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Vorspiel

Heimspiel gegen Frankfurt: Das Erfolgsmodell der Eintracht als Vorbild für den FC?

Vor dem Vereinsgeburtstag am Montag wartet auf den 1. FC Köln am Sonntagnachmittag in Köln-Müngersdorf ein Gegner, der den Köln in den letzten Jahren entwachsen ist. Der FC wir eine Perfomance der Extraklasse benötigen, will er den Platz als Sieger verlassen.

Im Hinspiel kämpfen Sargis Adamyan und und der Frankfurter Luca Pellegrini um den Ball. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Der 1. FC Köln feiert am kommenden Montag seinen 75. Geburtstag. Wünsche zu einem solchen Ehrentag konzentrieren sich üblicherweise auf Begriffe wie Glück, Gesundheit, die Erfüllung von Träumen oder darauf, dass man stets ein kühles Kölsch im Kühlschrank haben möge. Auf der Spieltags-PK wurde Kölns Trainer Steffen Baumgart nun nach seinen Wünschen für den Verein gefragt. Zunächst etwas überrascht, formulierte der Coach dann mit Bedacht: “Ruhe. Ruhe und Klarheit, was die nächsten Schritte angeht, eine klare Vision und dass sich alle gemeinsam dieser Vision unterordnen.” Baumgart mag dies nicht bewusst gewesen sein, aber was das Geburtstagskind, den 1. FC Köln, betrifft, sprach er damit schon ein wenig das große Ganze an.

Abwechslungsreiche Duelle zweier Traditionsvereine

Vor der Feier steht die Pflicht und die trägt am späten Sonntagnachmittag den Namen Eintracht Frankfurt. Die Spiele der Kicker vom Rhein gegen die Hessen waren oft abwechslungsreich, spannend und selten so klar wie beim 7:0-Sieg der Geißböcke am 29. Oktober 1983. Dramatisch wurde es im Frühjahr 1978, als das Team um die Weltmeister Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein zum Spitzenreiter nach Köln reiste. Ein Sieg wäre für den FC ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft gewesen, doch nichts wurde es damit, eine 0:1-Niederlage ließ die Borussia aus Mönchengladbach zum Tabellenführer aufschließen.

Anthony Modeste bejubelt seinen Siegtreffer zum 1:0 im letzten Heimspiel gegen die Eintracht. (Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

Die vielleicht bis dato beste Begegnung beider Kontrahenten fand im Spätherbst 1989 statt. Wieder war der FC glänzend in der Tabelle positioniert, lag Christoph Daums Team doch punktgleich mit Spitzenreiter Bayern München und dem Verfolger aus Leverkusen auf Tabellenplatz 3. Die Partie sah zwei Protagonisten: Auf Frankfurter Seite war dies Dieter Eckstein, der drei Treffer zum 5:3-Auswärtserfolg der Hessen beisteuerte, und bei den Geißböcken Bodo Illgner, der einen rabenschwarzen Tag hatte und bei zwei Frankfurter Toren tatkräftig mithalf. Das letzte Heimspiel gegen die Eintracht war weniger spektakulär, aber nicht minder spannend,  gewann der FC doch vor Jahresfrist erst dank eines späten Treffers von Anthony Modeste mit 1:0.

Die Eintracht – ein Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter?

Nun kommt also der Champions League-Teilnehmer aus Frankfurt nach Müngersdorf. Im Pokal unter der Woche hatte man beim 4:2-Sieg über Darmstadt 98 doch gut 45 Minuten lang einige Mühe mit dem Zweitligisten. Eine Leistungssteigerung in Hälfte zwei und die überragenden Mario Götze und Kolo Muani sorgten dann aber für das Erreichen des Viertelfinals.

“Frankfurt ist ein Beispiel für kontinuierliche und erfolgreiche Arbeit. Es ist schön zu sehen, dass es noch Traditionsvereine gibt, die sich positiv entwickeln. (Steffen Baumgart)

Überhaupt, die Hessen sind gut drauf. In der Bundesliga datiert die letzte Niederlage aus dem Oktober letzten Jahres (1:2 gegen den BVB), im DFB-Pokal sind sie weiter und in der Champions League haben sie das Achtelfinale erreicht, wo sie es mit dem SSC Neapel zu tun haben werden.

