade recht. Auch darin zeigte man sich einig. So fühlte man sich schon fast eingestimmt auf eine Partie auf hohem Zweitliganiveau.

Personelle Situation

Et kütt wie et kütt, also iss et wie et iss! Sowohl im Sturm als auch in der Abwehr fehlende Alternativen, im Mittelfeld hingegen ein Überangebot vor allem an Spielern, denen die Rolle der Nummer 6 zugetraut werden sollte. Somit ist es nach den Rotationen der letzten Wochen fast verwunderlich, dass sich mit einer Ausnahme die Mannschaft der Vorwoche in der Startelf wiederfand. Einzig Sascha Bigalke wurde durch Mato Jajalo ersetzt, der gegen Duisburg als kleiner Hoffnungsschimmer die letzten 20 Minuten belebte.

Spielverlauf

Und genau dieser Jajalo sollte bereits nach in der 2. Spielminute seinen Einsatz rechtfertigen, als sein platzierter Schuss für die Hausherren glücklich zur Ecke abgewehrt wurde. Dass dieser Schuss aber Gold wert war, zeigte sich erst nach der Hereingabe der Ecke durch Adil Chihi. Scharf geschossen fand die Ecke ihren Abnehmer in Kevin McKenna, der den Ball gegen die Laufrichtung von Kiraly ins gegnerische Tor köpfte.

Auftakt nach Maß!

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Zwar übernahmen die Löwen in der Folgezeit das Spielgeschehen, jedoch fanden sie keine entscheidenden Mittel, sich gegen die gut formierte Kölner Abwehr durchzusetzen. Vor allem der junge Jonas Hector wusste auf der linken Abwehrseite mit einer bärenstarken Leistung zu überzeugen. Die wenigen Male, die die Münchener dennoch vor das Kölner Tor kamen, zeigten sie sich zu harmlos bzw. fanden in Timo Horn ihren Meister.

Auf Kölner Seite zeigten sich gleichzeitig Mängel im Spielaufbau. So wurden erneut viele eifrig eroberte Bälle durch unsinnige Fehlpässe viel zu leicht vergeben. Einerseits ist dies dem eigentlich lobenswerten Versuch geschuldet, möglichst schnell nach vorne zu spielen, andererseits findet sich genau darin noch genügend Trainingsbedarf. Dies gilt sowohl für den den Ball abgebenden Spieler wie auch für den Rest der Mannschaft, die zu selten in Bewegung kommt, um dadurch Freiräume zu nutzen. Die selten vom effzeh aufkommende Gefahr lag somit zunächst in Einzelaktionen begründet. Der zur Halbzeit ausgewechselte weil angeschlagene Clemens, wie auch der sehr fleißige Chihi sowie Anthony Ujah wurden zwar vornehmlich von Jajalo in Szene gesetzt, waren dabei aber viel zu oft auf sich alleine gestellt oder übersahen ihre besser positionierten Mitspieler.

Spielentscheidend aus Sicht der Löwen dann die Schiedsrichterentscheidung in der 38. Minute. Makos ließ bei einem Kopfball seinen Arm auffällig weit ausgestreckt in der Luft hängen und traf damit den ebenfalls zum Kopfball ansetzenden Lehmann im Gesicht. Sah grob aus, war aber letztlich unabsichtlich. Der Regel und  dem Schiedsrichter ist aber der Vorsatz an der Stelle egal, und so erhielt Makos zu Recht die Gelbe Karte. Leider seine Zweite, weshalb die Hausherren den Rest der Partie mit einem Mann weniger bestreiten mussten. Inwieweit das immer ein Vorteil für die andere Mannschaft ist, wussten die Gäste noch aus der Vorwoche zu berichten.

Nach der Halbzeit wurde das Spiel dann unterhaltsamer. Zum einen erarbeiteten sich die Kölner mühsam Räume auf den Außen, die jedoch in Form von Flanken selten Abnehmer vor dem Tor fanden. Zum anderen erarbeiteten sich die 60er nun auch mehr Torraumszenen, was den Kölnern wiederum Möglichkeiten für Konter bot. Einen dieser Konter ließ Jajalo nach einem gelungenen Ableger von Chihi aber liegen (54.). Kurz darauf vergab 1860 München die größte seiner Chancen, als ein Kopfball knapp am effzeh-Gehäuse vorbeischrammte (58.).

