Schauen wir auf den effzeh! Wie bewerten Sie die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung des Vereins?
Quitzau: Von außen und von weit weg betrachtet sieht es für mich so aus, als wäre es der Klubführung gelungen, Ruhe in den Verein zu bringen. Ruhe ermöglicht Kontinuität und Kontinuität ist ein ganz wichtiger Schlüssel für den sportlichen und den wirtschaftlichen Erfolg. Insofern bin ich für den 1. FC Köln zuversichtlich.
Ist der effzeh ein interessantes Objekt für Investoren?
Quitzau: Traditionsvereine mit einer großen Fan-Basis sind für Investoren immer interessant. Das gilt umso mehr, wenn die jüngere sportliche Bilanz hinter den eigentlichen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Das regt die Phantasie von Investoren an. Sollte der 1. FC Köln einen Investor suchen, wäre ich deshalb sehr überrascht, wenn es ihm nicht zügig gelingt, Interessenten zu finden.

Alexander Wehrle mit Präsident Werner Spinner | Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
Welche Stellschrauben kann der effzeh drehen um den wirtschaftlichen Erfolg auszubauen?
Quitzau: Ich muss mich da wiederholen. Mit Kontinuität und Geduld kommt der sportliche Erfolg und mit ihm natürlich auch der wirtschaftliche Erfolg. Denn der sportliche Erfolg erhöht die Zahlungsbereitschaft von Fans, Sponsoren und ggf. auch Investoren. Die wichtigste Stellschraube ist also, ruhig weiter zu arbeiten und diese Ruhe auch dann zu bewahren, wenn es sportlich mal nicht wie erwünscht läuft. Klingt banal, ist aber in der Praxis ausgesprochen schwer umzusetzen.
Und ich würde mich natürlich freuen, wenn es dem „Team Marktwert“ gelingt, mehr Fernsehgeld für die Traditionsvereine herauszuschlagen. Das könnte kurzfristig und unverhofft mehr Geld in die Kassen des FC spülen.
Aus aktuellem Anlass noch eine letzte Frage: Welche Konsequenzen hat die Brexit-Entscheidung auf das Verhalten der Investoren, gerade was das Verpflichten von neuen Spielern bedeutet?
Quitzau: Ich würde da keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Zunächst einmal ändert sich ja gar nichts, weil Großbritannien weiter Mitglied der EU ist. Erst wenn das Parlament den Ausstieg beschlossen hat, beginnt eine zweijährige Übergangsfrist, in der die Konditionen des Ausstiegs verhandelt werden. Ich erwarte, dass Großbritannien alles tun wird, um wirtschaftlich weiter so offen wie möglich zu sein. Und die Premier League kann selbst entscheiden, wie offen sie für Spieler aus dem Ausland auch nach dem Brexit sein möchte – ich vermute: sehr offen! Die Premier League ist eine starke globale Marke, die auch künftig stark sein dürfte. Aber wie gesagt, insgesamt sollten wir hier erst einmal abwarten und nicht zu vorschnell urteilen.

Jörn Quitzau
Zur Person: Jörn Quitzau hat als Sportökonom und Bankvolkswirt zahlreiche Aufsätze, Gastbeiträge und Kommentare über die wirtschaftlichen Aspekte des Profi-Fußballs geschrieben. Zudem hält er regelmäßig Vorträge zu diesem Thema. In der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "CAPITAL" schreibt Jörn Quitzau eine Kolumne über Wirtschaft und Fußball. Außerdem betreibt er den überaus lesenswerten Blog www.fußball-oekonomie.de.