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Interviews

“Die 50+1-Regel ist dort, wo sie externe Geldgeber störte, verwässert worden”

Wir haben mit Sportökonom und Blogger Jörn Quitzau über die wirtschaftlichen Entwicklungen im Profi-Fußball, das “Team Marktwert”, den effzeh und den Brexit gesprochen.

"Geld und Fußball" - das Thema beschäftigt Fans weltweit | Foto: Gareth Copley/Getty Images

Vor dem Hintergrund der gerade abgeschlossenen Fernsehverträge. Wie sehen Sie die Wachstumschancen der Bundesliga im internationalen Vergleich? Besteht die Gefahr, dass die Bundesliga wirtschaftlich und damit auch sportlich abgehängt wird?

Quitzau: Die Kluft zwischen der Bundesliga und der britischen Premier League ist durch die neuen TV-Verträge tatsächlich noch größer geworden. Bisher ist es der Bundesliga und insbesondere dem FC Bayern München ja hervorragend gelungen, sportlich trotzdem wettbewerbsfähig zu bleiben. Insider sagen aber, dass das nur solange gut geht, wie es der Premier League nicht gelingt, die deutschen Managementfähigkeiten wegzukaufen und neben den Spielern eben auch das Management-Personal im weiteren Sinne nach England zu locken.

Ein Thema ist aktuell der vieldiskutierte Zusammenschluss von Traditionsvereinen unter dem Namen “Team Marktwert” um damit weitere Parameter in den Verteilungsschlüssel einfließen zu lassen. Wie denken Sie darüber?

Quitzau: Ich bin ein ausgesprochener Befürworter dieses Ansatzes. Der aktuelle Verteilungsschlüssel ist eine Fehlkonstruktion. Es gibt derzeit ja eine sogenannte Leistungskomponente. Die Klubs, die viel leisten, sollen auch mehr Geld erhalten. Komischerweise wird die Leistung aber an Tabellenplätzen gemessen und nicht an dem Beitrag, den der einzelne Verein zum Wert der Fernsehgelder beisteuert. Die Traditionsvereine wie der Hamburger SV, Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach oder der 1. FC Köln sind es nun einmal, die die Massen in die Stadien und vor die Fernseher locken – und zwar unabhängig davon, ob diese Mannschaften um die Meisterschaft, um die Europapokalplätze oder gegen den Abstieg spielen. Die sogenannten Werksmannschaften aus Leverkusen und Wolfsburg locken dagegen kaum Zuschauer vor die Fernseher. Der VFL Wolfsburg hatte letzte Saison sogar Probleme, das eigene Stadion bei den Champions League-Heimspielen voll zu bekommen – und das bei einem Fassungsvermögen von nicht einmal 30.000 Zuschauerplätzen. Trotzdem werden diese Vereine durch den Verteilungsschlüssel belohnt, weil sie dank der massiven Geldspritzen von außen in den letzten Jahren sportlich überdurchschnittlich erfolgreich waren. Die ursprüngliche Idee, über die Fernsehgelder von oben nach unten, also von reich zu arm umzuverteilen, wird dadurch ad absurdum geführt.

Foto: Matthias Hangst/Getty Images For DFL

Gibt es bald eine Reform des Verteilungsschlüssels bei der DFL? | Foto: Matthias Hangst/Getty Images For DFL

Wäre auch ein finanzielles Polster für die Absteiger aus der Bundesliga sinnvoll, also eine ähnliche Absicherung wie in der Premier League, damit diese nicht in ein wirtschaftliches Loch fallen? Wie würden Investoren dies sehen?

Quitzau: Da in der Liga zumindest ein Minimum an finanziellem und sportlichem Gleichgewicht gewahrt bleiben muss, ist dieser Ansatz durchaus interessant. Auch Investoren sollten daran ein Interesse haben. Bislang ist es ja so, dass ein Abstieg aus der Bundesliga praktisch immer einen völligen Neuanfang bedeutet, weil der Spielerkader auseinanderfällt. Das hat finanzielle Gründe, aber auch der Trend, Verträge mit den Spielern nur für die erste Liga abzuschließen, ist ein Problem. Langfristig zahlt sich Kontinuität im Verein aus. Wenn ein Klub aus der Bundesliga absteigt, ist es mit der Kontinuität erstmal gründlich vorbei.

In diesem Zusammenhang, steht die solidarische Vermarktung der Bundesliga vor dem Aus? Wenn ja, was wäre die Konsequenz daraus?

Quitzau: Nein, die solidarische Zentralvermarktung der Fernsehrechte steht nicht vor dem Aus. Im Gegenteil, die spanische Liga, die als einzige große Liga noch die Einzelvermarktung praktizierte, hat sich ja nun auch für die Zentralvermarktung entschieden. Und die Kartellbehörden sind in dieser Sache ebenfalls ruhiger geworden, sodass auch von außen vorerst kein Druck kommen wird, die Zentralvermarktung abzuschaffen.

Auf der letzten Seite des Interviews geht es um den die wirtschaftliche Situation des effzeh und die Folgen des Brexit für den Fußball! 

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