Moritz Krämer sang einst über den Zustand eines Begräbnis, wenn man da so liegt und noch alles mitbekommt, wer da erscheint. Viel wichtiger wer da eben nicht erscheint und warum man dort nun liegt und nicht weitergelebt hat. Und warum die ganze Planung nun für den Arsch war, denn man wollte eigentlich ins „ Grüne mit einem bemoosten Kreuz“, leider ist der Friedhof aber ein Krematorium.
So oder so ähnlich fühlte ich mich gestern nach der 1-2 Niederlage des 1.FC Köln.
„Mein letzter Wille für den Arsch, was für ein beschissner Tag!“
Denn somit konnte ich alle Hoffnungen begraben was einen Relegationsplatz angeht, vor allem weil Kaiserslautern heute mal eben mit dem FSV Frankfurt kurzen Prozess gemacht hat. (Endstand 4:1)
In weiser Vorahnung hatte ich mir ja schon Rotwein, Sekt und Bier kaltgestellt, um diesen Schmerz einfach wegzutrinken. Der Kater danach ist dann eh egal. Gegen Sodbrennen trinkt man Milch und bei Standardsituationen fehlt in letzter Zeit die Zuordnung.
Das Schneckenrennen hat nun endlich ein Ende. Zum Schluss wird der 1.FC Kaiserslautern verdient den Relegationsplatz erreichen (“…in der Hölle sollt ihr schmorn!”). Nach dem Suff kommt die Erleuchtung.
Ausgangslage („…ich mochte euch schon damals nicht, was macht ihr hier?“)
Meine Ausgangslage war bescheiden. Ich hatte kein gutes Gefühl, das begann schon am frühen morgen als mir mein Toastbrot auf dem Boden fiel. Natürlich auf die Butterseite. Zudem war mein Glücksbringer-Hemd in der Wäsche und nicht mehr auffindbar. Also kam mein Ersatz Jersey zum Einsatz, mit dem hatte ich schon diverse Klatschen durchlebt. Ritual ist es bei mir an Spieltagen auch die FC Hymne zum Frühstück zu hören, dumm nur dass Frau Besuch bekam und ich mich nicht komplett zum Vollhorst machen wollte. Also beließ ich es dabei und ging mich mit den Hunden warmlaufen. Dem jüngeren hatte ich kurzer Hand mein altes Poldi Trikot übergestreift, dem älteren mein „Schöneberg“-Leibchen aus der Aufstiegssaison 2008! Man greift nach dem letzten Strohhalm !
Ähnlich muss es dem FC ergangen sein. Zu viel Kopfkino, denn nach den völlig sinnlosen Unentschieden der letzten beiden Wochen und verschenkten 4 Punkten ging es diesmal wirklich um Alles oder Nichts. Ebenso wie für den VFL Bochum die mit dem Schnäuzer anscheinend zur Spitzenmannschaft avancieren, müssen sie auch im Abstiegskampf, da Dresden punktete.
Die Sonne schien, auch in Bochum – alles war angerichtet für einen schönen Tag!
Ich mag Bochum nicht!
…und bei Standardsituationen fehlt auch oft die Zuordnung.
Personelle Lage (…und Putin ist nicht da und Rachel Weisz ist nicht gekommen…“)
Bei spielen wo es um was geht, muss ich allein sein, wenn ich nicht im Stadion bin. Ich kann diese ganzen Kommentare der Fans während des Spiels oft nur schwer ertragen. Wie beschissen der Brecko spielt, warum Lehmann immer noch auf dem Platz steht und wieso Bröker nicht in Düsseldorf geblieben ist. Ich guck dann lieber alleine und trinke mir auch die beschissensten Spiele schön. Ich bin Kölner, ich darf das. Alleine.
Zumal der FC auch in Bestbesetzung auflaufen konnte, wenn es beim FC so etwas wie eine Bestbesetzung gibt. Das Wort ist ja in Zeiten der Rotation ziemlich antiquiert. Jedenfalls fehlte lediglich Strobl, dafür begann Matuschyk und Lehmann auf der 6. Chihi begann für Przybylko. Bei Bochum musste Aydin passen (Wadenprellung), für ihn kam Delura– ansonsten alles beim Alten.
Auch die Sache mit der Zuordnung bei Standards.
Spielverlauf (…vielleicht war es der beste Zeitpunkt weil das alles irgendwann aufhörn muss..!)