Der effzeh wusste nun auch taktisch clever dagegen zu halten. So wurden Gegenkonter der Münchener unter anderem durch rechtzeitige taktische Fouls unterbunden, aber auch die Abwehr stand zwischen eigenem Sechzehner und Mittellinie bombenfest und eroberte ein ums andere Mal den Ball zurück. In der 70. Minute wurde Ishak für Ujah eingewechselt. Der wiederum hatte zwei Minuten zuvor die ganz große Chance auf die vorzeitige Entscheidung vergeben, als er alleine vor Kiraly zum Abschluss ansetzte, dem verwunderten Torhüter aber den Ball direkt in die Arme „lupfte“.

Auf der anderen Seite waren es erneut die individuellen Fehler der Kölner, die die Hausherren immer wieder zu gefährlichen Gegenangriffen einluden. Zum Glück wussten diese ihre Gefahr an dem Tag nicht ganz einzusetzen.

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In der 75. Minute belohnte sich der an diesem Abend starke Chihi selber für seine Leistung, als er nach einem langen aus der eigenen Hälfte rückwärts über die eigenen Schulter geschlagenen Ball von Jajalo in der gegnerischen Hälfte frei stehend erlaufen konnte. Der mitgelaufene Ishak erhöhte die Gefahr, letztlich netzte Chihi aber selbstbewusst zum 2:0-Endstand ein. Der effzeh hatte geduldig auf die sich bietende Chance gewartet und wurde belohnt.

Danach passierte nicht mehr viel. Strobl kam für Jajalo, bei dem sich der Trainer bedankte. Der effzeh erarbeitete sich weitere Konter und Torabschlüsse. Aber ein Kopfball von Ishak ging ebenso knapp über das Tor wie der Schuss von Chihi in Kiraly seinen Meister fand.

 Fazit

  • Klare Leistungssteigerung zu den Vorwochen = Aufwärtstrend
  • Auswärtssieg = 3 Punkte
  • Erster Sieg seit 27 Jahren bei den Löwen
  • Stanis erster Erfolg in München

Spieler im Fokus

Nachdem letzte Woche einzelne Spieler geschont wurden, sollten eigentlich diese Woche auch keine Lobhudeleien ausgesprochen werden. aber irgendwie muss ich hier einige ansprechen:

Jonas Hector – Bärenstarke Leistung auf der linken Abwehrseite. Teilweise wie ein Erfahrener am Werk. Bitte mehr davon!

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Adam Matuschyk –

Als 6er zwar sehr unauffällig, hatte aber einige Ballgewinne. Und im Gegensatz zu einigen Kollegen ist seine Spieleröffnung wesentlich zuverlässiger und präziser gewesen.

Adil Chihi – Fleißig wie eh und je zeigte Chihi diesmal auch, dass er tatsächlich einen Mehrwert für die Mannschaft hat. Vorbereiter der frühen Führung, Torschütze zum Endstand, dazwischen mit viel Engagement. Auch bitte mehr davon!

Mato Jajalo – Rechtfertigte seinen Einsatz. Kriegte viele Bälle, die er teilweise klug verteilte, teilweise aber auch leicht vertändelte (was aber auch an der mangelnden Anspielbarkeit seiner Mitspieler lag). Holte die Ecke zum 1:0 raus und spielte den Pass auf Chihis Tor.

Miso Brecko – Oft gescholten zeigte er eine seiner besten Saisonleistungen. In der Außenverteidigung vielleicht wenig gefordert, errackerte er sich einige Bälle im Spielaufbau der Löwen, machte viel nach vorne, spielte kluge Pässe.

Matthias Lehmann – Mit großem Einsatz und großem Laufpensum.

McKenna – Hinten solide, vorne ein Tor! Mir wird Angst und Bange vor der nächsten WM, wenn wir da gegen Kanada ran müssen…

Die nicht genannten Timo Horn, Dominic Maroh, Christian Clemens und Anthony Ujah sowie die eingewechselten Daniel Royer, Mikael Ishak und Tobias Strobl zeigten ebenfalls ansprechende Leistungen. Gewonnen hat die Mannschaft. Und zwar die ganze!

Stimmen nach dem Spiel

Holger Stanislawski: Die Jungs haben hier sehr, sehr diszipliniert gespielt. Ich habe immer gesagt hier wächst eine charakterlich gute Mannschaft zusammen. Wir haben sicherlich in der ein oder anderen Situation nicht so mutig nach vorne gespielt, aber wir wollten sehr kompakt stehen. Wir wussten, dass 60 Probleme hat das Spiel zu machen. Und wir wollten auch mal aus der Rolle raus, das Spiel selbst zu machen. Bis auf eine Standardsituation, in der es brenzlig wurde haben wir nichts zugelassen. Ich freue mich, dass wir endlich mal ein Standardtor gemacht haben. Dann haben wir aber trotzalledem, trotz Ballkontrolle, den Moment verpasst, in dem wir hätten schneller nach vorne spielen können. Das war eine solide Leistung, wir freuen uns über den Sieg, aber das wars auch.

Miso Brecko: Das war ein wichtiger Sieg, nach 3 schlechteren Spielen. Einen Tag können wir uns freuen, und Freitag müssen wir nachlegen. Das frühe Tor hat uns gutgetan. Wir wissen, dass Macka diese Kopfballstärke hat, aber die ganze Mannschaft hat das heute gut gemacht. Wir haben nichts zugelassen, und das ist wichtig. Wenn wir zu Null spielen, ist es leichter das Spiel zu gewinnen, das weiß jeder.

Timo Horn: Wir haben jetzt 17 Punkte und eine gute Ausgangslage für das Spiel gegen Bochum. Da war der Sieg sehr wichtig um nicht unten rein zu rutschen. Wir waren von Anfang an konzentriert. Das frühe Tor und die Gelbrote haben uns in die Karten gespielt. Trotzdem muss man dann konzentriert weiterspielen. Wir haben nichts zugelassen, und das war ein deutlicher Fortschritt gegenüber den anderen Spielen. Da haben wir immer 1-2 krasse Fehler gemacht und den Gegner eingeladen zu kontern. Das ist uns heute nicht passiert. Sicher hinten raus gespielt, keine Fehlpässe. Wir müssen unser Abwehrverhalten mit ins nächste Spiel nehmen, ich hatte heute fast gar nichts zu tun. Es ist immer schön zu Null zu spielen, das ist heute der Abwehr zu verdanken.

Dominic Maroh: Nach dem Duisburg Spiel wurde zu Unrecht auf den Verein und einzelnen Personen rumgehackt, und da tut so ein Sieg, gerade als Abwehrspieler und zu Null sehr gut. Wir haben von der ersten Minute an heute bewiesen, dass wir bestehen können in dieser Liga. Wir sind diese Woche zusammengrückt, ich bin unheimlich stolz auf diese Mannschaft. Es war schon eine relativ strapaziöse Länderspielreise, aber ich habe 65 Minuten gespielt, das war abgesprochen. Ich habe mich gut gefühlt, bin gut in die Zweikämpfe reingekommen. Es ist das Geilste immer zu spielen. Wir haben taktisch ein bischen anders gespielt, sind anders angelaufen. Und das Tor spielt uns natürlich in die Karten. Gegen Bochum können wir mitnehmen, dass wir Außenseiter sind, und jedes Spiel so angehen kann wie heute. Ich bin mir sicher, dass wir gegen Bochum eine passende Antwort liefern können. Mit Einstellung und Aufstellung, da macht der Trainer einen phantastischen Job.

Statistik:

TSV 1860 München: Kiraly – Wojtkowiak, Aygün, Vallori, Feick – Bülow (80. Stahl), Makos – Stoppelkamp, Bierofka (69. Meier), D. Halfar – Lauth  

1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Mc Kenna, Hector – M. Lehmann, Matuschyk – Chihi, Jajalo (80. Strobl), Clemens (46. Royer) – Ujah (69. Ishak)

Tore: 0:1 Mc Kenna (3.); 0:2 Chihi (75.)

Gelbe Karten: Brecko – Makos, Feick

Gelb-Rot: Makos

Zuschauer: 25.000

Schiedsrichter: Markus Schmitz (Stuttgart)

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