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Interviews

“Ich habe alles auf den Schiri geschoben. Sie haben es mir Gott sei Dank geglaubt.”

Wir sprachen mit Carsten Sebastian Henn. Urkölner, Gastrokritiker und Journalist über effzeh, Essen und Trinken. Erstaunlicherweise ergaben sich einige Gemeinsamkeiten.

© Anita Schiffer-Fuchs
© Anita Schiffer-Fuchs

© Anita Schiffer-Fuchs

Wir sprachen mit Carsten Sebastian Henn, Journalist, Gastrokritiker beim KSTA und Krimiautor über seine “alte Liebe” effzeh, über die nachwachsende Fan-Generation und was Kochen und Fußball gemeinsam haben. Er wurde einem breiteren effzeh Publikum vor Allem wegen seiner Kritik am neuen Geißbockheim bekannt.

effzeh.com: Carsten, wie immer die obligatorische Frage an unsere Interview-Partner zum Einstieg- Was war Dein erstes Erlebnis mit dem FC bzw. wann warst Du erstmals im Stadion?

CSH: Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Ich stamme aus einer Familie von FC-Fans, es stand außer Frage, dass ich auch einer bin. Das kam quasi mit der Muttermilch.

Wir wissen das Du gegen Hertha mit Deinen Kindern im Stadion warst, wie baut der Vater, sprich Fan, seinen Nachwuchs nach einer solchen Niederlage wieder auf?*

Ich habe alles auf den Schiri geschoben. Sie haben es mir Gott sei Dank geglaubt.

Wie hast Du Deine Kinder mit dem effzeh-Virus „infiziert“? Mit Deinen früheren Erlebnissen? Oder hast Du sie ins Rheinenergie „dienstverpflichtet“?

Sie haben schon im Babyalter Hennes-Plüschtiere bekommen. Hat bestens funktioniert.

Du bist seit Deiner Kindheit effzeh-Fan, wie siehst Du die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren? Was war gut, was war schlecht und was kann besser werden?

Zur Zeit läuft es größtenteils gut, was sicher an den Verantwortlichen liegt. Das Toni Schumacher mit im Team ist freut mich besonders – er war immer mein Idol. Dass einzige was mich in letzter Zeit wirklich geärgert hat war die Vergabe der 10 an Pat Helmes. Nicht falsch verstehen, er ist ein fantastischer Spieler und wir könnten ihn gerade mehr als gut gebrauchen, aber ein Versprechen ist ein Versprechen. Und das war Poldi gegeben worden. Ihn wieder im Trikot des FC zu sehen würde mich sehr glücklich machen. Hoffentlich erlebe ich das noch!

Kommen wir auf Dein ureigenes Spielfeld – alles was mit Kochen, guten Wein und spannenden Krimis zu tun hat. Was haben aus Deiner Sicht Kochen und Fußball gemeinsam und was nicht?

Mehr als man anfänglich glaubt. Ein gutes Gericht ist wie eine gute Mannschaft: ausgewogen in allen (Mannschafts)Teilen, und das Ganze sollte mehr als die Summe seiner Teile sein.

In dem Zusammenhang was ist wichtiger Chefkoch/Trainer oder Mannschaft/Küchenbrigade und was macht in dem Zusammenhang die Stammkundschaft/Fans aus?

Die Mannschaft ist wichtiger als die Küchenbrigade, denn in vielen Küchen besteht letztere nur aus Befehlsempfängern, wogegen eine Mannschaft selber kreativ sein muss. Deshalb ist der Küchenchef auch – in diesem Vergleich – wichtiger als der Trainer. Er hat alles in der Hand. Treue Fans gibt es hier wie dort – und ohne die kommt weder eine Fußballmannschaft noch ein Restaurant aus.

Vom Wein wissen wir das gerade Beharrlichkeit, gute Pflege der Reben und kreative Ideen einen großen Teil des Erfolges ausmachen. Was denkst Du kann der effzeh aus der Önologie (Weinkunde) für sich übernehmen?

© Christina Feldhoff

© Christina Feldhoff

Das langfristige Denken. Ein Winzer plant in großen Zeiträumen, wenn er einen Weinberg neu bestockt, dann werden die Reben 20-30 Jahre tragen. In einem Fußballverein muss kurz-, mittel- aber eben auch langfristig gedacht werden. Wegen der Schnelllebigkeit des Geschäfts wird gerade letzteres oft vergessen.

Du hast vor ein paar Wochen mit einem Verriss des neuen Restaurants im Geissbockheim in Deiner regelmäßigen KSTA-Kolumne aufhorchen lassen. Woran lag es, dass das neue Konzept Dich nicht überzeugt hat? Und gab es Reaktionen seitens des Vereins oder Betreibers? Oder schon auf der schwarzen Liste von Herrn Wehrle?

Ich hoffe nicht! (lacht) Zumindest bin ich ins Stadion gelassen worden. Falls man mich fragt lege ich dem Verein gerne dar, was ich kritisierenswert finde. Das aktuelle Konzept will es allen Recht machen, das geht aber nicht wenn man frisch kochen möchte. Das Konzept sollte wie der FC sein: regional verankert, emotional, authentisch. Warum keine richtig gute Brauhausküche mit regionalen Lebensmitteln. Das muss gar nicht teuer sein, und mit Zimmermanns Schwarzbrot, das es beim Frühstück ja gibt, oder Wurst von der Hennes Naturmetzgerei, Senf von der Kölner Senfmühle, Kölner Wasser, um nur einige Beispiele zu nennen, gibt es tolle Produkte. Aktuell ist das Essen so, dass dafür niemand extra hinfahren muss. Das könnte ganz anders sein.

Aus Deiner Sicht, wie sollte eine richtig gute Fankneipe aussehen und ausstrahlen – abgewrackte Eckkneipe oder moderne Sportsbar?

Wenn ich zwischen den beiden wählen muss, dann immer die Eckkneipe. Fußball guckt man mit Freunden, deshalb ist der Gastgeber so wichtig. Wenn der in einer Sportsbar klasse ist, kann es da auch richtig nett sein. Vor allem wenn der FC gewinnt!

Kommen wir zur Frage an den Krimiautor – wird es eine Zittersaison für den effzeh mit Absturz, oder rettet uns der Kommissar mit dem finalen Rettungsschuss vor den bösen Mächten?

Hauptkommissar Stöger löst den Fall souverän!

Abschließend, sollte es gut ausgehen für den effzeh – mit was feiert das Carsten Henn im kommenden Mai?

Pommes FC natürlich!

effzeh.com bedankt sich ganz herzlich bei Carsten Sebastian Henn für das erfrischende Interview. Wer mehr über den bekannten Weinkritiker und Journalist erfahren möchte, der sollte mit seiner Homepage www.carstensebastianhenn.de einen Anfag machen.

 

* Das Interview wurde nach dem Hertha Spiel geführt.

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