Als Manuel Gräfe das Spiel anpfiff hatte ich schon das erste Piccolöchen getötet! Mir kam es so vor als wenn die FC Spieler auch so ein paar intus hatten, denn das Anfangstempo unserer Böcke war sehr bescheiden. Der VfL hingegen attackierte früh und versuchte sofort die Initiative zu erlangen. Meist über die Flügel, wo Brecko und Hector aber einen guten Job machten. Das erkannte ich auch noch nach dem zweiten Piccolo, auch dass der effzeh vorwiegend mit Kick & Rush agierte, allen voran Kevin McKenna, der jede Pille hoch und weit Richtung Ujah kloppte. Insgesamt war das alles etwas zerfahren, ähnlich wie meine Magensäure. Zeit auf Rotwein umzuschwenken, mein Beitrag zur Roten Wand in Bochum. Wie hieß es noch „Ganz in Rot“ nach Bochum. Da wollte ich mich nicht lumpen lassen und so ab der 20 Minute kam der FC auch besser ins Spiel. Richtige Chancen gab es auf beiden Seiten nicht wirklich. Hier mal ein Dedic Außennetz, da mal ein Matuschyk Fernschuss. Hier mal ein Lehmann Flatterball, da mal ein Freier Versuch. Alles überschaubar, wie der Fusel in meiner Kehle.
Als ich nach 30 Minuten zum Kühlschrank schlich, um dann mir endlich ein Männergetränk (keine Kompromisse) zu genehmigen – kam der Chihi! So ein bisschen aus dem nichts ging der FC in Führung.
Brecko flankte eher suboptimal flach in den 16er, die Situation schien schon geklärt, doch Acquistapace sprang der Ball von der Hand und dem Unterleib vor die Füße und servierte maßgerecht auf Chihi. Sein erster Versuch ging an den Pfosten, der Abpraller landete dann im Netz.
Chihi war bis dahin eh einer der Besseren auf dem Platz, von daher passte das schon und so ein bisschen rechnete ich wieder rum. Fatale Entscheidung!
Der Beginn der 2. Hälfte ähnelte der ersten erheblich. Der VfL versuchte, probierte eher schlecht als recht. Der FC hatte defensiv alles im Griff und auch das Mittelfeld wurde nun schneller überbrückt.
Als dann ein Zuckerpass von Dedic in die Schnittstelle der FC-Abwehr kam, hatte ich schon mein fünftes Pils intus. Tasaka war frei durch, doch sein Schuss verfehlte nur knapp das Gehäuse (54.). Ab diesem Moment wich meine Zuversicht auf einen Dreier. Mir erschien die Abwehr nicht mehr sehr sattelfest, der FC ließ den Bochumern mehr Räume. In der 59. Minute keimte bei mir Hoffnung auf als Matuschyks Schuss gerade noch von der Linie gekratzt wurde. Sollte mein FC wirklich das vorentscheidende 2:0 nachlegen!? Näää.!
In der 65. War es dann soweit: Rzatkowski zirkelte einen Freistoß auf den Helm von Dedic. Da fehlte etwas die Zuordnung!
Das 1:1 war ein Weckruf. Der FC gab Gummi und hatte genügend Chancen auf das 2:1. Lehmann (71.), Bröker (71.) und Clemens (74.) hatten gute Gelegenheiten, scheiterten aber entweder an Luthe oder zielten knapp vorbei. Es war zum heulen. Und das tat ich dann auch in der 79.! Wieder ein Standard, wieder Rzatkowski diesmal mit einer Ecke auf den kurzen Pfosten und Maltritz nickte ein. Hier sah Horn nicht glücklich aus. Aber was solls. Ich war es ja auch nicht mehr und langsam war ich auch erleichtert, dass dieser Hoffnungsgedanke des Aufstieges endlich der Gewissheit wich, auch im kommenden Jahr wohl Liga 2 zu spielen.
In den letzten 10 Minuten packte der FC die Brechstange aus aber es reichte nicht mehr.
Spieler im Fokus („…ich bin jetzt dann mal weg…!“)
Christian Clemens – engagiert wie eh und je. Leider auch oft mit unglückliche Aktionen, als er wieder einmal eine Großchance liegen ließ. Er rennt und ackert bis zum Schluss für seinen FC. Das kann man ihm nicht absprechen. Dennoch nicht sein bestes Spiel für den FC.
Adil Chihi – Das war ein gutes Spiel vom Adil. Es funktionierte zwar nicht alles, aber fast jede gefährliche Aktion lief über ihn. War über all zu finden. Einziges Manko, er sollte weiterhin versuchen diese Gesten bei angeblichen Foulspiels sein zu lassen. Manchmal wirkt das alles arg theatralisch.
