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Interviews

„Immer Friede, Freude, Eierkuchen? Dafür sind wir nicht gewählt worden“

Vor der Mitgliederversammlung spricht effzeh.com mit den Mitgliederratsvorsitzenden über die brennenden Themen.

Der noch amitierende Mitgliederrat | Foto: 1. FC Köln

Die interne Arbeit des Mitgliederrats geschieht zumeist hinter geschlossenen Türen, für viele ist das Wirken daher völlig unbekannt. Wie arbeitet das Gremium überhaupt, wie oft trifft es sich, müssen immer alle anwesend sein?

[perfectpullquote align=”left” cite=”Stefan Müller-Römer” link=”” color=”” class=”” size=””] Wenn wir unsere Arbeit gut machen, und das würde ich behaupten, dann arbeiten wir unauffällig im Hintergrund. Das ist ein Qualitätsmerkmal und nicht etwa Anlass zur Kritik.[/perfectpullquote]

Müller-Römer: Generell sollten immer alle anwesend sein, das gelingt bei 14 Personen aber nicht immer. Wir haben aber eine extrem hohe Anwesenheitsquote, mit Sicherheit höher als im Bundestag (schmunzelt). Wir treffen uns fast monatlich, wenn es nötig ist auch häufiger. Dazu gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, in denen sich die Leute je nach Interesse engagieren. Naturgemäß sind wir aber ein Gremium, das im Hintergrund wirkt. Da gibt es in der Öffentlichkeit keine Lorbeeren zu ernten, damit muss man aber leben, wenn man diese Arbeit macht. Der Vorstand führt den Verein nach außen, während der Mitgliederrat intern wirkt. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, und das würde ich behaupten, dann arbeiten wir unauffällig im Hintergrund. Das ist also ein Qualitätsmerkmal und nicht etwa Anlass zur Kritik.

Ist es da schwierig, wenn Themen, die den Mitgliederrat betreffen, in der Öffentlichkeit diskutiert werden?

Müller-Römer: Es ist nicht gut, wenn Themen, die intern besprochen und gelöst werden sollten, nach außen getragen werden. Wie eben schon gesagt, haben wir das in den letzten drei Jahren aber nicht gemacht.

Wettich: Mitunter werden auch Sachverhalte in den Medien falsch dargestellt – aber sich dazu konkret zu äußern, ist aus meiner Sicht sinnlos. Denn letztlich schaden öffentliche Diskussionen dem Verein.

Müller-Römer: Genau. Es ist nicht immer sinnvoll, falsche Behauptungen richtigzustellen. Manchmal wird eben einfach etwas geschrieben, das nicht stimmt. Manchmal wird eine Geschichte schöner, wenn man sie ein wenig ausschmückt mit Dingen, die so tatsächlich nie stattgefunden haben. Damit müssen wir alle leben. Genauso müssen wir damit leben, dass es Themen gibt, zu denen wir uns gerne öffentlich äußern würden, es aber nicht können und auch gar nicht sollten, weil es dann unnötig Theater gäbe.

Zuletzt haben Sie sich noch den Mitgliedern auf einem Stammtisch gestellt. Wie wichtig ist es zu zeigen, dass es ein Gremium gibt, das für die FC-Mitglieder bei Problemen ansprechbar ist?

Südkurve 1. FC Köln

Die Fans des 1. FC Köln sind ein großes Faustpfand für den Verein (Foto: Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images)

Wettich: Wir haben jetzt zum dritten Mal ein paar Wochen vor der Mitgliederversammlung einen Stammtisch abgehalten, damit gilt das in Köln ja schon als Tradition (lacht). Einmal, um die Themen der Versammlung zu erläutern. Das war diesmal vor allem die Nominierung des Präsidiums, da wollten wir den Mitgliedern die Hintergründe schildern. Dazu geben wir einen Abriss dessen, was wir in den letzten Monaten gemacht haben, und geben den Mitgliedern die Möglichkeit, uns besser kennenzulernen und uns Fragen zu stellen. Da kommen auch immer gute Anregungen, die wir gerne aufgreifen. Darüber hinaus treffen wir uns aber auch regelmäßig mit verschiedenen Fanklubs, um mit diesen in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Daher denke ich, dass wir bei den Leuten, die ins Stadion oder zur Mitgliederversammlung gehen, schon präsent sind. Ansonsten bekommen wir häufig Mails von Mitgliedern zu bestimmten Themen.