Auf die Frage nach den Gründen für diese Erfolge hört man bei Steffen Baumgart sehr viel Respekt und große Hochachtung heraus: “Frankfurt ist ein Beispiel für kontinuierliche und erfolgreiche Arbeit. Was sie sich aufgebaut haben, inklusive des neuen Trainingszentrums, ist schon beachtlich. Es ist schön zu sehen, dass es noch Traditionsvereine gibt, die sich positiv entwickeln.”

Im Hinspiel köpft Frankfurts Tuta den Ball vor Timo Hübers weg. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Mag sein, dass Kölns Trainer bei seinen Wünschen zum 75. Geburtstag des 1. FC Köln den Erfolgsweg der Eintracht im Hinterkopf gehabt hat. Auch dort lag vor noch nicht allzu langer Zeit vieles im Argen. Der vierte Abstieg datiert aus dem Jahr 2011, der nächste Gang ins Unterhaus konnte 2016 nur durch die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg (1:1 und 1:0) vermieden werden. Danach gab es unter Fredi Bobic und Nico Kovac die von Baumgart angesprochene klare Vision in Verbindung mit harter Arbeit und einer äußerst geschickten Transferpolitik, die auch nach dem Weggang von Bobic und Kovac ihre Fortsetzung fand.

Der gegenwärtige Architekt der Frankfurter Erfolge ist Trainer Oliver Glasner, der seinem Team die Fähigkeit vermittelt hat, problemlos von Dreier- auf Viererkette umzustellen, wobei er zuletzt ein 3-4-2-1 bevorzugte mit Hasebe, Ndicka und Tuta vor Torwart Kevin Trapp, den Sechsern Kamada und Rode (oder Sow), den schnellen Philipp Max und Aurélio Buta auf den Außenbahnen sowie Mario Götze und Jesper Lindström hinter Torjäger Kolo Muani.

“Die Frankfurter sind im Kurzpass überragend und schaffen es immer wieder, aus kurzen Ballstafetten die nötige Tiefe zu finden.” (Steffen Baumgart)

Glasners Arbeit beschränkt sich aber keineswegs auf das Einstudieren taktischer Formationen. Genauso akribisch lässt er die Basics des Fußballs üben, Räume zu verengen oder das Spiel in aussichtsreiche Zonen zu lenken, um von dort ihre Pressing-Attacken zu starten. Das Bilden von Dreiecken gehört ebenso dazu wie die ständige Suche nach Tiefe mit und ohne Ball. Der Erfolg ist unübersehbar, wie auch Steffen Baumgart auf der PK betonte: “Die Frankfurter sind im Kurzpass überragend und schaffen es immer wieder, aus kurzen Ballstafetten die nötige Tiefe zu finden.” Mit anderen Worten, eine Klassemannschaft, der der FC nur gewachsen sein wird, wenn er sich in Galaform präsentiert.

Die personelle Situation

Die Eintracht kann personell bis auf den verletzten Junior Dina Ebimbe aus dem Vollen schöpfen. Der 1. FC Köln muss hingegen neben den Langzeitverletzten Uth, Kilian, Pedersen und Andersson auf Davie Selke und Dejan Ljubicic verzichten – gerade Letzterer hätte dem Team von Steffen Baumgart mit seinem Tempo gegen die flinken und ballsicheren Hessen gutgetan.

Und trotz der personellen Nöte, Trainer Baumgart zeigte sich auf der Spieltags-PK voller Vorfreude auf die Partie: “Ich freue mich auf ein hochemotionales Spiel. Das Stadion ist ausverkauft – mit zwei Fangruppen, die alles raushauen. Beide Teams werden Feuer freigeben. Geiler als am Sonntag kann Fußball vielleicht nicht werden,” sagte er und machte damit Appetit auf einen Fußball-Leckerbissen. Na denn, wohl bekomm’s.

Die voraussichtliche Aufstellung:

Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Hector – Skhiri, Martel – Maina, Huseinbasic, Kainz – Tigges

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