Baute zum Ende hin ab.
Dominik Maroh – bis zu den Gegentoren für mich der beste Spieler auf dem Platz. Grätschte, Köpfte alles weg. Gefühlt 100% Zweikampfquote. Zum Schluss in einige Situationen genauso konfus wie der gesamte FC.
Fazit ( „Jetzt denke ich dass es vielleicht zu früh war und dass das Beste eigentlich noch kommt…“)
Mehr geht halt nicht. Dann fehlt halt noch etwas Qualität! Dann muss man das auch einfach mal so hinnehmen und vielleicht auch ein bisschen stolz auf diesen Umbruch sein. Ich meine Platz 4 hätte ich vor der Saison mit Handkuss genommen!
Dann im nächsten Jahr. Dann aber so richtig!
Ich warte mit Spannung auf die Weiterentwicklung.
Mir macht es unendlich Freude. Und mit nem Piccolo, nem Wein und Bier kann man das sogar nervlich ertragen!
Entspannt mit Cola Zero wäre mir allerdings lieber.
Stimmen zum Spiel
Matze Lehmann : „ Wir hatten in der ersten Halbzeit das Spiel gut im Griff und gehen auch verdient in Führung. Dann bekommen wir zwei Standards, werfen zum Schluss alles nach vorne und haben auch unsere Chancen. Das ist natürlich bitter.
Ich spreche hier glaube ich für alle, dass uns das extrem ankotzt! Da fahren so viele Fans zur Unterstützung mit. Alles fängt so gut an und dann kommt so eine Katastrophe.“
Miso Brecko: „Das zieht sich durch die ganze Saison. Wir sind einfach nicht torgefährlich. Wir haben gute Möglichkeiten, schießen aber nicht die nötigen Tore. Nach einer 1:0 Führung spielt man eigentlich am besten Fußball. Es gibt ja nichts schöneres als 1:0 zu führen. Dann kommen diese zwei Standards. In der gesamten Saison waren wir bei Standards sehr gut und plötzlich bekommen wir 3 Standard Gegentore in den letzten drei Spielen.“
Dominik Maroh: „Ich kann das alles nicht erklären. Eins ist aber klar, wenn wir mal das 2. oder 3. Tor machen würden, läuft so ein Spiel völlig anders. Für eine Mannschaft die den Anspruch hat oben mitzuspielen muss man auch mal, wie Hertha oder Lautern, 3 oder 4 zu Null gewinnen. Das fehlt uns einfach. Auch heute hatten wir wieder genügend Chancen. Wir machen eigentlich vieles richtig bis zum 16. Dann haben wir heute noch bei der Zuordnung der Standards gepennt, was eigentlich unsere Stärke war und dann kommt so ein Ergebnis zu Stande.
Wir müssen jetzt gucken, dass wir einen sauberen Abschluß hinbekommen. Wenn man so unkonstant punktet wie wir, der brauch auch das Wort Relegation nicht mehr in den Mund nehmen.
Gegen Hertha wollen wir den Weltklasse-Fans einiges zurückzahlen.“
Stanislawski: “Ich machs kurz. Wir drehen uns so ein bisschen im Kreis, weil wir viele gute Offensivsituation nicht so zu Ende spielen, dass wir uns mit einem zweiten Tor belohnen – für den Aufwand den wir betreiben. Da fehlt uns dann auch einfach Qualität, Qualität in Form von Ruhe, von Durchsetzungsfähigkeit, von Klarheit. Und wir haben heute zwei Standardsituationen nicht gut verteidigt, deswegen haben wir heute 2:1 verloren. Ich glaube, dass wir bis zum 1:0, auch nach dem 1:1 viele Sachen richtig gut gemacht haben. Auch wenn wir im Passspiel noch zu unkonzentriert waren, weggegangen sind von unserer Spielweise in der Spieleröffnung. Wenn wir auf die Tore schauen die wir bisher geschossen haben, sind 39 Tore viel zu wenig für die Vielzahl an Chancen die wir Woche für Woche haben. Deswegen stehen wir auf Platz 4. Da müssen wir auch die Finger ind die Wunde legen, das ist einfach zu wenig, was wir aus unseren Möglichkeiten gemacht haben.
Der VfL hat heute verdient gewonnen, weil sie aus den wenigeren Möglichkeiten das Maximale gemacht haben.“
Egal was auch passiert die Rote Wand, steht hinter dir: