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Interviews

„Immer Friede, Freude, Eierkuchen? Dafür sind wir nicht gewählt worden“

Vor der Mitgliederversammlung spricht effzeh.com mit den Mitgliederratsvorsitzenden über die brennenden Themen.

Der noch amitierende Mitgliederrat | Foto: 1. FC Köln

Nach dem 1:1 gegen die Filiale eines österreichischen Energy-Drink-Herstellers geht der 1. FC Köln als Verfolger von Bayern München in das direkte Duell mit dem Rekordmeister. Zuvor wartet allerdings noch ein offizieller Termin auf die effzeh-Fangemeinde: Bei der Mitgliederversammlung in der Kölnarena wird FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle nicht nur sehr gute Zahlen präsentieren, auch stellt sich das aktuelle Präsidium um Werner Spinner den Mitgliedern zur Wiederwahl. Einer Vergütung hatte das Triumvirat an der Vereinsspitze zuletzt eine Absage erteilt, da – angeblich – nicht alle Gremien davon überzeugt seien (effzeh.com berichtete).

Damit war zuvorderst der Mitgliederrat gemeint, der über die Vergütung und deren Höhe zu befinden hat. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung sprach effzeh.com mit Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des Kontrollgremiums, sowie dessen Stellvertreter Dr. Carsten Wettich über die zuletzt kolportierten Unstimmigkeiten, die überwiegend äußerst positive Entwicklung des Vereins sowie die grundsätzlichen Aufgaben und Projekte des Mitgliederrats.

Stefan Müller-Römer und Dr. Carsten Wettich, Vorsitzender des Mitgliederrats

Unsere Gesprächspartner: Stefan Müller-Römer (l.) und Dr. Carsten Wettich (Fotos: privat)

Sportlich stark gestartet, wirtschaftlich auf dem besten Wege der Gesundung, das Präsidium vor der verdienten Wiederwahl: Der Mitgliederrat dürfte äußerst entspannt in die Mitgliederversammlung am Montag gehen, oder?

Stefan Müller-Römer: Entspannt gehen wir immer in die Mitgliederversammlung, denn wir vertrauen ja unseren Mitgliedern (schmunzelt). Aber im Ernst: Natürlich hilft es, wie es aktuell sportlich und wirtschaftlich läuft. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir als Verein bei einer Mitgliederversammlung derart gut dagestanden haben.

Sie haben das Trio um Werner Spinner zur Wiederwahl vorgeschlagen. Öffentlich kam der Eindruck auf, es hätte sich etwas hinausgezögert. Wie intensiv war der Besprechungsprozess vor der Nominierung?

Müller-Römer: Der Besprechungsprozess war nüchtern und vor allem sorgfältig, wie sich das gehört. Auch wenn die Bilanz sehr gut ist, muss man das in Ruhe miteinander besprechen. Was in der Öffentlichkeit dazu geredet wurde und wird, hat wenig mit der Realität zu tun, die aus gutem Grund intern stattfindet.

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Dr. Carsten Wettich: Die Vorstandsnominierung ist die wichtigste Aufgabe des Mitgliederrates; entsprechend sorgfältig haben wir diese Aufgabe wahrgenommen. Zusätzlich bleibt noch zu sagen, dass wir im ständigen Gespräch mit dem Vorstand standen und das Trio bereits weit vor der offiziellen Nominierung informiert war. Intern war das also auch gar kein Thema. Dass die Verkündung sich etwas hinauszögerte, hatte vielmehr interne Gründe. Wir brauchten einfach einen Tag, an dem sowohl der Präsident als auch wir als Mitgliederratsvorsitzende verfügbar waren.

Zuletzt wurde im Zuge des Verzichts auf eine Vergütung von atmosphärischen Störungen berichtet, mehrfach kamen Interna ans Licht. Funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mitgliederrat und Präsidium grundsätzlich noch reibungslos?

[perfectpullquote align=”left” cite=”Stefan Müller-Römer” link=”” color=”” class=”” size=””]Wir sind der Aufsichtsrat des Gesamtvereins, wir beraten und kontrollieren den Vorstand. Damit geht einher, dass wir auch einmal etwas kritisch sehen. Dies besprechen wir aber intern.[/perfectpullquote]

Müller-Römer: Die Frage ist doch, was „reibungslos“ bedeutet. Ich denke, in einem gut ausbalancierten, demokratischen Konstrukt ist es wünschenswert, dass man auch einmal verschiedener Meinung ist und sich nicht nur gegenseitig abklatscht. Das tun wir auch nicht, weil wir dafür nicht gewählt worden sind, sondern für genaues Hinschauen. Wir sind der Aufsichtsrat des Gesamtvereins, wir beraten und kontrollieren den Vorstand. Damit geht einher, dass wir auch einmal etwas kritisch sehen. Dies besprechen wir aber intern direkt mit dem Vorstand beziehungsweise im Gemeinsamen Ausschuss. Dass seit Anfang des Jahres einige Dinge in die Öffentlichkeit getragen wurden, hat uns daher negativ überrascht – das müssen wir klar sagen. Aus unseren Reihen kommt das nicht, auch das müssen wir festhalten.

Beim Thema „Vergütung“ wurde dem Mitgliederrat der „Schwarze Peter“ zugeschoben, ohne ihn explizit zu nennen. Warum gab es keine Einigung bei diesem Thema?

