Timo Horn ist nicht länger die unumstößliche Nummer 1 im Tor des 1. FC Köln. Das ist eine von vielen Neuigkeiten rund um den FC zum Ende der Winterpause. Der Rückrundenstart steigt am Sonntag um 15:30 Uhr auswärts bei Hertha BSC Berlin. Und Teil 1 der Torwartfrage hat Trainer Steffen Baumgart jetzt auf der Pressekonferenz vor der Partie bekanntgegeben: Marvin Schwäbe wird in Berlin im Tor stehen. Teil 1 deshalb, weil Baumgart Timo Horn die Chance geben will, sich im Training und im DFB-Pokal zu zeigen, nach vier Spielen soll dann die finale Entscheidung fallen, Torwartfrage Teil 2 sozusagen.
Zehn Jahre lang die Nummer 1
Dennoch ist diese Entscheidung zum Rückrundenstart eine Zäsur. „Timo war zehn Jahre lang die klare Nummer 1 hier“, weiß auch Baumgart. Und dennoch hat der Trainer sich vorerst für Marvin Schwäbe entschieden. „Er war der Herausforderer und hat in den vergangenen Spielen gezeigt, was wir von ihm erwartet haben. Baumgart moderierte den Torwartwechsel zum Rückrundenstart souverän weg. Nicht zu viel Lob für Schwäbe, schön den Ball flachhalten, hingegen viel Respekt vor Timo Horn und dessen Status in Köln. Und trotzdem eben die Entscheidung gegen den Stammkeeper und für den Herausforderer. Vorerst. Macht Schwäbe seine Sache allerdings weiter so gut wie bisher, dürfte die Sache klar sein und Timo Horn wirklich zum Pokaltorhüter werden.
Die Torwartentscheidung war nur die letzte von vielen Neuigkeiten in der eigentlich doch an Fußballnachrichten eher armen Winterzeit. Strukturell stellt der FC sich so professionell auf, wie vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr. Alexander Wehrle wird die Geschäftsführung verlassen, dafür kommt Finanzexpertise von außen. Philipp Türoff heißt der Mann, der sich in seinem Xing-Profil selbst als Kaufmännischer Geschäftsführer des FC ausweist. Zuvor war Türoff Chief Financial Officer von Birkenstock, auch SAP und Red Bull stehen in seiner Vita. Geschäftsführer Sport wird dann Christian Keller, der nach einer Pause von Zweitligist Jahn Regensburg nach Köln kommen wird.
Abgänge im Winter
Dass die beiden neuen starken Männer beim effzeh über die weiteren Entscheidungen im Winter zumindest informiert gewesen sind, davon darf ausgegangen werden. Rafael Czichos ist nicht mehr dabei. Der stets gesetzte Innenverteidiger wechselt in die USA nach Chicago.
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Auf dem Twitterkanal seines neuen Clubs Chicago Fire FC zeigt sich Czichos aufgeregt und gespannt auf seine neue Aufgabe. Der FC spart sich wohl selbst im letzten halben Vertragsjahr von Czichos ein Millionengehalt und bekommt zudem noch eine kleine Ablöse. In Köln sieht es derzeit danach aus, dass Czichos Abgang nicht durch einen Winterneuzugang kompensiert wird, sicher ist das aber nicht. Aber Jannes Horn scheint in den Überlegungen von Trainer Steffen Baumgart eine wichtige Rolle einzunehmen, mit Benno Schmitz auch auf links, Kingsley Schindler und Kingsley Ehizibué auf rechts fühlen sich Baumgart und Kaderplaner Thomas Kessler flexibel aufgestellt.
Allerdings verlässt auch Sava Cestic den Verein ablösefrei und Jorge Meré fällt für das Spiel in Berlin verletzt aus. Beim Spanier kann man trotz wie immer vorhandener Gerüchte um einen Winterwechsel nach dem Czichos-Abgang recht sicher sein, dass er bleibt. Die Kaufoption bei Luca Kilian dürfte zudem bald gezogen werden, sodass der FC in Timo Hübers, Kilian und Meré dann zumindest drei eigene Bundesliga-Innenverteidiger hat. Ein kleines Fragezeichen, ob das mit den angesprochenen Ersatzlösungen Schmitz und Horn so genug ist, bleibt.
Baumgart will gewinnen (Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images)
Die erste Feuerprobe für den FC ist also Hertha BSC Berlin. Der FC reist hier auch ohne den tunesischen Fußballer des Jahres, Ellyes Skhiri an, der beim Afrika-Cup weilt. Zudem ist fraglich, ob Kingsley Schindler und Sebastian Andersson, die zuletzt ebenfalls angeschlagen waren, dabei sein können, das entscheidet sich kurzfristig. Baumgart aber bleibt sich treu und will die volle Offensive in der Hauptstadt. „Wir werden auch in Berlin mit zwei Stürmern und im 4-1-3-2 spielen. Für die Position neben Anthony Modeste kommen Mark Uth oder Jan Thielmann in Frage.“ Vielleicht ist es ja die nächste Bewährungschance für Thielmann, der zwar in jugendlichem Alter bereits auf jede Menge Bundesligaeinsätze kommt, dabei aber direkte Torbeteiligungen noch allzu oft vermissen lässt.
Schwierig wird die Aufgabe allemal. “Hertha hat sich zuletzt stabilisiert, es wird eine spannende Aufgabe. Wir werden sehen, wie gut die beiden Teams nun aus der kurzen Pause kommen. Wir wollen unser Spiel machen und gewinnen“, so Baumgart. Hertha hat sich unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut zuletzt positiv entwickelt. Allerdings gibt es in der Hauptstadt einige Corona-Sorgen, so fallen etwa die gefährlichen Stürmer Ishak Belfodil und Stevan Jovetic aus, der Abgang von Krzysztof Piatek nach Florenz steht zudem unmittelbar bevor. Kölns neuen Nummer 1, Marvin Schwäbe muss sich also auf Überraschungen beim Torabschluss des Gegners versuchen einzustellen.