Müller-Römer: Wir haben den Mitgliederrat bei Neufassung der Satzung ganz bewusst Mitgliederrat getauft. Wir hätten ihn ja auch Aufsichtsrat nennen können. Damit wäre aber verbunden gewesen, dass den Mitgliedern vielleicht nicht so deutlich geworden wäre, dass das ein aus ihrer Mitte gewähltes Gremium ist. Das bedeutet eben auch, dass wir zu jeder Zeit für jedes Mitglied zu jedem Thema ansprechbar sind. Wir können sicherlich nicht bei jedem Thema Abhilfe schaffen, beispielsweise Kartenwünsche bedienen oder die Preise einfach nach unten korrigieren, was mitunter charmant an uns herangetragen wird (lacht). Aber grundsätzlich soll es so sein, dass der Mitgliederrat als Bindeglied zwischen den Mitgliedern und der Exekutive fungiert.

Abseits von Kartenwünschen: Was sind das für Anfragen, die ihr Gremium erreichen?

Wettich: Natürlich kommt häufiger die Frage, ob wir keine Dauerkarten besorgen könnten (schmunzelt). Aber es ist sicherlich so, dass sich vieles um Themen im Stadion dreht. Nach dem ersten Spieltag haben uns beispielsweise Mails erreicht, in denen sich über die Getränkeversorgung oder die erhöhten Parkplatzgebühren beschwert wurde. Auch wenn bei letzterem die Stadt und nicht der FC verantwortlich ist, haben wir das selbstverständlich in den Verein weitergetragen und setzen uns für eine Rücknahme der Erhöhung ein, auch wenn das bei der Stadt leider bislang auf taube Ohren stößt. Es trudeln bei uns aber auch allgemeine Anregungen ein, zum Beispiel zu Mitgliedschaftsvorteilen oder zur lebenslangen Mitgliedschaft, die zum Teil auch kritisch gesehen wird.

Müller-Römer: Die Preisanpassung bei den Dauerkarten zu dieser Saison war natürlich auch ein Thema, zu dem mehr Mails als üblich eintrafen. Das ist auch klar, waren davon doch einige Mitglieder betroffen. Keiner freut sich über eine Preiserhöhung und fragt sich natürlich, warum es ausgerechnet ihn getroffen hat. Da haben wir uns die Mühe gemacht, den Mitgliedern zu erklären, dass da schon System dahintersteckt und Ungerechtigkeiten beseitigt wurden. Aber wie bei jeder Reform gibt es leider nicht nur Profiteure.

[perfectpullquote align=”left” cite=”Dr. Carsten Wettich” link=”” color=”” class=”” size=””]Wir leben in einer sehr spannenden Zeit im Fußball mit vielen Entwicklungen in Sachen Internationalisierung, Fernsehgelder und Investoren. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass wir als mitgliederstarker Traditionsverein leben[/perfectpullquote]

Der FC ist auf einem guten Weg – wenn sich der Mitgliederrat etwas wünschen dürfte: Was wäre es?

Müller-Römer: Eine weiterhin positive Entwicklung. So langweilig das auch klingen mag, so schwierig ist das in der Realität sicherzustellen. Fußball ist ein sehr schwankendes Geschäft, im sportlichen Bereich lassen sich Erfolge schwer prognostizieren. Daher ist das, was gerade stattfindet, wunderbar. Daran sollten wir uns erfreuen und schauen, dass wir das noch sehr lange erhalten und im Idealfall sogar noch ausbauen können.

Wettich: Wir leben in einer sehr spannenden Zeit im Fußball mit vielen Entwicklungen in Sachen Internationalisierung, Fernsehgelder und Investoren. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass wir als mitgliederstarker Traditionsverein leben, und hoffen auf diesem Weg weiterhin erfolgreich zu sein. Dafür wollen wir die Mitgliederrechte weiter nach vorne bringen, weil wir glauben, dass dies der richtige Weg ist.

Müller-Römer: Es gibt im internationalen Fußball Entwicklungen, die ich sehr kritisch sehe. Da müssen wir schauen, dass das nicht zu starke Auswirkungen auf die Bundesliga hat. Es muss nicht auch noch das letzte Fitzelchen vermarktet werden, die Spieltage müssen nicht völlig zerrissen werden, um noch mehr Geld im Fernsehen einzunehmen. Da muss eine vernünftige Balance gefunden werden, die momentan in Gefahr ist. Wir müssen schauen, bei diesen Dingen gemeinsam mit den anderen Vereinen mit einer Stimme zu sprechen. Die Vermarktungsbemühungen dürfen nicht dazu führen, dass vor lauter Marketing das Idealistische am Fußballspiel und am Fan-Dasein völlig verloren geht.

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