Müller-Römer: Es gibt in der Satzung eine klare Regelung, dass der Mitgliederrat die Vergütung vorschlägt und der Gemeinsame Ausschuss diesem Vorschlag lediglich zustimmen oder ihn ablehnen kann. Das heißt: Der Mitgliederrat entscheidet, welchen Umfang die Vergütung haben soll. Das haben Vorstand und Mitgliederrat auch bewusst so geregelt, als wir die Satzung geändert haben.

Wettich: Wir mussten bei diesem Thema auch die Finanzbehörden miteinbeziehen, da der FC ein gemeinnütziger Verein ist. Das ist kein ganz einfacher Prozess, das nennt sich „Einholung einer verbindlichen Auskunft“. Die Finanzbehörde setzt zwar nicht die Angemessenheit der Vergütung fest, gibt aber den rechtlichen Rahmen für die Höhe der Vergütung vor, in dem wir als Mitgliederrat uns dann bewegen können. Da schreibt man nicht einfach eine Seite, es ist deutlich komplizierter. Es gibt für die Vergütungen bei einem eingetragenen Verein, der eine ausgegliederte Profifußballmannschaft hat, keine festen Größenordnungen oder Beispiele, die man sich nehmen könnte. Wir haben also eine recht einzigartige Anfrage an die Finanzbehörde gestellt. Wir müssen uns die Konstruktion des Vereins vor Augen halten: Wir haben einen eingetragenen Verein mit 80.000 Mitgliedern, der vom Vorstand geführt wird. Die Musik spielt aber in der Profi-KGaA. Der Vorstand nimmt wiederum die Rolle des Vereinsvertreters als Alleingesellschafter in dieser Profi-KGaA für den Verein und dessen Mitglieder wahr.

Das Präsidium des 1. FC Köln (v.l.n.r.): Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Das Präsidium des 1. FC Köln (v.l.n.r.): Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Müller-Römer: Die Möglichkeit, dass man eine angemessene Vergütung bezahlen kann, aber nicht muss, haben wir in der Satzung vor zwei Jahren ergänzt. Wir sind der Meinung, der Vorstand hat einen guten Job gemacht und der Arbeitsaufwand des Vorstands ist so hoch, dass es angemessen wäre, ihm eine Vergütung zu zahlen. Dazu haben wir uns viele Gedanken gemacht und sorgfältig alle Argumente wie beispielsweise Umsatzgröße, Vereinsverschuldung und die positive Entwicklung abgewogen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass für die Tätigkeit, die wir im Grundsatz weiterhin als Ehrenamt sehen, eine Vergütung von 200.000 Euro angemessen ist. Der Vorstand hat sich letztlich dagegen entschieden und darauf verzichtet. So bleibt das Geld dem Verein erhalten.

Wenn seitens des Vorstands gesagt wird, die Gremien waren von einer Vergütung nicht überzeugt: Gab es denn innerhalb des Mitgliederrats größere Diskussionen um die Höhe?

[perfectpullquote align=”left” cite=”Dr. Carsten Wettich” link=”” color=”” class=”” size=””]Wir haben uns im Mitgliederrat intensiv mit dem Thema Vergütung beschäftigt. Alle Mitglieder des Gremiums waren angesichts der guten Arbeit des Vorstands überzeugt, dass eine Vergütung angemessen und richtig ist.[/perfectpullquote]

Wettich: Wir haben uns im Mitgliederrat intensiv mit dem Thema beschäftigt. Zunächst ging es darum, ob wir von der Möglichkeit Gebrauch machen und erstmals in der Geschichte unseres Vereins dem Vorstand eine Vergütung zahlen sollen: Da waren alle Mitglieder des Gremiums angesichts der guten Arbeit des Vorstands und auch des erheblichen Zeitaufwands und der Verantwortung der Personen überzeugt, dass eine Vergütung angemessen und richtig ist. Dann haben wir uns über die Höhe unterhalten – und ich muss nochmals sagen, dass das Problem ist, dass hier kein richtiger Benchmark existiert. Man muss schauen, welche Bundesligisten mit dem FC vergleichbar sind, also ihre Profi-Abteilung ausgegliedert haben, eine Vergütung zahlen und diese auch veröffentlichen. Da findet man nichts. Die fehlende Transparenz ist erstaunlich. Für den Mitgliederrat war jedenfalls immer klar, dass wir die Höhe der Vergütung – nach Festsetzung – den Mitgliedern offenlegen werden. Mainz 05 beispielsweise zahlt dem Präsidium eine Vergütung, die unter unserem Vorschlag liegt, obwohl die Profiabteilung nicht ausgegliedert ist, der Vorstand dort also auch operative Verantwortung trägt. Wir haben uns dann nach intensiver Überlegung für diese Höhe entschieden. Die große Frage ist letztlich, welchen Maßstab man anlegt. Für uns ist ein ganz wesentlicher Aspekt, dass wir ein eingetragener Verein sind, der nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, und an dem 80.000 Menschen aus ideellen Gründen Mitglied geworden sind. Außerdem ist der Verein selbst nicht operativ tätig. Dafür haben wir die Profi-KG mit – zu Recht – gut bezahlten Geschäftsführern. Deswegen ist die Summe niedriger als beispielsweise ein Vorstand eines mittelständischen Unternehmens derselben Größe verdienen würde.

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